48| Gute und schlechte Fehler

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Better Off
Trousdale

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Killian

Er sah aus als wäre er gerade von den Toten auferstanden. Mit panischen Augen sah er zu mir. Hatte er etwa vergessen, dass ich noch hier war, nach dem er mich gestern praktisch angebettelt hatte?

„Es ist nur", er schien zu zögern, „hab Scheiße geschlafen." Das konnte ich mir denken. Die Augenringe, die sein Gesicht zierten, waren mittlerweile dunkle Abgründe. „Hm", war alles, was ich erwiderte und sah auf mein Handy. Sadie hatte mich dreimal angerufen. „Du kommst zur spät zur Schule", stellte ich fest und er nickte. „Wollte sowieso Schwänzen." Ich hob vielsagend die Augenbrauen. „Und ich bin der schlechte Einfluss?"

„Hast du nicht die Schule abgebrochen?" Auch wieder wahr. Ich drehte mich um und wollte zurück ins Schlafzimmer gehen. „Wohin gehst du?" Fragend sah ich ihn über meine Schulter hinweg an. „Wahrscheinlich nicht zum Nordpool." Er presste die Lippen zusammen und ich seufzte ergeben. „Ich würde mir gern, was anziehen. Was dagegen, Prinzessin?"

Seine Wangen nahmen eine rötliche Farbe an, bevor er einen Schluck Kaffee nahm. „Du kannst dir was von mir leihen." Ich brummte zustimmend und ließ ihn in der Küche stehen. Ich wühlte in seinem Schrank bevor ich ein altes ausgewachsenes Guns N' Roses Shirt fand, das ich mir schnell überzog.

Mein Sweatshirt stank widerlich, deswegen war ich froh über sein Angebot. Auch wenn mich nun sein Geruch den ganzen Tag verflogen würde.

Als ich wieder in die Küche kam, sah ich mich zum ersten Mal in dem riesigen Apartment um. Es war groß und geräumig, aber verdammt unordentlich. Über all lagen Magazine oder dreckiges Geschirr. Auf Möbeln, die teurer aussahen als unser ganzes Haus, tummelten sich dreckige Klamotten. Meine Güte, konnte sich der Typ keine Putzkraft leisten?

Ich sah wieder zu Ezra und merkte, dass er mich ansah. „Was?", fragte ich. „Können wir reden?" Ach stimmt, da war ja was. Er drückte seine Schultern durch, als würde er sich für etwas wappnen. Dann fing er an zu brabbeln.

„Hör zu, ich wollte dich nie in irgendeiner Weise beleidigen, ich habe nicht nach gedacht, und-"
„Ezra."
„Naja, jedenfalls tut mir das wirklich leid. Ich war nur betrunken und es war spät abends und ich wollte einfach ein wenig Spaß. Du warst einfach zur falschen Zeit am falschen-"
„Ezra!", unterbrach ich ihn, weil er einfach kein Ende zu finden schien. Als er wieder anfangen wollte, ging ich auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf den Mund, um ihm zum Verstummen zu bringen.

Seine Lippen pressten gegen meine Handfläche und diese Berührung schien auf meiner Haut zu brennen

Seine Augen weiteten sich, aber ich wich nicht zurück. Er würde nie die Klappe halten, wenn man ihn nicht dazu zwingen würde. „Es ist mir egal.", flüsterte ich und wartete seine Reaktion ab, doch er schien wie hypnotisiert von meiner Hand zu sein. Seufzend zog ich sie weg. „Hörst du mir überhaupt zu?"

Er sah zu mir, „Hm?"
„Es ist mir mittlerweile wirklich egal. Die ganze Sache. Ich weiß, dass du so etwas nicht meintest." Er war nicht diese Art von Mensch. „Und wie du gesagt hast ... wir haben beide einfach nach ein wenig Spaß gesucht. Nichts Ernstes. Also können wir einfach so tun, als wäre das nie passiert?"

Ich wollte diese Nacht wirklich aus meinen Gedanken streichen. Sie schien mich ständig heim zu suchen. Ich musterte ihn. Suchte in seinen Augen eine Emotion, die meinen Verdacht bestätigte. Und tatsächlich wirkte er erleichtert. Irgendwas in mir zog sich zusammen. Ich hatte schon vor Tagen beschlossen, alles zu leugnen. So zu tun, als wäre da absolut nichts zwischen uns. Niemals würde ich der erste sein, der zugibt, dass er die absolut erste unausgesprochene Regel unseres Deals gebrochen hat.

Aber jetzt die Gewissheit zu haben, dass ich für ihn wirklich nur ein Mittel zum Zweck war, ließ mich unheimlich dumm fühlen. Und genau aus diesem Grund hielt ich mich von Leuten fern. Aus diesem Grund verschloss ich meine Gefühle so tief in mir drinnen, dass sie niemals jemand auch nur streifen würde.

Ezra Coldwell war keine Ausnahme.

Ich nickte. Damit war das ganze abgeschlossen. Diese Nacht, war nie passiert. „Für dich war es doch auch nur ... ein Fehler, oder?", fragte er zögerlich und riss mich aus meinen Gedanken. „Natürlich", schnauzte ich und ignorierte das Kribbeln in meinen Fingern, das Poltern in meiner Brust.

Natürlich war es ein Fehler. Alles andere wäre ... nicht möglich. Ezra nickte, als hätte er das bereits erwartet. „Aber wir sind ... Freunde, oder?" Ich knirschte mit den Zähnen. Freunde, also. Ja, Freunde war die beste Lösung.

Als ich nickte, huschte eine Welle der Überraschung über sein Gesicht. "Du bist trotzdem ein Wichser.", warf ich ein und er lachte. „Damit kann ich leben."

Ich lehnte mich zurück an die Theke, während er nervös sein Gewicht verlagerte. Ich konnte mir schon denken, was jetzt kam. „Wegen gestern..."
Er kratzte sich am Hinterkopf und wich meinem Blick aus. „Kannst du das auch einfach vergessen?"

„Warum?", sagte ich grinsend. „Schämst du dich etwa?" Als er nicht reagiert, verrutschte mein Lächeln. Ich meinte eigentlich, dass er seinen Wunsch für so etwas Albernes ausgeben hatte, aber er meinte...

„Ich will nicht, dass du denkst, ich bin schwach." Was? Warum zur Hölle sollte ich das denken? Ich ließ die Hände sinken. „Ich hab nur immer das Gefühl, dass du mich immer am Boden siehst. Ich", er fuhr sich über die Stirn, „Ich bin auch stark, weißt du? Ich bin kein Schwächling!"
„Ich weiß.", erwiderte ich augenblicklich.

Es gab nicht einen einzigen Moment, seit dem wir uns kannten, in dem ich ihn für schwach hielt.

Ich hielt seinen Blick stand, bis er mit roten Wangen wegsah. Er schien schnell rot zu werden.

„Mein Gott, das ist echt nicht fair.", schnauzte er und stemmte seine Hände auf die Theke. „Kannst du nicht auch mal heulen? Oder wenigstens irgendwelche Gefühle zeigen?" Ich verschränkte belustigt die Arme. „Du willst, dass ich weine?"
„Nur ein bisschen."
„Wie weint man den nur ein bisschen?"
Er zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung! Ne dramatische Träne vielleicht? Hast du überhaupt Emotionen?"

„Manchmal.", gluckste ich und beobachtete wie er sich nervös über sein Kinn fuhr. „Ist das Wetterabhängig, oder so?" Ja, oder so.
Ich lehnte mich vor und kniff die Augen zusammen. „Vielleicht brauchen manche Gefühle einen gewissen ... Anreiz." flüsterte ich und sah bewusst auf seine Lippen. Sein spielerisches Lächeln erstarrte und ich wusste, dass ich mit dem Feuer spielte.

Aber wir waren uns beide einig, dass nichts zwischen uns waren. Also sollte es ihn nicht stören, wenn ich von nun an ein anderes Spiel spielte, oder nicht?

Es war ja nicht real. Als ich merkte, wie sein Blick nervös wurde, musste ich grinsen. Ich wusste nicht, was ich mir beweisen wollte, aber es wurde nie langweilig ihn verlegen zu sehen.

„Also", begann ich und sah ihn unter halb geschlossenen Lidern aus an. „Was ist der nächste Auftritt?"

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now