90| Abrechnung

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Can You Hold Me
NF

Erzähler

Sadie wusste, dass Ezra es nicht geschafft hatte, in dem Moment, in dem sie Lees Gesicht sah. Es war Eis. Als wäre jegliche Emotion verflogen. Als wäre jegliche Menschlichkeit weg. Als wäre er eine Maschine. Sadie hatte keine Ahnung, was sie noch tun konnte. Der Tag verstrich und jeder versuchte es ihm auszureden. Er blieb standhaft und am Ende hatte sie keine andere Wahl als ihn gehen zu lassen.

Sie hatte sich noch nie so verloren gefühlt, wie in dem Moment, in dem Lee das Haus verließ.

Ezra hingegen hatte noch lange nicht aufgegeben. Er konnte nicht mehr warten. Er würde nicht dabei zusehen, wie er alles verlor. Er beschloss, die Sache endlich in die Hand zu nehmen. Er konnte nicht mehr bis zum Abschluss warten.

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Ezra

Mein Vater war in seinem Büro. Wir eigentlich immer. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie ich es gehasst habe, in sein Büro bestellt geworden zu sein. Als wäre ich ein Sekretär, der ihm immer zur Verfügung stand.

Aber heute war es anders. Heute kam ich vorbereitet. Die Sache war die... Es ging nie wirklich um meinen Ruf, den ich ruinieren wollte. Es kam immer nur darauf an, meinen Vater an den Abgrund zu treiben.

Ich hatte das hier jahrelang geplant. Sauber und sorgfältig. Ich hatte von dem Tag geträumt, in dem ich endlich in dieses beschissene Büro stolzieren würde, und das forderte, was mir gehört. Und endlich die Oberhand hatte.

Es war immer ein Spiel von Geduld gewesen. 5 Jahre lang hatte ich durchgehalten und ich dachte, es wären nur ein paar Wochen bis zum Ziel. Bis zum Abschluss, wenn ich endlich komplett außerhalb seines Einflusses wäre.

Aber Lees Worte haben mir klargemacht, dass ich nicht mehr warten konnte. Er hasste mich. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Aber ich würde nicht gehen, ohne wenigstens zu versuchen alles zu erklären. Vielleicht... ja, vielleicht war es noch nicht zu spät für uns.

Ich würde meinen Vater endlich besiegen und wenn ich frei bin, werde ich ihnen alles gestehen. Ob sie mich dann immer noch wollen, ist ihre Entscheidung. Ich konnte nur beten.

Aber zuerst ... Zuerst musste ich mich meiner größten Angst stellen.

Ich hatte immer Angst vor diesem Moment gehabt, genauso sehr wie ich ihn mir herbei gewünscht habe. Er war schließlich immer noch mein Vater, und irgendwo tief in mir drinnen war ich immer noch ein Kind, das seine Anerkennung wollte.

Aber ich durfte heute nicht einknicken. Ich blieb vor der Tür seines Büros stehen. Für Mom, für Lee, Sadie, Moe, Reid, Silas, Lizzy .... Und für mich. Ich stieß die Tür auf.

Mein Vater saß über ein paar Dokumente gebeugt an seinem Schreibtisch. Er sah auf, als ich vor ihm zum Stehen kam. „Ezra. Was verschafft mir die Ehre? Sehen wir uns nicht erst morgen auf Steves Charity Event? Ach ja, bring deine Freundin mit. So ein hübsches Ding." Ich schluckte die Galle hinunter, die mir hochgekommen war.

„Ich hab mit Audrey Schluss gemacht.", sagte ich kalt und er sah mich belustigt an. Eigentlich hatte ich nicht wirklich Schluss gemacht. Ich hab ihr eine Nachricht hinterlassen, dass sie zur Hölle fahren soll und dass, wenn sie es noch mal wagt mich anzufassen, ich sie nach Sibirien verfrachten lasse. Ich denke, das bringt die Nachricht rüber.

„Ah", er legte den Stift weg. „Hast du das?"
Ich nickte knapp und klammerte mich an den Ordner, den ich unter meinen Arm geklemmt hatte. „Und ich werde aussteigen." Er lehnte sich zurück, glaubte mir kein Wort.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now