67| Die Sache mit dem Sterben

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Killian

Ezras Mutter hatte eine Krankheit, die ich nicht aussprechen konnte. Sie war selten und es gab noch ziemlich wenig Forschungen auf diesem Gebiet. Eine Heilung war unsicher und eher unwahrscheinlich im Gegensatz zu dem Tod, der sie in wenigen Jahren erwarten würde. In anderen Worten, Ms Coldwell lag im sterben und das schon seit Jahren.

Ich merkte, wie die Anspung aus seinen Schultern verschwand, umso näher wir dem Zimmer kamen. Er nickte mit lächelnd zu, bevor er sachte klopfte.
„Mom?", er betrat den Raum, während ich unsicher im Türrahmen stehen blieb. Ich sah erneut an mir herab und versuchte verzweifelt mein T-Shirt glatt zu streichen. „Ezra!", hörte ich eine weibliche, warme Stimme. „Du bist schon hier? Du hast doch gesagt, du kommst erst nächsten Montag wieder."
„Ich hab Besuch mit gebracht.", erklärte er und ich betrat zögerlich den Raum.

Es war riesig und glich keinster Weise einem Krankenhaus. Riesige Panorama Fenster zeigten den Ausblick über denn See. Überall hingen Bilderrahmen und der Boden war gesäumt mit Blumentöpfen. Einzig allein das Bett mit den vielen piepsenden Geräten, verrieten das die Person, die hier lebte, krank war. „Besuch? Für mich? Meine Güte, Erza. Hättest du mir nicht Bescheid sagen können? Sieh doch mal wie ich aussehe!"

Ezra saß auf einem Stuhl und hielt die Hand einer älteren Dame. Als ich damals seinen Vater kennenlernte habe, habe ich mich gefragt, woher Ezra seine freundlichen Augen her hatte. Jetzt wusste ich es. Ms Coldwell war eine Frau, deren blonde Haare bereits ergrauten, und deren Gesichtszüge weich und freundlich waren. Feine Falten zogen sich um ihre Augen, die andeuteten, dass sie trotz ihres Schicksals nicht aufgehört hatte zu lachen. Einzig und allein ihre blasse Farbe und ihre kantigen Wangenknochen erzählten von der Krankheit, die an ihr zerrte.

„Du siehst gut aus, Mom. Außerdem ist es nur Lee, nicht der Papst." Ihr Blick fiel auf mich und sie sah mich überrascht an. Unsicher blieb ich mitten im Raum stehen. „Guten Tag, Misses Coldwell.", begrüßte ich sie und ihre Augen weiteten sich. Mit einem bösen Blick sah sie zu ihrem Sohn. „Du stellst mir endlich Lee vor - den Killian- und dann sagst du mir nicht vorher Bescheid?" Sie versuchte ihre Haare mit ihren Händen glatt zustreichen, was Ezra zum Lachen brachte, bevor sie mit einem warmen Lächeln auf den Stuhl neben Ezra deutete. „Komm rein! Komm rein! Setzt dich."

Zögerlich setze ich mich neben Ezra.

„Es freut mich so sehr dich endlich kennen zu lernen, Lee", meinte sie und griff nach meiner Hand. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Ma'am." Sie runzelte die Stirn, als wäre das Wort Ma'am eine Beleidigung. „Oh bitte nenn mich Kathrine. Möchtest du Kekse? Ich hätte ja selbst welche gebacken, wenn mein Verräter von Sohn gesagt hätte, das du kommst.", sagte sie. Ezra protestierte: „Mom, das war ganz spontan. Außerdem solltest du dich nicht so strapazieren."

Sie winkte ab und ließ meine Hand los. „Ja ja, wie auch immer.  Es ist so schön endlich ein Gesicht zu den Geschichten zu sehen." Verwirrt sah ich sie an. „Geschichten?"
„Ja, Ezra hört ja gar nicht mehr auf von dir zu reden."

„Mom!", rief er frustriert und versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen, während Kathrine schallend über ihn Sohn lachte.

„Du hast deiner Mutter von mir erzählt?", fragte ich mit einem amüsierten Unterton. Ich wusste nicht, ob ich mich geehrt fühlen, oder mich fragen sollte, was genau er preisgegeben hatte. Sie klopfte mir auf die Schulter. „ Natürlich nur das Beste. Wie ich höre arbeitest du an einem Impala.", wechselte sie das Thema und die Art, wie sie den Kopf schief legte, kam mir sehr bekannt vor.

Ich sah überrascht zu Ezra bevor ich antwortete.
„Tatsächlich, ja." Erfreut klatschte sie in die Hände.„Ah, jemand mit Geschmack!"

Ezra lehnte sich seufzend im Stuhl zurück.
„Mom hat früher auch einen gefahren.", klärte er mich auf und ich spürte das mir die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand. Sie nickte stolz. „Ja, einen 1960er Chevrolet Impala in Rot. Ach, hab ich das Teil geliebt. Ja das waren noch Zeiten." Ihre Augen drifteten ab und ich stellte mir vor wie sie vor vielen Jahren, in einem roten Wagen vorgefahren sein könnte.

Bad Influence [BxB]Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz