100| Eine Nacht

7K 446 122
                                    

Home
Dotan

Ezra

Ich hatte das nicht geplant. Ich hatte das wirklich nicht geplant. Es sollte nur ein kurzer, knapper Besuch werden. Ich wollte nur sehen, wie es ihnen so erging.

Und es schien ihnen allen prächtig zu gehen. Sadie war toll mit den Kids und sie hatte dieses Leuchten wieder in den Augen, das ich so vermisst hatte. Moe machte sich großartig und Gelb stand ihm ganz außergewöhnlich gut. Aber es war Moe, ihm stand alles gut.

Und Lee...
Ich wollte ihn wirklich nur kurz sehen. Sehen wie es ihm geht, und ihn dann wieder sein Leben weiter leben lassen. Aber wie gesagt, ich war ein selbstsüchtiger Mensch.

Als ich erfuhr, was mit seinem Wagen passiert war, konnte ich nicht anders. Ich weiß, er würde das nicht wollen, aber ... Verdammt, es war sein Impala. Ich musste den alten Sack das doppelte des ursprünglichen Preises zahlen, aber das war es wert.

Und nun stand ich hier. In einem Haus, in das ich nicht gehörte, stalkte Menschen, die mich wahrscheinlich schon vergessen hatten. Ich brauchte dringend Hobbys.

Ich atmete zittrig aus, während ich über die Menge sah. Ich liebte Halloween. Das hatte ich schon immer. Das war die eine Nacht im Jahr, in dem ich mit Joey um die Häuser gezogen bin und vergessen habe, wer ich war.

Für eine Nacht, war ich ein Monster, ein Zombie oder ein Vampir. Ich war kein Coldwell, mit Pflichten und öffentlichen Auftritten, bei denen mir kein Fehler unterlaufen durfte. Für eine Nacht war ich ein Kind.

Es hatte sich seltsam angefühlt, dieses Haus wieder zu betreten. Es war so vertraut und doch hatte es sich angefühlt wie das erste Mal. Es hatte sich so viel verändert und im selben Moment war es noch genauso wie ich es kannte.

Ich wette, die erste Schublade im rechten Schrank in der Küche klemmte immer noch. Und die dritte Stufe gab bestimmt noch dieses Horrorfilm-mäßige Knarzen von sich.

Mein Blick fiel auf Lee. Er lehnte an der Küche und starrte in die Menge. Seine Haare waren ein wenig länger gewesen, aber er war noch immer genauso wunderschön wie ich ihn Erinnerung hatte.

Ich dachte vielleicht, hätte sich das Gefühl in meiner Brust verändert, wenn ich ihn wiedersehen würde. Vielleicht wäre es nicht mehr so warm und weich. Vielleicht würde es sich nicht mehr anfühlen wie Zuhause.

Aber das tat es, vielleicht jetzt sogar noch stärker als zuvor.

Ich sah wieder zu ihm und merkte, wie er mich direkt ansah. Hatte er mich etwa erkannt? Konnte er mich durch das Laken erkennen? Nein, ich war nur einer unter einem Meer aus Verkleidungen. Es war die perfekte Entschuldigung, hier heute aufzutauchen.

Ich konnte hier sein, ohne, dass sie mich bemerkten. Und wenn die Nacht vorbei war, war ich wieder verschwunden. Lees Blick lag immer noch auf mir, und es war, als würde er mich direkt ansehen.

Es waren nur wenige Meter, die uns trennten. Nur ein Meer voller Fremder.

Ich flüchtete in die Menge.

             ____________________

Ich war ein beschissener Lügner. Ich hatte mir selber versprochen, nur eine Weile zu bleiben, höchstens eine Stunde. Aber ich war immer noch hier.

Die meisten Gäste waren schon gegangen und die Sonne würde jeden Moment aufgehen. Aber ich konnte es immer noch nicht über mich bringen zu gehen. Nur noch ein bisschen...

Ich hatte die Nacht damit verbracht zuzusehen, wie Moe, Lily und Annie lachten und tanzten. Wie Sadie die Blicke auf sich zog, als sie den Macarena tanzte und dabei eine Unmenge an Federn verlor. Ich sah zu, wie Lizzy und Silas mit einer Tüte voller Süßigkeiten nach Hause kam, nur um die Hälfte davon zu essen, um dann auf der Couch einzuschalten, während die Party noch im vollen Gang war.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now