09| Von Wachhunden und Partys

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White Flags
Bishop Briggs

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Ezra

„Man, du solltest schnell hier verschwinden!", kam es von rechts. Träge öffnete ich die Augen.
Wo war ich? Ich sah mich suchend in dem Raum um. Es schien eine Bibliothek zu sein, die so gut wie leer war. Stimmt ja, ich war hineingegangen, da es draußen langsam kalt wurde. Dieser Raum schien mir gut genug, um in Selbstmitleid zu versinken. Jackson rüttelte an meiner Schulter, und ich blinzelte endlich die Müdigkeit fort.

„Ich weiß ja nicht, was du angestellt hast. Aber du bist sowas von am Arsch!"
Ich richtete mich auf und fuhr mir meine Haare aus der Stirn. Dann sah ich zu dem Gastgeber, dieser verdammten Party. Schmiss er mich etwa raus? „Was redest du da?", fragte ich und lehnte mich zurück in den Sessel. Ich würde morgen sowas von einen Kater haben.

„Ich hab sie in den Garten geschickt, aber sie werden dich bald finden.", sagte der Junge mit einem panischen Gesichtsausdruck.
Langsam wurde ich stutzig. Er schien wirklich Angst zu haben. „Wer?", fragte ich, weil ich immer noch keine Ahnung hatte, wer hinter mir her sein könnte.

„Ich-"
Mit einem knallen wurde die Tür aufgerissen und Jackson erstarrte.
Da ich immer noch benommen war, merkte ich erst 3 Sekunden zu spät, dass die Typen mit den finsteren Blick auf mich zu liefen.
Ruckartig wurde ich am Kragen gepackt und wurde nach oben gerissen.

Ich konnte nicht mal einatmen, bevor mir die Luft auch schon schmerzhaft aus den Lungen gedrückt wurde. Dieses Arschloch hatte mich gegen die Bücherregale geschleudert.
Mein Kopf dröhnte, als meine Sicht endlich klar wurde und ich meinen Angreifer zum ersten Mal musterte.

Ein Typ, er konnte nicht älter sein als ich, drückte mich mit seinem Arm an der Kehle gegen das harte Holz. Ich röchelte.
Verzweifelt versuchte ich seine Arme, übersät mit Tattoos, von mir wegzuziehen. Doch er drückte nur fester. Scheiße, wer war der Kerl?
Seine braunen Augen waren Schlitze und so voller Hass, dass es mir kalt den Rücken hinunterlief.

Und dennoch war etwas in diesem Blick, was mir seltsam bekannt vorkam. Hatte ich ihn schon mal gesehen? Seine schwarzen Locken kitzelten mir an der Stirn, während mein Hirn wie verrückt ratterte. Woher kannte ich ihn? Er sah so vertraut aus!

Als mir langsam schwarze Punkte die Sicht verschleierten, realisierte ich die Situation.
„Bist du Ezra Coldwell?", seine Stimme war rau, und hätte ich nicht Todesangst, hätte ich sie sogar beruhigend gefunden.

Ein erstickender Laut entwich mir, als ich nickte.
Er ließ von mir ab und ich rang dankbar nach Luft. Er wandte mir den Rücken zu und ich erkannte die anderen Menschen in dem Raum, während ich mir über den schmerzenden Hals fuhr. Jackson hatte anscheinend die Flucht ergriffen, denn ich sah ihn nirgendwo. Auch das Pärchen, das sich hier zurückgezogen hatte, war verschwunden.

Stattdessen stand ein riesiger Typ mit dunklen braunen Haaren, vor der Tür wie ein Bodyguard. Seine Arme waren verschränkt, bereit niemanden hereinzulassen. Oder raus.
Und dann sah ich sie. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet, als sie mir in die Augen sah.
Sadie?", fragte ich verwirrt.

Im nächsten Moment traf mich eine Faust.
Der Schlag riss meinen Kopf zur Seite und ich stöhnte auf, als ich das warme Blut spürte, das nun aus meiner Nase lief. Ich taumelte, betäubt vom Schmerz, ein paar Schritte zurück.
Sadie keuchte erschrocken auf. „Scheiße, Lee! Ich dachte, du willst ihm nur Angst machen!"

Der Junge, Lee, zuckte nur mit den Schultern und sah dann wieder zu mir. „Er hat es verdient."
Ich stoppte das Blut von meiner Nase mit meiner Hand und sah panisch zu ihm.
Fuck! Wer zum Teufel seid ihr?"

„Dein schlimmster Albtraum.", raunte der Typ vor der Tür und Sadie stöhnte genervt auf.
Und da fiel es mir ein. Dieser Lee, er war das Ebenbild von Sadie. Die dunklen Locken und die großen braunen Augen. Deswegen kam er mir so bekannt vor.

Nur er schien ... dunkler. Seine ganze Erscheinung hatte etwas düsteres. Irgendwas an ihm schrie, dass man so schnell wie möglich, weg von ihm sollte. Oder vielleicht lag es auch nur daran, dass er mir gerade eine verpasst hatte.

„Halt dich von unserer Schwester fern! Oder du wirst es bereuen.", zischte Lee und riss mich aus meinem starren.
Daher wehte also der Wind. Ungläubig sah ich zu Sadie, die so unwohl aussah, wie ich mich fühlte.
„Du hast deine Brüder auf mich gehetzt, weil ich mit dir ausgehen wollte?"

Lee schritt erneut auf mich zu und ich drückte mich näher an das Bücherregal. Er kam mir so nah, dass ich ein paar gelbe Sprenkel in seinen Augen erkannte. Wenn er nicht so aussehen würde, als würde er mir jeden Moment die Kehle herausreißen, wäre er wirklich hübsch.

„Meine Schwester ist keine Nutte, die du bezahlen kannst.", flüsterte er und ich bekam eine Gänsehaut. Shit.
„S-So meinte .... Das war nicht das, was ich damit sagen wollte."
Ich sah an ihm vorbei und suchte Sadies Blick. Ihr Gesicht war seltsam bleich.

„Es tut mir leid. So meinte ich das nicht."
Ihre Schultern sackten erleichtert nach unten und sie ging auf ihren Wachhund von Bruder zu und zog ihn ein Stück von mir weg.
„Killian."
Er reagierte nicht, sondern musterte mich immer noch, als würde er mich einschätzen müssen.
Lee.", ruckartig zog sie ihn endgültig von mir weg und ich konnte endlich wieder frei atmen.

„Er hat sich entschuldigt. Lass uns nach Hause gehen.", redete sie weiter und zog ihn Richtung Tür. Er warf mir einen letzten warnenden Blick zu bevor, er denn Rückzug antrat.

Der Schock der letzten Minuten verließ meinen Kopf und ich konnte wieder klar denken.

„Wenn du sie nochmal belästigst, bist du ein toter Mann.", warf der Typ von der Tür ein, als die beiden bei ihm ankamen.

Mein Hirn ratterte, als mir plötzlich die wohl dümmste, aber auch genialste Idee in den Sinn kam. Ich wusste, entweder jetzt oder nie.

Ich ging einen Schritt auf sie zu.
„Warte!", rief ich und begegnete Lees kalten Blick. Entweder würde es in einem Desaster enden oder ich würde meinem Vater endlich einen ordentlichen Schrecken einjagen.
Die Greens standen für alles, was er verachtete.
Sie waren perfekt.

Ich drückte meine Schultern durch und reckte mein Kinn, so wie es mir beigebracht wurde.
Ich suchte nach den richtigen Worten und merkte wie die drei langsam nervös wurden.

„Ich will, dass Sadie meine Fake-Freundin wird!"
Die Stille, die darauf folgte, war erschlagend.
Die drei starten mich ungläubig an.

Nervös fuhr ich mir über den Nacken.
„Hat jemand Hunger?"

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now