70| Gemeinsamkeiten

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Killian

„Mr Green.", erklang seine Stimme aus den Schatten, als er auf mich zu trat. Ich blieb stehen. „Oder darf ich sie Killian nennen?", frage mich Harold und vergrub seine Hände in den Taschen seines Anzugs. „Sie können mich nennen wie sie wollen.", antwortete ich kalt und wollte mich an ihm vorbeidrängen.

„Sie machen einen Fehler.", rief er mir hinterher und ich blieb stehen. Langsam drehte ich mich zu ihm um. „Meinen Sie? Diesen Satz höre ich erstaunlich oft in meinem Leben."

Er lachte trocken. „Sie sind ein wortgewandter junger Mann, Green. Ich mag sie." Man, das durfte er echt nie Ezra sagen. „Sie hassen mich.", erwiderte ich und er seufzte ertappt. „Stimmt, ich hasse sie."

„Wieso?", rutschte es mir raus. Ich hatte ihm nie etwas getan, dennoch schien er meine gesamte Existenz zu verabscheuen. „Halten sie sich von meinem Sohn fern.", wich er meiner Frage aus. Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Aber ich habe mich noch nie an das gehalten, was man mir sagt.

„Sind sie mir deswegen gekommen? Um mir zu drohen?", erwiderte ich und musterte ihn unbeeindruckt. „Ich bin ihnen entgegengekommen, weil ich sie für nicht ganz dumm halte." Er kam ein paar Schritte auf mich zu geschlendert, als wären wir uns nur gerade im Supermarkt begegnet. „Das hier ist nicht ihre Welt, Green. Sie verstehen gar nicht, in was sie da hinein rutschten." Da hatte er vielleicht recht, aber... „Ezra's Welt ist es auch nicht."

Er war nicht wie seine Familien und ich hatte gesehen, wie sehr er jedes Mal darunter litt, einen Fuß in dieses Haus zu setzten. Coldwell schnalzte unzufrieden mit der Zunge. „Er ist mein Sohn. Er hat keine andere Wahl."
„Ist er das wirklich? Ihr Sohn?"

Er reagierte nicht und das brachte mich unfassbar in Rage.

„Ich weiß, dass ihnen viel an Ezra liegt, aber sie müssen doch sehen, dass sie keine Zukunft mit ihm haben." Ich hatte noch nicht über die Zukunft nach gedacht, ja ich konnte noch nicht mal über nächste Woche nachdenken, ohne dass mir der Kopf voller Sorgen schwirrte. Und zwischen mir und Ezra war es noch viel zu frisch, um über so etwas nachzudenken. Aber allein, dass er dachte, er könnte mir etwas vorschreiben...

„Wieso nicht? Wer soll es mir schon verbieten? Sie?" Er trat noch einen Schritt auf mich zu. Seine Aura war bedrohlich, aber ich weigerte mich, mich von ihm einschüchtern zu lassen.
Exakt." , sagte er und ich lachte.
„Na dann viel Glück."

Ich wollte erneut gehen, aber seine Worte ließen mich wieder stehen bleiben. „Er ist ihnen wichtig. Aber ihre Familie auch, nicht wahr?" Ein wenig zu schnell drehte ich mich zu ihm um.
„Halten sie meine Familie da raus." Er hob einen Mundwinkel, wie ein Geschäftsmann, der wusste, dass er seinen Gegenüber bereits in der Tasche hatte. „Ich will ihnen ein Angebot machen, Mr Green." Ich wollte nicht neugierig sein, aber...
„Ein Angebot?"

„Ich kann all ihre Geldprobleme verschwinden lassen. Mit einem einzigen Fingerschnippen könnten sie alle ein unbeschwertes Leben führen. Was sagen sie?"

Ich biss die Zähne zusammen. Allein dass er dachte, ich wäre so käuflich... Natürlich brauchten wir das Geld, aber niemals würde ich einen Deal mit dem Teufel höchst persönlich eingehen. So tief würde ich niemals sinken. Zudem traute ich ihm keinen Meter über den Weg.

„Schieben sie sich ihr Geld sonst wo hin!", rief ich. „Sind sie wirklich so stur? Oder ist es einfach nur Dummheit?" Ich wollte seine Spiele nicht mehr mitspielen.

„Nennen sie es wie sie wollen.", schnauzte ich. Ich wollte einfach nur raus, aus diesem Gott verdammten Haus.

„Sie wollen wissen, wieso ich sie so hasse?" Ich hielt inne. Er fuhr fort: „ Weil ich mich in ihnen wieder erkennen, Killian." Bullshit. Meine Muskeln waren zum zerreissen gespannt.
„Was wollen sie damit sagen?"

„Ich komme nicht von der Westside. Als ich aufwuchs, hatte ich gar nichts." Er reckte sein Kinn, als wäre allein der Gedanke daran, Ekel erregend. Er war erbärmlich.

„Sie waren also auch arm. Bu hu." Aber anscheinend war er noch nicht fertig. Sein Blick wurde düster. „Ich weiß, wie es ist, wenn man Hunger hat. Ich habe mir meinen Weg nach oben erarbeitet. Und ich werde nicht zulassen, dass Leute wie du mir das wieder kaputt machen!"

Ah, da war er wieder. Der Hass. Aber ich erkannte noch etwas anderes in seinen Augen. Und dann machte es klick. Bei der Erkenntnis hätte ich am liebsten laut aufgelacht.

„Sie haben Angst, dass ich da selbe abziehe wie Sie! Sie wollen nicht, dass ich Ezra dazu ausnutze, nach oben zu kommen!" Sein Kiefer spannte sich an und ich wusste, dass ich die Nadel auf den Kopf getroffen hatte. Er sah kurz an mir vorbei, bis seine Augen mich wieder durchlöcherten.

„Ezra weiß es noch nicht, aber ich versuche ihn zu beschützen.", zischte er und seine Worte ließen mich fassungslos den Kopf schütteln.

Beschützen? Seien sie doch nicht lächerlich! Sie wollen nur ihren eignen Arsch retten! Sie wollen nicht das Ezra mich dated, weil sie das an das erinnert, was sie zurückgelassen haben!", rief ich kurz davor einen dummen Fehler zu begehen.

Ich musste hier weg, bevor ich eine weitere Nase brach.

„Sie haben keine Ahnung, was ich getan habe, um jetzt dort zu sein, wo ich jetzt bin.", flüsterte er gefährlich scharf. Ich glaubte ihm jedes Wort, es war mir nur sowas von scheißegal.

„Sie haben recht. Ich habe keine Ahnung.", ich drehte mich um. Ein letztes Mal wandte ich ihm den Rücken zu. „Genießen sie das Tiramisu." Sadie würde außer sich sein, aber ich hoffte, sie würde meine Lage verstehen. Ich wollte weg.

„Ich habe sie gewarnt, Killian! Der Rest ist nun allein ihre Schuld!", waren die letzten Worte, die er mir hinterherrief. Ich sah nicht zurück.

Ich fand Ezra draußen. Er lehnte an der Motorhaube des Wagens und strich sich frierend über die Arme. Als er mich auf ihn zukommen sah, stieß er sich vom Wagen ab.

„Wo warst du so lange? Und wo ist das Tiramisu?" Ich stieg in den Wagen, ohne noch einen Blick auf dieses Haus zu verschwenden.

„Ich hab mich verlaufen.", log ich und starrte den Wagen. Ezra sah besorgt zu mir hinüber. Ich würde ihm nicht erzählen, was zwischen mir und seinem Vater passiert war. Nicht weil er es nicht wissen durfte, sondern weil mich ein einziger Satz nicht mehr loszulassen schien.

Weil ich mich in Ihnen wiedererkenne, Killian.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now