29| Bedeutende Orte

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this is how you fall in love
Jeremy Zucker, Chelsea Cutler

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Killian

Wir starrten uns an. Ich wusste nicht, wie lange wir so dastanden, aber als Ezra wieder zu sprechen begann, jubelte die Menge bereits wieder, als der nächste durchs Ziel fuhr. „So meinte ich das nicht. Versteh mich nicht falsch ... es gibt Menschen, die sich für mich ... interessieren-", er brach ab und ich erkannte, wie seine Wangen sich rot färbten.

Ich nickte verstehend. „Scheint, als wären wir beide Junkies." Scheint, als würden wir beide es besser wissen, aber wären nicht fähig das zu tun, was das beste für alle wäre. Scheint als wären wir beide egoistisch. „Junkies also.", lachte er und damit war das Thema beendet. Ich sah ihn ein paar Sekunden an. „Es tut mir leid.", flüsterte ich nach einer Weile. Ich schuldete ihm nichts, dennoch...

„Ich wollte euch keinen Schrecken einjagen."
„Ich weiß.", hauchte er und seine Wangen wurden noch eine Spur dunkler. Ezra räusperte sich. „Jedenfalls ... interessantes Hobby. Was machst du sonst noch? Stricken?"
Ich lachte und begann wieder mein Rad zu schieben. Ezra trottete neben mir her.

Seltsame Weise störte mich seine Anwesenheit heute mal nicht. Vielleicht lag es am Adrenalin in meinen Adern, aber vielleicht war ich sich endgültig verrückt geworden. „Tatsächlich bin ich gar nicht so schlecht im stricken.", entgegnete ich und sein Mund klappte auf. „Kein Scheiß?"
„Kein Scheiß. Aber lass deine Notiz App weg. Das muss dein Vater nun wirklich nicht wissen."

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Moe wartete an seinem Wagen, neben ihm Sadie.
„Man, wo warst du so lange?", warf er mir vor, bevor ich überhaupt bei ihnen angekommen war. Ich schwieg, weil ich ihm nicht unter die Nase reiben wollte, dass ich mich mit Ezra verquatscht habe. Denn dann würde er fragen, über was wir geredet haben, und das wusste ich selbst nicht so genau.

Sadie rieb sich über den Nacken. „Können wir jetzt gehen? Ich will einfach nur ins Bett." Ich legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf in den Himmel. Moe wusste bereits meine Antwort, weswegen er entgegnete: „Ich bring sie nach Hause. Wir sehen uns morgen." Ich nickte ihm dankbar zu und wollte mir gerade den Helm aufsetzen, als Moe sich zu Ezra wandte. „Was ist mit dir? Wo kann ich dich absetzen?"

Ezra zuckte mit den Schultern und sah zu mir. „Ich bin nicht müde. Eher im Gegenteil."
Ich verdrehte die Augen. Auf gar keinen Fall. Moe nickte verstehend und zwinkerte mir zu. „Na dann. Viel Spaß ihr beiden!" Sadie sah verwirrt zwischen uns hin und her bevor es klick machte. Dann begann auch sie zu grinsen. „Habt nicht zu viel Spaß, Jungs."

Bevor ich die beiden anbrüllen konnte, Ezra gefälligst mitzunehmen, hatte Moe bereits den Motor gestartet und fuhr davon. Wütend starrte ich Ezra an, der mich einfach nur angrinste. „Was?", fragte er, als ich nichts sagte. Ergeben seufzte ich. „Steig auf. Ich bring dich nach Hause." Er schüttelte den Kopf. „Ich will noch nicht nach Hause.", sagte er und klang dabei wie ein kleines Kind. „Pech Prinzessin. Ich bin kein Babysitter." Er seufzte skeptisch. „Du kannst mir doch nicht weiß machen, dass du nach so einem Abend brav ins Bett gehst."

Seine Augen blitzten auf.
„Also, was machst du sonst so nach einem Rennen?"

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Ezra

„Als ich dich das gefragt habe, habe ich mit einer After-Show-Party gerechnet, und nicht hier mit.", meinte ich und sah mich um. Als er diesen Berg hochgefahren ist, dachte ich zuerst, jetzt will er mich umbringen und irgendwo am Straßenrand abladen. Lee legte den Helm ab und ging auf die Klippe zu.

Vor uns lag die Skyline der Stadt, die zu dieser Uhrzeit hell strahlte. Die Aussicht war atemberaubend, aber was wollten wir hier oben? Es war ein kleiner Vorsprung an einer abgelebten Straße, versteckt vor den Augen meister Menschen. „Du kannst ja nach Hause gehen.", meinte er, als er sich setzte und seine Beine über den Abgrund baumeln ließ. Wenn ich ihn jetzt schubsen würde, würde es wie ein Unfall aussehen.

Er sah zu mir. „Was? Sag nicht, du hast Höhenangst?", er klopfte auffordernd neben sich. Skeptisch ging ich auf ihn zu und spähte über den Abgrund. Es ging knapp 2 Meter tief, da unter diesem Vorsprung ein weiterer war, doch ab da ging es tief nach unten. Mit klopfenden Herzen setzte ich mich neben ihn. Ich sah zu ihm rüber.

Sein Blick war an der Skyline geheftet und er atmete tief und ruhig. Auf seinem Gesicht lag schon fast ein friedlicher Ausdruck. „Was machen wir hier?", fragte ich und sah mich weiter um. Unter uns waren nur Büsche, aber wenn ich lang genug starrte, schienen sich die Schatten sich zu bewegen.

„Ich komm hier meistens her, um runterzukommen." Ich nickte verstehend. „Und ich dachte schon, du willst mich hier aussetzten."
Seine Antwort war ein stilles Grinsen.
Ich schluckte.

Stille legte sich über uns und ich hörte wie die Grillen zirpten. „Wie hast du diesen Ort gefunden?", fragte ich und beobachtete, wie er die Augen schloss. „Bin nach nem Streit mit meinem Vater abgehauen. Bin die ganze Nacht durchgefahren, bis mir hier der Sprit ausgegangen ist." Die Tatsache, dass er mir sofort antwortete, ohne Murren, war fast schon ein Wunder.

Ich fuhr mit der Hand über den Sand. „Ist bestimmt ein guter Platz um jemanden aufzureißen.", scherzte ich, doch er reagierte nicht mal. „Nur Moe weiß von diesem Ort. Und das auch nur, weil er mich gestalkt hat."
Verblüfft hielt ich inne. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das hieß ... „Ist dieser Ort etwas Besonderes für dich?"

Er blinzelte und sah zu mir hinüber. Seine Locken kräuselten sich in seiner Stirn, und die Lichter der Stadt ließen seine Züge weich wirken. Er war wirklich schön. „Könnte man so sagen, ja."

„Wieso?", wollte ich wissen.
„Es ist der einzige Ort, wo niemand was von mir erwartet. Wo ich nicht der große Bruder sein muss. Nicht jemand der gewinnen muss. Hier bin ich einfach nur ... ich."

Einfach nur Lee.

Die Art wie er diese Worte aussprach, lies mein Herz seltsam schneller schlagen. Ich hatte ihm versprochen, kein Mitleid mit ihm zu haben, aber es war, als würde ich in diesem Moment seine unsichtbaren Ketten sehen, die er sich selbst angelegt hatte. Nein, vielleicht war es kein Mitleid ... viel mehr ein Verstehen.

Ich rümpfte die Nase. „Warum hast du mich dann mitgenommen?" Wenn dieser Ort ihm wirklich so viel bedeutet, sollte er ihn nur mit Leuten teilen, die es verdienen.

Er senkte den Kopf, bevor er die Schultern durchdrückte. „Weil du nicht echt bist."
Er sah zu mir und er begann zu lächeln. Und es war echt. Ein echtes Lächeln, das sein ganzes Gesicht zu verändern schien. Oha.

„Wenn ich jemanden hier hochbringe, hätte er die Macht, diesen Ort zu zerstören. Menschen tendieren dazu zu gehen. Also, würde ich diesen Ort jemanden zeigen, denn ich liebe und er würde mir das Herz brechen, würde er diesen Ort mit sich nehmen.", er holte tief Luft.

„Deswegen bist du okay. Denn nichts hier von," er deutete zwischen uns hin und her, „ist real."

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now