26| Lass uns fliegen!

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Tongues
The Frights

TonguesThe Frights

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Killian

„Und bestellt euch nicht wieder Pizza! Wir haben noch Reste im Kühlschrank.", hörte ich meine Schwester, als ich gerade die Treppe hinunterkam. Silas protestierte mit einem langen genervten Seufzer. „Und bleibt nicht so lange auf, morgen ist Mittwoch und ihr habt Schule!"
Ich ging in die Küche und schnappte mir die Schlüssel von der Theke. „Ihr geht zu nem' illegalen Straßenrennen und wir dürfen nichtmal lange aufbleiben?"
„Lizzy!"
„Ist doch wahr!"

Ich ging gerade noch rechtzeitig um Lizzys beleidigtes Gesicht und Sadies wütenden hochroten Kopf zu sehen. „Sag doch auch mal was!", forderte mich Sadie auf. Ich zuckte mit den Schultern. „Wo sie recht haben..."
„Man, Lee! Keine Hilfe!" Ich habe nie gesagt, dass ich es wäre. Ezra kam nach mir ins Wohnzimmer und steckte Lizzy ein paar Scheine zu. „Schinken und Champignons kann ich nur empfehlen."
„Ezra!", rief Sadie frustriert und schien es aufzugeben. „Ach macht doch was ihr wollt."

Sie schnappte sich ihre Tasche und ging nach draußen wo Moe schon auf uns wartete. Lizzy starrte mit einem breiten Grinsen auf Ezra's Geld. „Ach du scheiße ... damit kann ich mir ja 10 Pizzen kaufen." sie sah zu ihm auf. „Danke!"
Fast schon verlegen vergrub er seine Hände in seinen Hosentaschen.
„Kein Ding."

Ich sah schmunzelnd auf meine Geschwister, die auf der Couch hockten, hinab, während ich mit Ezra sprach: „Versuchst du etwa mit Geld und Pizza ihre Liebe zu erkaufen?"
Er zwinkerte mir zu bevor er Sadie folgte. „Funktioniert immer."

Bevor ich ebenfalls gehen konnte, packte mich Silas am Handgelenk. Ich sah zurück. „Komm heil wieder, Ja?"
Mit einem Ziehen in der Brust wuschelte ich ihm durch die Haare. „Immer.", versprach ich, auch wenn ich mich dabei fühlte wie ein grässlicher Lügner.

Ich folgte den anderen.

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Ich zog die Plane von meinem Motorrad und Moe pfiff. Verwirrt drehte ich mich zu ihm um, „Du hast das Ding schon tausendmal gesehen!" Wäre das hier ein Cartoon, hätte er Herzchen in den Augen, als er auf das Gerät zu ging. „Aber ihr Anblick verschlägt mir immer wieder den Atem." Moe umarmte das Motorrad als hätten die beiden eine Affaire und er streichelte das Metall sanft. „Hallo, Baby.", begrüßte er meine Maschine und ich fragte mich, ob ich den beiden ein wenig Privatsphäre gönnen sollte.

„Du kannst doch nicht mal fahren!", entgegnete Sadie und Moe blickte empört zu ihr auf, während er sich , schweren Herzens, von dem Ding löste. „Ein Mann kann träumen." Kopfschüttelnd drückte ich mich an Moe vorbei und fuhr das Rad aus der Garage.

Ich schwang mich drauf und wollte gerade starten, als ich merkte, dass sich jemand hinter mich geschwungen hatte. Ich wollte gerade Moe unsanft von meiner Maschine schubsen als dieser in mein Blickfeld trat. Warte, wenn es nicht Moe war...? Ezra schwang seine Arme um meine Brust und ich musste gar nicht sehen, um zu wissen, wie teuflisch er gerade grinste.

Ich spürte seine Haare in meinem Nacken.

„Ich darf nie mit fahren, aber ihn lässt du?", motzte mein bester Freund und verschränkte die Arme. „Auf gar keinen Fall.", zischte ich, doch Ezra's Griff wurde nur stärker. „Komm schon. Waffenruhe. Schon vergessen?", flüsterte er und ich spürte seinem warmen Atmen an meiner Haut.

Ich spürte Ezra's Muskeln und seinen Körper, der sich warm gegen meinen Rücken presste und verfluchte mich selber. Na gut, wie er wollte. Augenrollen reichte ich ihm einen Helm und startete die Maschine. Moe hob ungläubig die Augenbrauen. „Ernsthaft?!"
„Wenn du mich bezahlst, darfst du auch mal fahren.", entgegnete ich und fuhr aus der Ausfahrt.

Moe und Sadie dürfen uns in Moes altem VW folgen. Als wir um die erste Kurve bogen, spürte ich wie er erstarrte. Sein Griff war schon fast schmerzhaft, so fest klammerte er sich an mich. „Doch nicht mehr so mutig, Coldwell?", lachte ich, als mir die Abendluft entgegenschlug. „Halt die Klappe!", rief er über den Motor und vergrub seinen Kopf an meiner Jacke.

Ich konnte nicht anders als zu lachen. Die Sonne ging langsam unter und als wir über die Kreuzung fuhren, gingen die Straßenlaternen an. Ich ließ den Motor aufheulen und jagte durch die Straßen. Das Gefühl von purem Leben raste durch meine Adern und ich spürte wie alle meine Sorgen auf den kalten Asphalt unter mir fielen.

Als wir an einer Kreuzung hielten, tippte ich Ezra's Hand, die sich fest in mein Shirt krallte, an und forderte ihn auf, hoch zu sehen. „Sie dir das an, du Feigling." Die Stadt schien zu erwachen und die Lichter der Ampeln warfen wunderschöne Lichter in die Nacht. „Das ist nur eine Straße, auf der wir bald zerquetscht liegen werden, wenn du nicht bald langsamer fährst.", nuschelte er.

„Dann schaust du nicht richtig hin. Und warst nicht du derjenige, der sich unbedingt an mich klammern wollte?" Er schnaubte, „Ich dachte nicht, dass du das so einfach akzepte-", seine Worte gingen in einem niedlichen quietschen unter, als es auf Grün umschlug.

Die Straße vor uns lag frei und ich hatte nicht vor Ezra zu verschonen. „Lust mal zu fliegen?", rief ich über das Heulen des Motors. „Nein! Nein, egal was das heißt, ich möchte nicht fliegen.", rief er panisch und ich lachte. „Vertrau mir und öffne die Augen." Ich spürte wie er vehement den Kopf schüttelte. „Dir vertrauen? Da würde ich ja lieber-"
„Nun, mach schon!"

Er richtete sich hinter mir ein wenig auf und ich drosselte ein wenig die Geschwindigkeit. „Und jetzt, sieh nach und oben und stell dir vor, der Asphalt unter uns wäre nicht da."
Ich konnte nicht sehen, ob er es wirklich tat, aber sein Griff wurde lockerer und ich bekam wieder Sauerstoff in meine Lungen. „Unglaublich!", hauchte er. Ich spürte wie sein Körper zitterte als er lachte. „Es ist tatsächlich wie fliegen!", rief er und sein schallendes Gelächter übertrumpfte das Summen meines Motorrads.

Doch schon bei der nächsten Kurve klammerte er sich wieder an mich, als hänge sein Leben davon ab. „Schon vor bei?", zog ich ihn auf. „Ich hasse dich, Green."

Mein Lachen blieb.

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Sadie

Unruhig lehnte mich an die Motorhaube von Moes Wagen und ließ meinen Blick über die Menschen wandern, die langsam auf das verlassene Lagergelände strömten. Moe lehnte sich mit einem Seufzen gegen die Motorhaube.

„Denkst du, die beiden vertragen sich?"
Ich strich mir eine Strähne hinter die Ohren und legte den Kopf in den Nacken. Ehrlich gesagt wusste ich gar nichts mehr. „Wahrscheinlich hat Lee ihn schon bei der nächsten Ampel runtergeworfen. Der Arme steht jetzt wahrscheinlich irgendwo verloren an einer verlassenen Straße."

Die Menschen kamen in Strömen und langsam wurde es richtig voll. Es fand immer am gleichen Ort statt, eine altes Lagergelände am Rande der Stadt. Die ersten Teilnehmer schoben ihre Bikes an die Startlinie. Bald würde es beginnen.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah Richtung Sterne. Wie immer, wenn ich hier war, flehte ich, wer auch immer da oben die Kontrolle hatte, an, uns alle in ganzen Stücken wieder nach Hause kommen zu lassen.

Moe stupste mich in die Seite als er ein bekanntes Motorrad neben uns zum Stehen kam.

„Es geht los!"

Bad Influence [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt