52| Flirtende Barkeeper

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S&M
Rihanna

Ezra

Die Musik dröhnte wummernd bis zu unserem Tisch und ich war sauer auf Killian Green. Ich warf ihm einen grimmigen Blick zu, während ich an meinem Drink nippte. Es hatte nicht mal eine Stunde gedauert.

Nach nicht mal 5 Minuten, in denen wir diesen Club betreten hatten, war er aufgestanden, um uns eine Runde zu bringen. Ich hatte Lee dabei beobachtete, wie er zur Bar gegangen war, unbeeindruckt von den Blicken, die ihm die Frauen nur so hinterherwarfen. Spürte er denn gar nicht, wie sie ihn praktisch mit ihren Blicken auszogen? Oder genoss er es?

Aber ich konnte sie nicht verurteilen. Mit seinen dunklen Locken, den Tattoos und den breiten Schultern, sah er aus wie ein Filmstar, gerade Wegs aus einem Actionfilm. Der Barkeeper stimmte mir wohl zu. Der Mann hinter der Bar lehnte sich an die Theke und ließ seinen Blick über Lee wandern.

Die beiden wechselten ein paar Worte, die noch als eine Bestellung durchgehen könnten, aber...
Als sie nach 5 Minuten immer noch redeten, war mir die Musik plötzlich zu laut. Worüber können die beiden den schon so lange reden?

Der Barkeeper legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend. So lustig war Lee nun auch nicht. Ich wartete darauf, dass Lee ihn mit seinem typisch düsteren Blick musterte, und zu uns zurückkam. Aber er tat es nicht.

Flirteten die beiden etwa miteinander?

Meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Wo bleibt denn Lee, mit den Getränken?", fragte nun auch Lily und ich atmete erleichtert auf. Ich war nicht der einzige, der merkte, wie unnormal lange, er diese kurze Aufgabe herauszögert.

„Es scheint als hätte er die Zeit vergessen.", lachte Moe und ich schmeckte etwas Bitteres auf meiner Zunge. Sadie drehte sich fragend zur Bar und verzog das Gesicht. Doch als das nächste Lied erklang, war ihr Bruder vergessen. „Ich liebe den Song!" Sie schnappte sich Lilys Hand und zerrte sie und Annie praktisch mit sich. „Lasst uns ein wenig Spaß haben!"

Moe warf den Mädchen einen Blick zu, bevor er es sich auf der Eckbank bequem machte. Ich hob eine Augenbraue. Die drei waren bereits mitten auf der Tanzfläche und bewegten sich im Takt der Musik, ein breites Gesicht in ihren Gesichtern. „Willst du nicht auch tanzen?", fragte ich Moe, weil ich irgendwie angenommen hatte, dass er der erste wäre, der sich in die Menge stürzen würde. Er lächelte wissend.

„Geduld, Kleiner.", er zwinkerte mir zu. „Wenn du mich tanzen sehen willst, solltest du mir erst einen Drink spendieren." Ich verdrehte die Augen bei seinem Versuch zu flirten und sah wieder zu Lee. Er hatte sich immer noch nicht vom Fleck bewegt. Moe folgte meinem Blick. Sein Grinsen wurde breiter. „Aber es scheint, als würde Lee bereits alles für ein paar gratis Drinks tun."

Ich presste meine Lippen zu tun und stopfte das hässliche Gefühl, wieder hinunter, dahin wo es gerade hervorkriechen wollte. Zertrat es wie Ungeziefer.

Ich war hier, um genau das Gegenteil zu tun. Ich war hier, um nicht über Lee nachzudenken.

Und nun saß ich hier. An einem Abend in dem ich eigentlich tanzen wollte, und war sauer auf Killian Green. Er merkte nicht mal den dunklen Blick, den ich ihn jetzt schon zuwarf, seit dem er uns wieder mit seiner Anwesenheit beehrte.

Lee starrte mit leerem Blick in die Menge, als wäre er mental gar nicht hier. „Wenn ihr mich entschuldigt" Moe sah zwischen uns hin und her und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich werde mir jetzt eine Person suchen, die meine Nacht mit mehr Leben füllt, als euer Schweigen." Mit einem theatralischen Seufzer erhob er sich von der Bank und schlenderte Richtung Tanzfläche. „Schwachköpfe.", murmelte er mehr zu sich selbst, aber ich hörte es.

Jetzt waren es nur noch wir. Er und ich. Ich starrte ihn an und wartete, dass er in meine Richtung sah. Aber für ihn schien es, als wäre ich gar nicht hier. Gott, warum frustrierte mich das so? Ich verhielt mich wie eine alte Hausfrau, die sich an ihren fremdgehenden Ehemann klammert! Vor ein paar Wochen, war ich es gewesen, der die Blicke auf die Tanzfläche folgten. Ich war es, der Clubs nicht allein verließ!

Also warum saß ich hier und bettelte um die Aufmerksamkeit eines Arschlochs, welches mich nicht mal ansehen wollte? Wenn es ihm so egal war, würde es ihn ja nicht stören, wenn ich mir auch einen süßen Barkeeper suchen würde, oder nicht? Ich war Ezra Coldwell! Ich bettelte nicht, um gesehen zu werden. Ich war genug, -bekannt genug, schön genug, reich genug- damit sich die Blicke in meine Richtung drehten. Ich brauchte, kein abfälliges Augenrollen von Green.

Ein wenig schwungvoll stellte ich mein Glas auf den Tisch. „Ich geh jetzt tanzen.", verkündete ich mit dem Stolz, den ich vom Boden meiner Seele gekratzt hatte. Ich setzte wieder die Maske auf, die bereits die ganze Welt von mir kannte. Lee blinzelte, als hätten ihn meine Worte erst jetzt dran erinnert, dass ich noch da war. Er nickte mir zu, als würde ich seine Erlaubnis brauchen. Ich schnalzte gereizt mit der Zunge.

„Kommst du mit?", frage ich ihn, obwohl ich die Antwort schon kannte. Zum ersten Mal an diesem Abend sah er mir in die Augen. Ein gereizter Blick, als wäre ich etwas Lästiges. „Ich tanze nicht.", sagte er. Ich konnte ihn mir auch nicht vorstellen. Beim Tanzen, meine ich.

Seine Muskeln wirkten immer so angespannt, dass es unmöglich schien, ihn losgelöst zu sehen. Entspannt, wie er sich im Takt der Musik bewegte. Wie er losließ und sich treiben ließ. Nein, Killian tanzte nicht.

„Was machst du dann hier?", schnauzte ich und lehnte mich vor. War er nur hier, um vor meinen Augen zu flirten? Wollte er jemanden aufreißen?
Lee lehnte sich zurück und verschränkte die Arme so, dass die Muskeln sich in seinen Armen anspannten. „Ich passe auf meine Familie auf." Er nickte Richtung Tanzfläche, wo Sadie gerade die Hüften zu einem alten Shakira Song schwang. Wo Moe sich bereits eine junge Frau geangelt hatte, die sich praktisch an ihm rieb.
Wo ich nicht war.

„Also stört es dich nicht, wenn ich allein tanze?", fragte ich und sah tief in seine Augen. „Warum sollte es?", erwiderte er kalt. „Und wenn ich so tanze wie Moe?" Killians Blick huschte zu seinem besten Freund und etwas Dunkles huschte durch seine Augen. „Dann würde ich dir viel Spaß wünschen."

Der Griff um mein Glas wurde so fest, dass es mich nicht wundern würde, wenn gleich Scherben meine Handfläche zerschneiden würden.

„Und wenn ich die Tanzfläche nicht allein verlassen würde? Wenn ich mir eine dunkle Ecke suchen würde?", stichelte ich nur, um seine Reaktion zu sehen. Ich wusste, dass es meine Idee war.

Dass ich derjenige war, der es zuerst als Fehler dargestellt hatte. Der wollte, dass wir jene Nacht vergessen. Der sich selbst versprochen hatte, nichts für ihn zu fühlen.

Aber ich musste wissen, dass es ihm nicht egal war. Dass er es auch spüren würde, das Ziepen, wenn ich es wäre, der mit dem Barkeeper flirtet. Dass ich irgendwas für ihn war.

Er wandte den Blick ab. Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. „Ich bin nicht wirklich dein Freund, Ezra. Tu, was du möchtest. Solange du Spaß hast..."

Ich starrte ihn eine Weile an, aber das war alles, was er sagte. Na schön! Solange ich Spaß habe? Konnte er haben!

Ich erhob mich demonstrativ und kehrte ihm den Rücken zu. Ich spürte seinen Blick den ganzen Weg bis zur Tanzfläche. Nein, ich spürte ihn sogar als mich die Musik verschlang und ich die Hitze der anderen Menschen spürte. Denn Schweiß und Alkohol roch und den Bass unter meinen Füßen fühlte.

Ich spürte ihn, selbst als alles andere unwichtig wurde.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now