02| Titelseite

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Glitter & Gold
Barns Courtney

Glitter & GoldBarns Courtney

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Ezra [ehz•ruh]

„Gratulation. Du bist auf der Titelseite."
Die Zeitschrift landete mit einem lauten Klatschen vor mir auf dem Schreibtisch. Neugierig beugte ich mich über das Papier.
Es war einer dieser seltsamen Klatschzeitungen, die ständig darüber diskutierten, ob ein Promi zugenommen hat oder schwanger war. Ich fragte mich, ob mein Vater sie selbst gekauft hatte. Vielleicht würde er sich später die healthy breakfast-burritos Seite durchlesen. Der Gedanke ließ mich grinsen.

„Findest du das etwa lustig?", zischte mein Vater und ich lehnte mich wieder zurück in den Sessel. Mein Lächeln verschwand. „Absolut nicht. Das Foto von mir ist schrecklich."
Seine Hände zuckten und ich machte mich bereit in Deckung zu gehen, falls er seinen Tacker nach mir werfen wollte.

Aber das Foto von mir war tatsächlich nicht gerade vorteilhaft. Es zeigte mich in einem dieser schummrigen Nachtclubs. Ich saß auf eine Couch gefläzt, ein Bier in der Hand, mein Kopf im Nacken, der Blick ausdruckslos. Ach ja, und dann war da noch die halb nackte Frau, die auf meinem Schoß hockte und mir fast die Brust voll sabberte. Abgerundet wurde alles mit der Schlagzeile: Milliardärs-Sohn kurz vor dem Absturz?

Ehrlich gesagt hatte ich keine Erinnerungen mehr an diese Szene. Generell hatte ich wenig Erinnerungen an diesen Abend.

Aber die Paparazzi schienen ihren Spaß zu haben. Gelangweilt blätterte ich in der Zeitschrift bis zu meinem Artikel. Schnell schlug ich die Zeitschrift wieder zu. Definitiv keine vorteilhaften Bilder.

„Hast du sonst nichts zu sagen?", fragte mich einer der reichsten Männer dieses Landes und ich zuckte mit den Schultern. „Sorry?"
Eine Ader an seiner Stirn begann gefährlich zu pochen. Hoffentlich bekam er keinen Herzinfarkt. Ich wüsste nicht, wie ich das meiner PR-Managerin erklären soll.

„Du kleiner Bastard.", zischte er und zerrte an seiner Krawatte. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was das Bedeutet?"
Dass die älteren Damen, die sich diese Zeitschriften kaufen, nun wissen wie ich völlig weggetrunken aussah? Schön für sie.

„Ich habe nicht das Image unserer Familie gepflegt und beschützt, nur damit mir ein gelangweilter Teenager, alles kaputt macht.", sagte er und fuhr sich durch die ergrauten Haare.
„Ich bin 18.", verbesserte ich ihn, doch er ignorierte mich.

„Deine Schwester hat 2 Doktortitel!", begann er aufzuzählen und ich verdrehte die Augen. Ich wusste was jetzt kam. Ich hatte mir die Leistung meiner Geschwister schon tausendmal angehört. Dad benutzte sie oft, um mir vor Augen zu halten, was für ein fucking Loser ich doch bin.

„Warum braucht man eigentlich 2? Das habe ich mich schon immer ge-"
„Dein Bruder heiratet in die Royale Familie!"
„Und warum ist das meine Schuld?"
Das Donnern, als mein Vater auf den Tisch schlug, lies mich zusammen zucken.

„Du wirst dich jetzt zusammen reißen, oder..."
Ich erhob mich und strich meine Schuluniform glatt. Oder was? Das alles hatten wir schon tausendmal. „Ich mein es ernst, Ezra. Nochmal so ein Fehltritt und ich schick dich auf ein Internat in der Schweiz."

Ich sah schwach lächelnd zu ihm auf. Wie Süß.
„Ich bin nicht mehr 12, Dad. Ich steh kurz vor dem Abschluss." In ein paar Monaten hätte er mich dann wieder am Hals. Harold Coldwell, Milliardär und CEO, lief vor Wut rot an. „Du kleiner Wichser. Fordere mich nicht heraus. Nur ein Telefonat und du arbeitest den Rest deines Lebens in einem Fast-Food-Restaurant!"

Ich ging zur Tür. Ich musste zurück zur Schule. Obwohl ich wirklich keine Lust auf Physik hatte, war alles besser als Dads Vorträge. Bevor ich ging, drehte ich mich noch mal zu ihm um. „McDonalds oder Burger King?"
Ihm klappte der Mund auf. „Was-"
„Das ist ein wichtiger Unterschied.", ich tippte mir an den imaginären Hut, als ich die Tür zu seinem Büro öffnete.

„Mach's gut, Dad. Wir sehen uns." und damit verließ ich denn Raum. „Ezra William Col-"
Seine Schimpftirade wurde unterbrochen, als die Tür ins Schloss fiel, aber ich war mir Sicher, das noch einige Schimpfwörter folgen würden.

„Geht es Ihnen gut, Mr. Coldwell?", fragte der Mann, der neben dem Büro meines Vaters gewartet hatte. Ich drehte mich zu meinem Butler um. Ich zwang mich zu Lächeln. „Alles bestens, Mr. Graham."

Ich richtete mein Jackett und Schritt erhobenen Hauptes durch das Büro. Ein paar Monate noch und ich würde aus diesem Dreckloch verschwinden. Bis dahin würde ich meinem Vater das Leben zur Hölle machen.

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„Was steht an, Graham?", fragte ich während ich mich im Spiegel musterte. Die letzte Nacht sah man mir noch deutlich an. Die dunklen Augenringe zierten deutlich mein Gesicht und ich sah generell so aus, als hätte ich länger nicht mehr geschlafen.

Ich strich meine blonden Locken aus der Stirn und richtete meine Krawatte. Gedankenverloren strich ich über das Logo der Harrington. Es war ein Emblem aus Gold und Grün, mit vielen unnötigen Schnörkeln.

Die Harrington war eine Privatschule, für die Kinder von Stars und Milliardären. Also teuer und versnobt. Doch gegen die offensichtliche Annahme würde ich in meinem heutigen Zustand gar nicht auffallen. Die meisten Schüler hatten entweder einen Kater oder waren High.

„Sie haben nach der Schule ein Treffen mit einem College-Berater, dann ein Meeting um 17:00 Uhr, eine Stunde später sind sie mit ihrem Bruder und seiner Verlobten zum Essen verabredet. Dann-"
„Sagen sie alles ab.", unterbrach ich den älteren Herrn. Verwirrt blickte er in den Rückspiegel.
„Aber Sir-"

„Ich habe bereits was vor.", gestand ich ihm und zwinkerte ihm über den Spiegel zu. Ich hörte, wie er seufzte. „Sie sollten- Ey! Pass doch auf wo du hin fährst, du Penner!", brüllte er und hupte einem Auto hinterher, das ihm gerade die Vorfahrt genommen hatte.

„Himmel, Graham, ich hab dich noch nie so fluchen hören.", lachte ich, während ich in meiner Tasche nach meinen Kopfhörern kramte. Tatsächlich sah der ältere Herr aus, als wäre er gar nicht in der Lage auch nur ein schlimmes Wort zu sagen. Mit seinem grauen Haar, denn freundlichen braunen Augen und dem buschigen Schnurrbart, sah er aus wie ein typischer Bilderbuch-Opa.

„Ich bitte um Entschuldigung.", murmelte er, aber ich winkte ab. „Tun sie sich keinen Zwang an. Bin ja nur ich."

Graham lächelte mich verschmitzt an. „Gerade in der Anwesenheit eines jungen Gentleman sollte man nicht fluchen."
Bei dem Wort Gentleman lachte ich schallend auf. „Sie sind urkomisch. Schon mal dran gedacht, das hier aufzugeben, um Komiker zu werden?"

Graham setzte den Blinker,
„Ständig, Sir."
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✍🏻:

Ezra Coldwell [ehz•ruh]: Sohn eines Millionärs

Harold Coldwell [Hae•rohlt] : Vater von Ezra

Mr. Graham [Grae•haem]: Butler und Chauffeur von Ezra (inoffizieller, bester Freund)

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now