19| Das Problem mit dem Geld

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Flaws
Bastille

Killian

Der Sonntag verlief ruhig. Einzig, gegen 3 Uhr brummte mein Handy. Es war Ezra. Er hat mir einen Link für eine Antiaggressionsselbsthilfegruppe geschickt. Kopfschüttelnd hatte ich mein Handy wieder zurückgesteckt.

Heute war Montag morgen und ich war gerade dabei mir die Zähne zu putzen, als es klingelte.
„Morgen Ezra." Ich verdrehte die Augen. Würde ich jemals wieder einen friedlichen Morgen erleben? „Guten Morgen."

„Was will der den hier?", hörte ich Reid brummen und musste grinsen. „Ich spiele ab sofort Taxi.", hörte ich ihn sagen. Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht und zog mir mein Shirt über meinen Kopf, bevor ich mich nach unten begab. Ezra hob den Kopf, als ich an ihm vorbei in die Küche stiefelte. „Dir auch einen guten Morgen!", rief er mir hinterher. „Du bist zu spät." Entgegnete ich und kramte nach einem Schokoriegel. Frustriert, stellte ich fest, dass keine mehr da waren.

„Nein, ich bin pünktlich.", behauptete er.
„Stimmt, ist er!", unterstütze ihn Lizzy, als ich wieder aus der Küche kam. Sie und Silas saßen bereits Abfahrt bereit auf der Couch. Verwirrt blieb ich stehen. Normalerweise musste ich sie zu dieser Uhrzeit noch aus dem Bett zerren. Ich stützte meine Hände in die Hüften. „Warum seid ihr schon fertig?"

Lizzy sah mich verwirrt an. „Weil wir pünktliche Menschen sind?" Ich stieß einen verächtlichen Laut aus. Dann fiel mein Blick auf Ezra. „Liegt's an ihm? Wollt ihr etwa einen guten Eindruck bei ihm machen?" Meine jüngste Schwester wurde knallrot und ich hatte meine Antwort. „Ach halt die Klappe, Lee!", frustriert versteckte sie ihren hochroten Kopf hinter einem Kissen. Ezra, der an der Couch lehnte, stieß ein amüsiertes Kichern aus.

„Einer von uns muss ja einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen. Schließlich ist er der erste feste Freund, den du nach Hause bringst!" Ich knirschte mit den Zähnen, als Ezra lauter lachte. Ja und ein Fake Freund noch dazu. „Ich mache immer guten Eindruck." entgegnete ich scharf.

Sadie, die gerade die Treppe hinunterkam, lachte schallend. „Ich habe zwar keine Ahnung um was es geht, aber das war definitiv eine Lüge!" Ich war fuhr einen scharfen Blick zu, während sie begann panisch nach etwas zu suchen begann. Wenigstens war sie so wie immer. „Ich will, dass es bei euch gut läuft.", murmelte Lizzy und ich erstarrte. „Du verdienst es auch mal glücklich zu sein." Irgendetwas in meinem Inneren zog sich schrecklich zusammen.

„Wie kommst du darauf, dass es bei uns nicht gut läuft?", fragte Ezra und sah kurz zu mir. Lizzy zog das Kissen auf ihren Schoß. „Nun ja", sie zuckte mit den Schultern „Ihr scheint ständig zu streiten, und ihr habt euch noch nie geküsst. Außerdem, die Art wie ihr euch anseht..."
Meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Er war erst zweimal hier, Lizzy. Und ich kenn ihn noch nicht so lange. Da tut man sowas noch nicht."
Sie warf mir einen ungläubigen Blick zu.

„Naja jedenfalls will ich nicht, dass es unseretwegen scheitert oder Streit gibt. Wir bereiten euch sowieso schon genug Sorgen." Geschockt sah ich sie an. Machte sie sich wirklich wegen so etwas Gedanken? Ein wenig wütend auf mich selbst richtete ich mich auf. „Genug mit dem Unfug und ab in den Wagen! Na Hopp!", scheuchte ich die beiden aus der Tür. Sadie rannte, ihre Schuhe noch offen, hinterher.

Ich spürte Ezra's Blick auf mir, als ich mir meinen Rucksack schnappte. Gerade als ich ihn anschnauzen wollte, mich nicht so anzuglotzen, kam Reid aus der Küche. „Lee", ich drehte mich zu ihm um. „Du musst die Stromrechnung bezahlen. Ich hab kein Geld mehr." Ich verzog das Gesicht. „Was? Aber ich habe gerade alles für die Miete ausgegeben!" Reid Stirn legte sich in Falten. „Ich weiß, aber Silas Arztrechnung kam gerade rein." Verstehend nickte ich.

Silas musste vor zwei Wochen zum Arzt. Er war schon immer ein sehr kränkliches Kind gewesen, aber in letzter Zeit machte er mir immer mehr Sorgen. Diesmal war es nur eine Grippe gewesen...

„Machs gut. Und pass auf dich auf. Schaffst du's heute?", fragte ich und ging zur Tür. Anhand Reid's Reaktion erkannte ich die Antwort. „Ach scheiße man! Das ist ein wichtiges Spiel und du hast es ihr versprochen!" Die Schuld war ihm deutlich anzusehen und ich wollte mir am liebsten selbst eine verpassen. Er hasste sich selbst schon genug, weil er Lizzys Fußballspiel verpassen wird. Schon wieder. "Carl lässt mich Doppel Schichten machen und wir brauchen das Geld dringend-"
„Ist schon okay! Ich bring es ihr schonend bei."
Reid nickte traurig. „Sag ihr, dass es mir leidtut."
Ich sah hinab auf meine Hände.
„Das weiß sie."

Ich öffnete die Tür und erst als mir Ezra folgte, realisierte ich, dass er gerade jedes Wort mitbekommen hat. Ich spürte seinen Atem im Nacken, als ich vor das Haus trat. „Alles okay?"
Ich sah ihn nicht an. „Nichts, was dich angehen würde."

Mit einer Mischung aus Scham und schlechtem Gewissen stiefelte ich zu seinem Auto.

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Um ehrlich zu sein, hatte ich mich in dieses Auto verliebt. Es war schön, mit einem Auto zu fahren, das nicht so klang, als würde es alle zwei Meter verrecken. Dieser BMW hatte sogar eine funktionierende Klimaanlage! Aber das würde Ezra niemals erfahren.

„Und dann ist er einfach aufgestanden und gegangen! Das war so krass!", erzählte Lizzy gerade irgendeine Geschichte. Ich hatte den Anfang verpasst, weil ich mir den Kopf darüber zerbrochen hatte, woher ich auf die Schnelle das Geld herbekommen soll. Wenn ich nicht bald bezahle, stellen sie uns den Strom ab. Ich sah zu Ezra. Er sah aus als würde, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, Lizzys Geschichte lauschen. Ich könnte ihn fragen, mir die erste Bezahlung zu geben. Aber dazu würde ich mich niemals überwinden können. Außerdem ging unser Deal gerade mal wenige Tage.

Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und öffnete den Chat. Sadie würde mich umbringen. Ich schrieb eine Nachricht und zögerte. Doch letzten endlich schickte ich sie ab. Meine Hände kribbelten, als ich meinen Kopf zurücklehnte.

„Willst du auch kommen, Ezra?", fragte sie und ich horchte auf. „Klar. Wenn das so ein wichtiges Spiel ist, kann ich das doch nicht verpassen."
Geschockt sah ich zu ihm rüber, aber sein Blick blieb stur auf der Straße. Scheiße, da passte man einmal nicht auf. Ich sah durch den Rückspiegel wie Lizzy strahlte. Oh bitte, hatte sie sich etwa in Ezra verknallt? Was war mit dem Typen aus dem Bio Kurs? Ich schwöre, diese Teenager...

Jetzt durfte ich diesen Idioten auch noch zu Lizzys Fußball Spiel mitnehmen. Naja, vielleicht würde sie das von der Tatsache ablenken, dass Reid es wieder nicht schaffen würde können.

Nachdem er die beiden abgesetzt hatte, machten wir uns auf dem Weg zur Harrington. Immer wenn wir Richtung Westside fuhren, hatte ich das Gefühl in feindliches Gebiet zu fahren. Ich wurde unruhig und begann in meinem Sitz hin und her zu rutschen.

Als der Wagen auf dem Parkplatz zum Stehen kam, drehte ich mich ihm zu. „Ich hol euch heute nach der Schule ab. Reid wird es nicht schaffen, also müssen wir pünktlich zum Spiel kommen. Verstanden?" Sie redete schon seit einer Woche von nichts anderem. Dieses Spiel war ihr sehr wichtig. „Yes, Sir!", scherzte Sadie und schwang sich aus dem Wagen. Ich sah Ezra abwartend an, wartete darauf, dass er ebenfalls ausstieg. Er warf mir den Autoschlüssel zu.

Und dann...
Dann drückte er mir ein Bündel grüner Scheine in die Hand. Geschockt starrte ich auf das Papier. Was zum...? Ich glaube ich habe noch nie so viel Geld auf einmal gesehen. Erstarrt sah ich wieder zu ihm auf. „Mach den Mund zu, Green. Das ist erst der Anfang."

Damit ließ er mich verdutzt, und um einiges reicher, im Auto sitzen.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now