46| Nächtliche Telefonate

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Ezra

„Es ist 3 Uhr Morgens!", zischte er und ich konnte nicht anders als zu grinsen. "Ist das dein Scheiß ernst? Weißt du normale Leute schlafen!" Ich presste mir die Hand vor den Mund, als ich merkte wie mir eine Träne über die Wange rollte. Er war ran gegangen.

„Aber das weißt du wahrscheinlich nicht! Weil du bist ja Ezra Coldwell. Zu gut für jeden! Wahrscheinlich gibst du dir gerade irgendwo die kannte! Weißt du, wenn du reden willst, dann warte gefälligst bis es gesellschaftlich angebracht ist!", brabbelte er. Er schien wirklich wütend zu sein, aber gerade war mir das wirklich egal.

Seine Stimme war dieselbe. Ich wollte lachen, aber stattdessen entkam mir ein tiefes Schluchzen. Schnell erstickte ich meine elendigen Laute mit meiner Hand, aber es war bereits zu spät. Es wurde still in der Leitung.

„Ezra?"
Ein erneutes Glucksen und eine Träne fiel auf meinen Küchenboden. Ich sollte mich beruhigen, ihm sagen, dass ich mich nur betrunken verwählt hatte, aber da hörte ich bereits wieder das Tuten der toten Leitung.

Verwirrt sah ich auf mein Handy. Er hatte einfach aufgelegt. Geschockt starrte ich auf meinen Bildschirm, während ein Schluchzer nach dem anderen meinen Körper durchjagte.

Ich konnte es ihm nicht verübeln. Dennoch war es schön gewesen ihn zu hören.

Ich ließ mein Handy auf den Boden sinken und streckte meine verspannten Beine von mir. Ich musste nun einfach durch.

Mein Kopf lehnte am harten Holz und ich driftete immer mehr in meine verschlingende Gedanken ab. Es war wie ein Durcheinander aus Selbstzweifeln und körperlichen Schmerzen. Es hörte nicht auf und ich wusste nicht, ob es das überhaupt jemals tun würde.

Die Zeit schien endlos und mir war nicht klar, ob es Stunden oder Minuten waren, die ich auf dem Boden verbrachte. Ich sackte zur Seite, bis sich mein Kopf auf dem Boden ruhte. Ich würde einfach hier schlafen. Genau.

Es klopfte.

War das gerade nur Einbildung?

Es klopfte erneut. Diesmal lauter. Fordernd.

Verwirrt blinzelte ich in die Dunkelheit, als das Poltern vor meinem Apartment lauter wurde. Es war kein Klopfen mehr, es klang mehr, als würde jemand meine Tür aufbrechen wollen.

Mit einem unguten Bauchgefühl stemmte ich mich vom Boden und ging in den Flur. „Ezra?", hörte ich gedämpft durch die Tür und erstarrte.

War ich nun endgültig durchgedreht?

Meine Schritte wurden schneller und ich öffnete mit panischen Handgriffen die Tür. Geschockt starrte ich auf die Person vor mir. War das real? War er wirklich hier?

Er trug nicht mal eine Jacke, sondern nur ein zerknittertes Sweatshirt zusammen mit ... war das eine Pyjamahose? In der Hand hielt er seinen Helm, seine Haare total zerzaust. War er etwa...war er etwa einfach hergefahren?

„L-Lee?"
Seine Schultern sackten nach unten, als er mich sah und bevor ich wusste, was er tat, hatte er bereits meine Wohnung betreten. „Bist du verletzt?" Seine Hände fanden meine Schultern. „Geht es dir gut?"

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und irgendwas in mir zerbrach. Ich spürte, wie meine Augen wieder begannen zu brennen. Shit, ich will nicht, dass er mich heulen sieht wie ein kleines Kind. „Ezra?", seine Augen wurden größer, aber sein Anblick verschwamm bereits vor mir.

„D-Du bist ... hier.", brachte ich mühsam hervor, während die ersten Tränen wieder über meine Wangen rollten. Scheiße. Panisch wischte ich mit meinem Ärmel über mein Gesicht, aber es wurde noch schlimmer.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now