22| Parkplätze

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Paradise City
Guns N' Roses

Ezra

Der Kuss dauerte nur 2 Sekunden. Und dennoch schaffte ich es, dass Killian zu Eis erstarrte. Als ich mich wieder von ihm löste, starrte er mich fassungslos an. Vielleicht hätte ich ihm eine Vorwarnung geben sollen. Als er wieder zu sich kam, starrte er mich seltsam an. Zum Glück waren wir in der Öffentlichkeit, sonst hätte er mir sicher eine verpasst.

Sadie kicherte hinter uns. „Stör ich euch zwei? Oder können wir los?" Lee grummelte irgendwas von wegen, wir hätten schon von vor 5 Minuten da sein sollen und stieg dann ein. Die Mission war erfolgreich. Ich ließ meinen Blick über den Pausenhof wandern und stellte zufrieden fest, dass nicht nur wenige uns anstarrten. Damit hatte ich die Gerüchteküche gerade den nötigen Brennstoff geliefert. Perfekt.

Spätestens morgen Mittag würde die ganze Schule über uns reden. Und dann dauerte es nicht mehr lange, bis mein Vater die Geschichte zu Ohren bekommen würde. Mit einem zufriedenen Grinsen schwang ich mich auf den Beifahrer Sitz und Lee startete, immer noch vor sich hin grummelnd, den Wagen.
Süß.

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„Komm schon, Lizzy!", brüllte Sadie und warf ihre Fäuste in die Luft. „Mach sie fertig!" Für das, dass hier Kinder an einem späten Nachmittag spielten, war das Publikum ziemlich hitzig. Kaum zu glauben, dass Eltern in mittlerem Alter, so eine Leidenschaft für Damenfußball haben.

Aber ich konnte nicht urteilen. Schließlich war ich ein 18-jähriger, der sich ebenfalls die Kehle aus dem Leib brüllte. Ich schaute hin und wieder ein Spiel im Fernsehen. Meistens Football oder Basketball, aber selten hat mich ein Spiel so mit genommen, wie dieses. Und wenn dieser Schiri nicht bald seinen Job richtig machte...

Lizzy war wirklich gut. I'm Moment flitzte sie über das Spielfeld, passte, bekam den Ball wieder zu fassen und ....
„Tor!!", brüllte Lee, der Silas auf seinen Schultern trug. Und die Menge tobte. Es war bereits die letzten Minuten und wenn die anderen nicht noch ein Tor schießen würden, hatte Elizabeth Green gerade das entscheidende Tor geschossen.

Im nächsten Moment hing auf einmal Sadie um meinen Hals. Ich wusste nicht, ob sie mich gezielt umarmte, oder nur aus Freude, den nächsten griff, der zur Verfügung stand. Wahrscheinlich eher letzteres, dennoch umarmte ich sie zurück. Wir jubelten als hätten wir gerade die Weltmeisterschaft gewonnen.

Mein Blick fiel auf Lee. Seine Augen schienen regelrecht zu leuchten und ... ich habe ihn noch nie so lachen sehen. Er sah fast ... menschlich aus. Schnell wandte ich den Blick ab.

Die Sonne ging langsam unter und färbte den Himmel rot als der Schiedsrichter Abpfiff und das Spiel für beendet erklärte. Die kleinen Spieler jubelten als sie den Preis erhielten.

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„Das war der Hammer!", rief Lizzy, die eine kleine Miniversion des Pokals in die Luft riss, denn jeder Teilnehmer bekommen hat. Der richtige Pokal wird wahrscheinlich in eine Vitrine gestellt. Auch wenn ich kein Teil, dieser Familie war, erfüllte mich ein Gefühl von Stolz. Ich war schon lange nicht mehr Teil von etwas gewesen. Auch, wenn es nur ein Fußballspiel war.

Zwar war Lee mir die ganze Zeit aus dem Weg gegangen, aber das war mir egal.

„Du warst super!", bestätigte Moe und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Wir betraten gerade den Parkplatz, als die Lichter der Straßenlaternen angingen. Die meisten Autos waren schon weg, weil wir noch auf Silas warten mussten, der nach dem Spiel unbedingt noch auf die Toilette musste. Jetzt lag der Platz fast schon verlassen vor uns. Das Bild, das sich vor uns ausbreitete, war fast schon harmonisch.

Der Himmel, der leuchtete, als würde er in Flammen stehen. Die kühle Frühjahresluft, gemischt mit Rauch und dem Geruch nach Hotdogs. Es fühlte sich an, als hätte ich mich an eine Kindheit erinnert, die ich nie hatte.

„Das war wirklich beeindruckend.", stimmte ich zu und Lizzys Augen leuchteten auf. „Findest du?" Ich nickte. „Natürlich, du könntest Profi werden!"

Sadie grinste stolz, „Wie wärs, wenn wir uns zur Feier des Tages etwas kochen?"
Silas verzog das Gesicht. „Kommt drauf an wer kocht." Lee lachte tief und schallend, so dass ich für einen Moment stehen blieb. Hatte ich ihn schon jemals lachen gehört? Sadie hingegen sah zu tief verletzt aus. „Mein Essen ist gut! Keine Ahnung was ihr alle behauptet."

„Jaja, rede dir das nur we-", Lee brach so abrupt in seinem Satz ab, sodass ich mich nach ihm umdrehte. Verwirrt bemerkte ich, dass er wie angewurzelt stehen geblieben ist und auf eine Straßenlaterne starrte, die am anderen Ende des Parkplatzes stand. In deren Schein erkannte ich eine dunkle Silhouette, die in unsere Richtung zu sehen schien.

Lees Freude, die bis dahin sein Gesicht geziert hatte, war verschwunden. Stattdessen sah ich wieder die alt bekannte Kälte, die er, wie es schien, nur für mich reservierte. Doch heute...
Ich bekam eine Gänsehaut. Auf einmal wirkte der Parkplatz nicht mehr friedlich. „Lee? Alles ok?", fragte nun auch Sadie.

Als hätte gerade erst bemerkt, dass wir noch hier sind, zuckte er zusammen. Er wandte sich direkt an Moe. „Bring sie hier weg. Wartet nicht auf mich.", befahl er.

Moe schien sofort zu verstehen. Genauso wie Sadie. Ich schien der einzige zu sein, der völlig planlos war. Ihre Gesichter veränderten sich, wurden seltsam ernst. Moe packte mich am Arm und zog mich Richtung Auto. Es war plötzlich gruselig still geworden. Was ging hier gerade ab?

„Warte!", ich riss mich aus seinem Griff und drehte mich zu Lee um, doch der war schon auf dem Weg zu der dunklen Gestalt. Moe zog mich weiter. „Nun mach schon." Geschockt sah ich Lee hinterher.

Sadie hatte den Blick gesenkt und biss sich auf ihre Lippe. Silas und Lizzy sahen aus als hätten sie gerade einen Geist gesehen. „Wer ist das?", fragte ich, Lee nicht aus den Augen lassend. Wir erreichten das Auto, als mir Moe endlich antwortete. „Das erklär ich dir später." Das war keine zufriedenstellende Antwort. Als Sadie, Silas ins Auto half, merkte ich, wie ihre Hände zitterten.

Das reichte mir. Bereit endlich antworten zu bekommen, hielt ich Moe auf bevor er sich in den Wagen setzten konnte. „Du sagst mir jetzt, was hier los ist." Er riss sich aus meinem Griff. Alle anderen saßen bereits im Wagen, die Gesichter ängstlich verzehrt. „Steig in den Wagen.", Moes Stimme war eiskalt. Er schien völlig verändert.

Der Typ, der alles ins Lächerliche zog, war auf einmal schrecklich ernst. Und das machte mir Angst. Seine Augen ließen keine Zweifel zu, dass er mich in dieses Auto prügeln würde, wenn er keine andere Wahl hätte. Erneut wanderte mein Blick zu Lee, der sich immer weiter von uns entfernte.

„Wer ist das? Und warum geht Lee auf ihn zu? Kennt er ihn? Und warum können wir nicht auf ihn warten-"
„Steig. In. Den. Wagen!", fauchte er und packte mich an den Schultern. Ich versuchte mich ihm zu entziehen. „Nein! Wir können doch nicht...!"
Moes Griff wurde immer stärker. Er drückte mich regelrecht in den Sitz. „Lass es einfach.", bat mich Sadie vom Rücksitz und ich erstarrte.

Ich beobachtete wie Moe über seine Schulter blickte, zögerte, sich dann aber hinter das Steuer schwang.

Er starrte den Wagen und fuhr vom Parkplatz.
Ich sah in den Rückspiegel und sah gerade noch, wie die mysteriöse Gestalt Lee eine verpasste.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now