80| Romeo, oh Romeo

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Killian

Reid trug Moe auf den Esstisch, während ich wie festgefroren vor der Diele stand. Auf die Blutspritzer-Spur starrte, die sich von der offenen Tür hinein zog. Mein Blick fiel auf die Einfahrt, die verlassen in der Dunkelheit des Abends lag. War er etwa hierher gelaufen? Ich schloss die Tür.

Oh Gott... Ich riss mich von dem Anblick los und folgte den anderen in die Küche. Sadie zerschnitt Moes Shirt und enthüllte eine Reihe von Blutergüssen, die sich über seinen Oberkörper zogen. Sein Arm zierte ein großer Schnitt, der wahrscheinlich von einem Messer stammte. Sein Gesicht schwall bereits in unterschiedlichen lila Tönen an, seine Lippe war aufgeplatzt.

„Hey", Reid packte sanft sein Gesicht. „Romeo, sieh mich an." Er öffnete flatternd die Augen. „Bob Belcher.", raunte er leise und der ganze Raum atmete auf. „Du musst jetzt wach bleiben, okay?", sagte Reid eindringlich, während Sadie begann die Wunden zu desinfizieren. Sein Blick war trüb, als er auf mich fiel. Es sah aus, als versuche er zu lächeln und meine Hände begannen zu zittern.

Ich trat an seine andere Seite, legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wer war das? Wer hat dir das angetan?" Wer auch immer es war, er würde den nächsten Tag nicht mehr erleben. Moe zischte, als Sadie begann seinen Arm zuzunähen. „Tut mir leid.", murmelt sie. Moe schloss die Augen. „Ich bin ein großer Junge, Sadie. Das weißt du doch." Sie nickte zitternd.

Er sah wieder zu mir. „Und du weißt es auch."
Die Antwort auf meine Frage. Nick, Cashs rechte Hand. Ich wandte mich ab und presste meine zitternden Hände gegen meinen Mund. Er hatte mich tausendmal verprügelt, so sehr, dass mehrere Narben meinen Körper zierten.

Aber es war mir immer egal gewesen. Es gehörte zu diesem Leben dazu.

Es gab Zeiten, in denen Moe und Reid sich eingemischt haben, dazwischen getreten sind. Sie wurden auch nicht verschont und das ging zu weit. Ich ließ sie schwören, mich niemals zu verteidigen, nicht wenn sie verletzt werden können. Sie hassten dieses Versprechen, aber sie taten es.

Es war egal, wie oft man auf mich einschlug. Aber niemand krümmte ein Haar meiner Familie.

Moe war immer schlau genug gewesen, Cash keinen Grund zu liefern. Und selbst wenn, konnte er sich immer herausreden. Aber heute Abend lag er hier...

Sie hatten ihn verprügelt, so dass er das Bewusstsein verloren hatte. Das würde Nick sowas von bereuen. Eine kalte Hand klammerte sich um mein Handgelenk. Ich sah über meine Schulter zu Moe, der mich bereits durchschaut hatte. „Wage ... es ja nicht.", sagte er zwischen zusammengepressten Zähnen.

Sein Rücken bäumte sich vor Schmerz auf und Sadie murmelte eine weitere Entschuldigung. Reid drückte ihn behutsam wieder auf die Tischplatte. Moe sah immer noch zu mir. „Das ist mein Kampf, Lee." Fassungslos sah ich ihn an.
„Sie haben-"
„Sadie hat mir n Abend mit Pizza versprochen. Also, versprich mir, dass du nichts Dummes tust."

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte meine Atmung zu kontrollieren. Dann nickte ich. Er atmete erleichtert auf. „Was ist passiert?", fragte Reid und er drehte den Kopf zu meinem Bruder. Ein klägliches Lachen entkam ihm, was schnell zu einem schmerzhaften Stöhnen wurde. „Ich war naiv. Das ist passiert."

Sadie wischte sich ihre blutigen Hände an einem Küchentuch ab, vermied ihn anzusehen. „Cash wird mich niemals gehen lassen." Er schloss gequält die Augen. „Er sagte, ich wäre sein bester Mann und es wäre eine Schande, mich gehen zu sehen." Reid stieß eine Reihe von Flüchen aus.

„Gott, ich werde wahrscheinlich in 50 Jahren beim Bingo hocken und Menschen mit Bandscheibenvorfall kleine Pillen verkaufen.", scherzte er lachend, aber niemand stieg mit ein. Sadie ging dazu über, zu kontrollieren ob irgendwelche Rippen gebrochen waren. „Und was sagst du, Doktor?", fragte er Sadie, die besorgt auf ihn hinab sah.

„Nichts gebrochen. Der Schnitt gibt wahrscheinlich ne Narbe. Ich verschreibe dir ein paar Tage Ruhe. Das heißt du wirst für die nächsten Tage auf unsere Couch ziehen, damit ich dich im Auge behalten kann.", ermahnte sie ihn und er lächelte. „Du bist die Beste, Doc."
Dann sah er zu Reid. „Warum so ein ernstes Gesicht? Hast du einen Geist gesehen?"

Reid fuhr sich durch die Haare. „Das ist nicht lustig, Moretti! Du hast uns alle einen riesen Schrecken eingejagt. Und rate mal, wer wahrscheinlich gleich dein Blut von unseren Dielen schrubben darf?" Moe lächelte schwach. „Wusste nicht, dass du Gefühle für mich hast, Reginald Forman?" Reid warf ihm einen düsteren Blick zu. „Schön zu sehen, dass sie dir nicht deine dummen Sprüche rausgeprügelt haben." Ein röchelndes Lachen erfüllte die Küche. „Niemals."

Sadie strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn und hinterließ Blutspuren auf seiner Haut. „Gott Moe..." Er sah mit zusammen gepressten Lippen zu ihr auf. „Du wirst mich so schnell nicht los. Ihr alle. Das muss euch doch klar sein?" Sie sah ihn tadelnd an. „Mach das nie wieder." Moe setzte sich, gegen Sadies Befehl, stöhnend aufrecht, so dass seine Beine über die Kante baumelten.

Sorry, hätte ich gewusst, dass man mich durchprügeln würde, hätte ich vorher angerufen." Ja, Moe ging es einigermaßen gut. Ich wuschelte ihm durch die Haare, woraufhin er sich abwehrend aus meinem Griff wand. „Meine Güte, wenn ich gewusst hätte, dass ihr so gefühlsduslig werdet, sobald man einmal verprügelt wird, hätte ich schon längst jemanden bezahlt!"

Reid lehnte sich an die Spüle, „Red keinen Scheiß, Moe. Du bist sogar noch mehr pleite, als wir. Und das will schon was heißen." Moe fuhr sich über die Stirn, als wäre ihm schwindlig und ich stützte vorsichtig eine Schulter. Er sah mich schief an, als wäre ich derjenige der noch nicht ganz bei sich war. „Ich werd nicht wieder umfallen wie eine Jungfrau in Nöten, keine Sorge Mum." Dann hob er den Kopf und deutete mit dem Finger auf Reid.

„Und woher willst du das wissen? Vielleicht bin ich ja ein Prinz, der seine Identität versteckt, um ein normales Leben zu führen?", stellte er in den Raum. Sadie lachte, während sie sich die Hände wusch. Das Wasser in der Spüle färbte sich rot. „Kein Prinz hat so ein Essverhalten wie du. Du isst wie ein verhungerndes Frettchen." Moe seufzte ergeben. „Da geht es hin, das Mitleid, dass mir ein wenig eurer Wärme gezeigt hat." Er stand auf. „Entschuldigt, ich muss mich nochmal zusammen schlagen lassen."

Reid drückte ihn ernst zurück auf die Tischplatte. „Wir kriegen das hin, Moe.", versprach er und ich nickte zustimmend. „Wir werden dich da schon irgendwie rausbekommen."

Moes Blick wurde müde und seine Fassade bröckelte. Er sackte zusammen und die Energie wich aus seinem Körper. „Ich glaube nicht, dass das möglich ist, Leute."

„Wir sind Greens.", warf ich ein. „Wir kriegen alles wieder hin.

Egal, wie scheiße es gerade auch aussehen mag."

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now