43| Reicht das?

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Killian

„Reicht das?", murmelte ich, doch ich hörte mir selbst gar nicht wirklich zu. Ich weiß nicht, wie wir in dieser Situation geraten sind, aber ich wollte nicht gehen. Und dieser Gedanke wanderte wie eine Schockwelle durch meinen Körper. Er ließ meine Knochen zerbersten und meine Muskeln gefrieren. Für drei Sekunden war ich Eis bevor alles zerbrach und die plötzliche Hitze mich zum Handeln zwang.

Ich stieß ihn regelrecht von mir und rutschte von der Motorhaube. Ich ging ein paar Schritte Richtung Parkplatz bis ich wieder atmen konnte. Das war verdammt knapp. Ich hatte für einen Moment wirklich vorgehabt ... Ich durfte das nicht zulassen. Ezra hasste mich! Er bezahlte mich hierfür, ich durfte nicht dumm sein. Wie gesagt, er war nicht real. Wir waren nicht real.

Also durften diese verdammten Gedanken auch nicht real sein!
Das war der Grund warum es so einfach mit uns wahr. So unkompliziert. Es gab klare Regeln, und die durfte ich nicht überschreiten. Verdammt, ich wollte sie ja nicht mal überschreiten, ich-
„Killian?"

Was war nur dieses ätzende Gefühl? Es war so verdammt fremd. Und ich wollte es so schnell wie möglich loswerden. „Killian!"
Vor ein paar Wochen, konnte ich ihn noch nicht mal in meiner Gegenwart ertragen? Warum musste sich das ändern? Warum konnte ich ihn nicht einfach weiter hassen. Nein, ich hasste ihn. Ich würde ihn für immer hass-
„Lee!", eine Hand packte meine Schulter und ich wurde herumgewirbelt.

Ezra stand direkt vor mir. Seine Wangen hatten eine rötliche Farbe, aber vielleicht kam das auch nur vom Licht, der Straßenlaterne. Seine Augen -ach seine verdammten Augen! - schimmerten seltsam. „Nicht-", wollte ich beginnen. Nicht jetzt, wollte ich ihn anschreien. Er soll mich bloß in Ruhe lassen, mit seinen dämlichen Fragen und der Art wie er mich ansah. Ich wollte ihn nicht! Weder sein dämliches Lächeln noch die goldenen Strähnen, die ihm ständig in der Stirn hingen! Ich wollte-

Ezra packte meinen Kragen und zog mich zu sich. Seine Lippen krachten auf meine und es war ein Paukenschlag. Ein erzittern der Erde, aber vielleicht war es auch nur mein Herz. Seine Hände an meinem Hals, hielten mich fest, als hätte er Angst ich würde wegrennen. Doch selbst wenn ich wollte, meine Knie funktionierten schon lange nicht mehr. Er keuchte, als meine Hände zu seinen Hüften fanden. Und dann ...

Meine Augen blieben geschlossen als er sich von mir löste. Atemlos keuchte ich, als seine Stirn auf meiner ruhte.
„Nein,", gab er eine flüsternde Antwort auf eine Frage, dich ich schon total vergessen hatte. „Das reicht noch lange nicht."

Mein Körper reagierte von allein, und zog ihn an mich. Es war, als würde ich so viel von ihm spüren wollen wie möglich. Meine Hand rutschte zu seiner Wange bevor ich ihn erneut küsste. Tief und innig und echt.

Es war anders als die male davor. Es war ...
Wir taumelten nach hinten bis wir den Wagen erreichten. Ich setze mich auf die Haube und zog ihn auf meinen Schoß ohne mich von ihm zu lösen. Seine Hände wanderten zu meinem Hals, unter mein Hemd. Zischend löste ich mich von ihm, „Hier ist niemand, wir müssen nicht-"
„Ich weiß", unterbrach er mich und hauchte einen Kuss hinter mein Ohr. Ein Schaudern erfasste mich. „Der hier ist nur für mich."

Shit, shit shit.

In meinem Inneren schrie die letzte Stimme der Vernunft, kurz bevor sie von einer weiteren Berührung verstummt wurde. Seine Fingerspitzen fuhren meinen Kiefer entlang, eine sanfte Berührung, an der ich am liebsten für immer festhalten würde. Meine Hände krallten sich in seine Oberschenkel, als er begann eine Spur von Küssen über meinen Hals zu ziehen. Wie konnte das nur so schnell eskalieren?

Ich hielt ihn fest, und stöhnte unruhig auf. „Du solltest aufhören, dich so zu bewegen. Sonst-"
„Sonst was?", fragte er scheinheilig und sah zu mir auf. Seine Augen wirkten vernebelt, seine Lippen waren leicht geschwollen, als er begann mein Hemd aufzuknöpfen. „Provoziere mich nicht, Coldwell.", zischte ich, als er den ersten Kuss auf meine Brust setze.
„Meintest du nicht vorhin noch, ich könne dich heute Nacht so viel benutzen wie ich wollte?" Ein erneuter Kuss.

Sein großes Maul verstummte, als meine Hände ebenfalls unter sein Hemd wanderten. Ich spürte wie sich seine Muskeln unter meiner Berührung anspannten. Er reagierte auf mich. Meine Lippen fanden seinen Hals, mit dem festen Ziel sich dort zu verewigen. Mein Name entkam seinen Lippen zusammen mit zittrigen Atemzügen.

Als seine von der Nacht kalten Finger den Saum meiner Hose erreichten, hielt ich inne. Nicht hier. Nicht, wenn es Ezra war. Ich wollte es nicht auf einem schäbigen Parkplatz tun. Mein Kopf wurde wieder klarer und ich spürte wieder die kalte Luft auf meiner entblößten Haut. Ich hielt seine Hände auf. „Ezra."
„Was?", sein Atem an meinem Hals. „Keine Sorge. Ich bezahle dich für jeden Kuss."

Seine Worte waren wie ein Kübel eiskaltes Wasser.
Was?", fragte ich geschockt und er ließ von meinem Hals ab. Seine Augen weiteten sich, als er meine Reaktion sah. War das sein beschissener Ernst?
„Lee, ich-", er zog seine Hände von mir, als hätte er sich verbrannt.
„Runter von mir."
„Was?"

In mir brach irgendwas. „Runter. Von. Mir.", zischte ich durch zusammen gepresste Zähne. Doch ich wartete gar nicht auf ihn, sondern schob ihn unsanft von meinem Schoß. Mein Herz raste, während ich ein paar Schritte ging. Ich versuchte mich zu beruhigen, musste wieder zu klarem Verstand kommen.

Ich begann mein Hemd wieder zuzuknöpfen. „Das war ein Fehler.", sagte ich und drehte mich wieder zu ihm um. Er stand völlig verloren neben dem Wagen, sein Hemd halb offen. Ein Knutschfleck an seinem Hals, war ein Beweis für meine Dummheit. Ich fuhr mir müde über die Augen.

„Ich wollte doch nur-", begann er doch ich wollte es nicht hören.
„Mich bezahlen? Für Sex? Als wäre ich dein Spielzeug?", zischte ich und bei dem Wort, das mir sein Vater vor wenigen Stunden an den Kopf geworfen hatte, zuckte er zusammen.

„Ich weiß, dass du denkst, ich wäre nur irgendein Trottel von der Straße, denn du benutzen und weg werfen kannst, aber ich bin nicht deine Hure." , ich kramte in meiner Tasche nach dem Autoschlüssel. „Lee, hör zu, ich wollte-", verzweifelt fuhr er sich durch die Haare.
„Keine Panik, ich werde weiter deinen braven Hund spielen." Ich warf ihm die Schlüssel vor die Füße.

Ich dachte doch wirklich, dass wir beide auf derselben Seite wären. Dass er auch etwas in mir sah, jedenfalls mehr sah als das! Aber was habe ich erwartet? Für ihn war es nur eine Erweiterung des Vertrags, etwas, das er einfach bezahlen und dann abschließen konnte. Für mich ...
Oh Gott, ich war ja so dämlich.

„Aber sonst ..." Ich presste die Lippen aufeinander, „hältst du dich gefälligst von mir fern." Ich drehte mich um und ging in Richtung Straße. Ich würde lieber nach Hause laufen, als wieder mit ihm in einen Wagen zu steigen. „Lee, wo willst du hin?"
„Fahr nach Hause, Coldwell."
Ich hörte Schritte. „Ich werde dich ganz sicher nicht, mitten in der Nacht auf einem dunklen Parkplatz allein lassen!"
Ich schwieg.

„Lee!"
Wütend schnellte ich zu ihm herum. „Ich sagte, geh nach Hause!"
Mein Brüllen verhallte auf der leeren Fläche. Ezra zuckte zurück, seine Augen ängstlich aufgerissen und in dem Moment hasste ich. Mich. Die Welt. Diesen beschissenen Abend. Als ich mich wieder umdrehte und weiter ging, folgten mir keine Schritte mehr.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now