25| Waffenruhe

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Alexander 23

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Ezra

„Putzt du dich für deine Fans raus?", fragte ich mit einem gespieltem Selbstbewusstsein, während ich mich an den Türrahmen seines Zimmers lehnte, unschlüssig, ob ich eintreten sollte. Es juckte mir in meinen Fingern, sein Zimmer zu erkunden. Zu erfahren wie dieser sture Vollpfosten lebte. Aber ich blieb stehen und begnügte mich unauffällig vom Eingang zu beobachten.

Es war ... bescheiden. Ein einfaches Bett, ein paar Zeitschriften auf dem Boden verteilt genauso wie ein paar T-shirts. Sein Schrank war offen und ich erkannte, dass die meisten Klamotten unachtsam hineingestopft wurden, als hätte er keine Zeit gehabt. Als mein Blick zu dem riesigen Bücherregal huschte, hielt ich inne. Die Frage welche Art von Büchern Killian Green las, brannte in mir auf wie Feuer. Ich nahm mir vor, es bei unserem nächsten Verhör aus ihm hinaus zu quetschen.

Killian, der vor dem Spiegel stand und versuchte seine Haare zu bändigen, warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Schnauze.", schnaubte er und ich lachte leise vor mich hin. Die fast schon friedliche Atmosphäre von der Veranda war verschwunden. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, ihm davon zu erzählen.

Eigentlich wollte ich ihn anbrüllen. Aber wieso? Weil er alles für seine Familie tat? Weil sein Vater genauso scheiße war wie meiner? Weil ich, seit ich von seinen Rennen wusste, ihn nicht mehr so bedingungslos hassen konnte wie zuvor? Weil ich langsam anfing ihn zu verstehen?

Ich war froh, dass auch er so zu tun schien, als wäre das gerade nie passiert. Dieser kurze Moment, in dem unser Leid uns verbunden hatte. Diese Anspannung in der Luft war mir viel lieber. Wenn ich nicht seinen grimmigen Blick sehen würde, wäre ich wahrscheinlich vor Scham im Boden versunken.

„Ich will, dass du heute nicht von Moes Seite weichst. Ist das klar?", befahl er mir und wuschelte sich fast schon verzweifelt durch die Haare. Ich verschränkte die Arme. „Angst, ich könnte mit dem nächst besten Biker durchbrennen?", stachelte ich ihn an und genoss die ernste Falte, die sich auf seiner Stirn bildete.
„Ich möchte deinem Vater nicht deine Überreste in einem Karton zurückschicken."

Als ich mich an meinem Lachen verschluckte und vor Schreck kaum noch Luft bekam, sah ich, dass er begann zu grinsen. Dieser Wichser! Er hat mich verarscht. „Aber ernsthaft, Ezra." Killian drehte sich zu mir und ließ seine Haare endlich in Ruhe. „Dort sind gefährliche Leute."

Ich musterte ihn. Würde ich ihn nicht schon langsam kennen, würde ich sagen, er machte sich Sorgen. „Also versuch so wenig wie möglich aufzufallen und lass deine Grabscher bei dir."
Meine Grabscher? „Ich will nicht, dass du Moe und Sadie in Schwierigkeiten bereitest, weil du zu wenig Aufmerksamkeit bekommst." Ah ja da war es wieder. Grinsend stieß ich mich vom Türrahmen ab und ging auf ihn zu.

Ich hob meine Hände, als würde ich mich ergeben. „Ich bin ganz brav, versprochen." Seinem ungläubigen Blick zufolge glaubte er mir kein Stück. „Und da es ist ein offizieller Auftritt ist ...", ich beendete den Satz nicht, sondern steuerte auf sein Bücherregal zu. Neugierig entzifferte ich den ersten Namen auf einem Buchrücken, bevor sich Lee vor mich schob und mir die Sicht versperrte. Oscar Wilde.
Wir waren jetzt nur noch einen Schritt voneinander entfernt, als er mit seinem ernsten Blick auf mich hinab sah. „Ich verzichte auf das Geld, wenn..."
Er holte tief Luft und ich hob fragend die Augenbrauen.

„Ich möchte, dass du auf Sadie aufpasst."
Mein Mund klappte auf. Vor ein paar Tagen wollte er mich - nein, stopp- hat er mich verprügelt, weil ich seiner Schwester nur zur nahe gekommen war, und nun möchtet er, dass ich sie beschützte? Vertraute er mir etwa? Ich starrte in seine braunen Augen. Ich konnte die Antwort nicht erkennen.

Ich?"
Er seufzte. „Ja, du. Ich ... Moe ist da, aber vier Augen sind besser als zwei. Es ist ... kein Ort für Menschen wie euch." Menschen wie uns? „Was meinst du damit?", ich lehnte mich ein Stück vor. Nur um seine Reaktion zu sehen. Um ihn zu ärgern. Die Anspannung wieder zu spüren, die er sich bei unserem ersten Kuss hatte. Aber er war wie eine Statue. Schien meine Nähe nicht mal war zu nehmen, sondern sah mir nur in die Augen.

Er legte den Kopf schief und schien die richtigen Worte zu suchen. Seine Antwort brach mir auf eine seltsame, Luft aus den Lungen drückende, Weise das Herz. „Gute Menschen."

Ich schüttelte den Kopf und überspielte die Unruhe in meinem Bauch mit einem Grinsen. „Du musst nicht auf das Geld verzichten. Ich spiel gern Babysitter."

Das schien ihn auch wieder ins hier und jetzt zu holen. Seine Brust hob und senkte sich, als er tief ein atmete, während er an mir vorbei zur Tür ging. „Ich weiß, dass zwischen dir und meiner Familie eine Art „Frieden" herrscht.", meinte er spöttisch und zog sich seine Lederjacke über. Er sah über die Schulter zu mir.

Sein Kopf schien voll mit Gedanken zu sein. Es kam mir fast schon so vor, als würde ich es in ihm rattern hören können. „Ich habe nicht das Privileg, das hier zu vermasseln.", murmelte er und sah hinab auf seine Hände.

Ich wusste nicht genau, was er mit das hier meinte. Den Deal? Das Rennen? Seine Familie?

„Deswegen schlage ich eine Waffenruhe vor. Keinen Frieden. Das hier heißt nicht, dass ich dich mag. Es heißt nur, dass mir das Geld wichtiger ist, als dich zu hassen."

Als ich verarbeitete, was er gerade gesagt hat, konnte ich nicht anders als breit zu lächeln. „Ich werde dich tolerieren. Für sie.", Lee nickte Richtung Tür. Von unten drangen die Gespräche der andern zu uns hoch. Sie lachten, wie ich es von Familien nur aus Filmen kannte.

Auch, wenn er es Waffenruhe nannte ... Killian Green gab gerade auf. Er würde mitspielen. „Also...", er knirschte mit den Zähnen, als würden ihn die nächsten Worte physische Schmerzen bereiten. „Willkommen in der Familie, Ezra."

Bevor er meine Reaktion sehen konnte, war er auch schon verschwunden und ließ mich alleine in seinem Zimmer zurück. Ich fuhr mir über die Stirn. Ich dachte nicht, dass es so leicht werden würde.

Lee war ein riesiger Eisberg. Und ich hatte gerade den ersten Riss gefunden.

Oh, das wird lustig.

Bad Influence [BxB]Where stories live. Discover now