37. oder von hypotetischen und wortwörtlichen Flügen

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Vermutlich hat Gott die Frau erschaffen, um den Mann kleinzukriegen. - Voltaire

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"Hast du schonmal zu jemandem gesagt, dass du sie oder ihn liebst, obwohl es nicht so war?", las Harry laut und etwas lallend vor. Jeder sah ihn abwartend an, und auch ich konnte meine Neugier nicht zurückhalten. "Jep", meinte er nur und drehte dann die Flasche. Niemand weiteres beachtete ihn, aber mir stellte sich dann doch die Frage: liebte er mich wirklich? Ich vertraute ihm natürlich, aber wenn er schon so etwas sagte! Dann dürfte ich doch wohl meine Zweifel haben... Doch waren meine Sorgen berechtigt?

C H L O É
Am nächsten Tag, stellte sich heraus, dass alle verkatert waren, ausser Aimée und ich. Wir beide sassen bereits in der Küche und unterhielten uns, während alle anderen noch schliefen, und wir das Frühstück, oder eher den Brunch, machten. Als nächstes gesellte sich Liam zu uns. Er erzählte uns wie er den Abend mit den drei anderen Singles verbracht hatte und beschwerte sich darüber, dass sie so glücklich damit seien, und wieso er das nicht auch sein könne.
Das Brunchen fing erst etwa um zwei Uhr Mittags an. Somit war das dann also ein spätes Mittagessen, aber es machte niemandem etwas aus, und so waren wenigstens alle ausgeschlafen. Das gute Bild von Kim, das wir alle zu haben schienen, bekam auch Liam im Laufe des Morgens und so akzeptierten wir sie als vollwertiges Mitglied in unserer Truppe. Ich, für mich selbst, zählte auch noch Aimée dazu, aber die anderen kannten sie ja schon länger, also war das für sie wohl schon längst abgehakt.

Die zwei Wochen vergingen wie im Flug. Ich ging fast jeden Tag, an dem ich eigentlich in der Uni gewesen wäre, zum Strand und traf mich mit Dodo. Meiner Schwester. Wie verrückt das doch Klang, schliesslich hatte ich noch nie eine Schwester gehabt. Oder doch, ich hatte sie ja schon immer gehabt, nur wusste ich nichts davon. Sie half mir mich besser zurechtzufinden, gab mir ein paar Tipps und erzählte mir viel über die Welt unter Wasser. Merion, die Unterwasserstadt wo sie herkam, lag in der Karibik und bestand sozusagen aus einem riesigen Korallenriff. Am liebsten wäre sie mit mir dorthin geschwommen, aber meine Familie, wie ich die Jungs und Perrie mittlerweile bezeichnete, würde sich Sorgen machen, und das wollte ich Ihnen nicht auch noch antun, wo ich sie doch schon belog.
Dass ich gar nie zur Uni ging, fiel niemandem auf. Clarissa wusste zwar davon, fragte aber zum Glück nicht, was ich in meiner freien Zeit sonst so machte. Die Jungs hatten sowieso einige Termine und Perrie traf sich mit den Mädels aus ihrer Band.
Dass ich nach New York flog, hatten Harry und Louis gar nicht gut gefunden. Wahrscheinlich lag das vor allem daran, dass es Taylor rausgerutscht war, und ich es vorher noch mit keinem Wort erwähnt hatte. Louis hatte gemeint, dass ich mein Studium ernst nehmen müsste, und Harry war vor allem darüber wütend gewesen, dass ich es ihm vorenthalten hatte. Dass ich nicht studierte, rutschte Taylor dann auch noch so nebenbei heraus, aber das passierte zum Glück erst im Auto, als wir schon auf dem Weg zum Flughafen waren:
"Oh Mann, ich freue mich so darauf dir Selena vorzustellen. Ich denke ihr werdet euch so gut verstehen!", meinte Taylor aufgeregt, als sie zu uns in den Wagen stieg. Harry und Louis hatten sich heute dazu bereit erklärt mich zum Flughafen zu begleiten, obwohl die beiden immernoch beleidigt waren, dass ich Ihnen nichts gesagt hatte. Harry rutschte auf den Mittelsitz und so hatte er uns zwei Mädchen an der Backe, während Louis sich zu dem Fahrer gesellt hatte. Sonderlich schlimm schien er es aber nicht zu finden, denn sein einer Arm lag entspannt um meine Schulter und die andere Strich unaufhörlich mein Bein auf und ab. Das ganze hörte jedoch leider auf, als Taylor das unvermeidliche sagte. Sie schlug elegant die Beine übereinander, etwas, wobei ich immer total krüppelig aussah, wenn ich es überhaupt versuchte, geschweige denn wenn ich dann endlich mal so dasass, und kramte in ihrer Handtasche nach irgendetwas, was sich später als Nagelfeile herausstellte. Ich kuschelte mich näher an Harry und murmelte: "Ich werd dich vermissen." Er lächelte leicht: "Ich dich auch, Darling. Also bleib nicht zu lang drüben. Du willst ja schliesslich nicht allzu viel von deinem Studium verpassen." Taylor lachte auf: "Haha, der war gut. Wieso sie überhaupt studieren wollte, frage ich mich noch immer. Gut, hat sich das erledigt."
Wenn Louis gefahren wäre, hätte das Auto jetzt wohl eine Vollbremsung mitten auf der Strasse hingelegt, und in diesem Moment war ich echt froh, dass die Jungs einen Fahrer hatten. So konnte sich mein Bruder jedoch gefahrlos zu mir umdrehen und mitten ins Gesicht brüllen: "Sag mal, geht's noch? Wann hattest du vor uns das zu erzählen?!" Sein Gesicht nahm eine ungesunde rote Farbe an, vor Wut, wage ich jetzt einfach mal zu behaupten, und seine Halsschlagader war deutlich zu sehen. Meinen sonst so überschwänglich glücklichen und aufgestellten Bruder schien ich in diesem Moment gar nicht wiederzuerkennen, und obwohl Harry wohl auch etwas enttäuscht war, dass ich ihm nichts gesagt hatte, verfestigte er sofort seinen Griff, um mich, wenn nötig, zu beschützen. Manchmal würde ich ihn ja wirklich am liebsten einsperren und den ganzen Tag nur noch durchknuddeln.
Etwas eingeschüchtert murmelte ich: "Ähm, bald... Denke ich." Hätte Taylor nicht dazwischen geredet, hätte Louis mich wohl angeschnauzt, aber so hörte man nur ihre, zugegeben etwas schrille, Stimme sagen: "Beruhige dich. Wer geht schon studieren, wenn er berühmt ist oder sein kann? Findest du nicht, du solltest sie das machen lassen, was ihr Spass macht? Sei nicht so ein überfürsorglicher und kontrollgeiler Vater, und sei stattdessen ein richtiger Bruder, der sie in allem unterstützt." Etwas überrascht war ich von der Popdudlerin ja schon, dass sie sich für mich einsetzte. Harry rieb mir sanft über die Schulter, und als ich ihm mein Gesicht zuwandte drückte er mir einen Kuss auf die Nasenspitze und meinte lächelnd: "Ich bin stolz auf dich! Erzähl mir nur in Zukunft, was so bei dir abgeht, sonst kann ich schliesslich nicht hinter dir stehen!" "Aaaww", entfuhr es Taylor, und ich hätte tatsächlich am liebsten das gleiche gemacht und ihm wie eine Tante in seine Backen gekniffen, um sein Gehirn ein wenig durchzuschütteln. "Wärst du zu mir jemals so nett gewesen, hättest du sogar eine Chance bei mir gehabt. Aber so ist es ja fast noch besser", fügte Taylor hinzu. Danke, das hätte echt nicht sein müssen.
Louis hatte sich beleidigt abgewandt und schien ab jetzt kein Wort mehr mit mir sprechen zu wollen. Der war ja schlimmer als eine Schwangere auf Drogen. Harry hingegen würde eher anhänglicher und vergrub sein Gesicht in meinem Nacken, bis die Autofahrt (leider) ein Ende hatte. Wir waren am Flughafen angekommen und würden jetzt wieder Kumpel spielen müssen, da er offiziell ja immer noch mit Taylor zusammen war. Seufzend zog er mich nochmals an sich und meinte: "Hau sie alle um, Liebling! Ich weiss, du hast das Zeug dazu." Ich musste automatisch lächeln als er so lieb zu mir sprach und küsste ihn ein letztes Mal, bevor wir aus dem Wagen stiegen.
Darf ich hier mal anmerken, wie überaus talentiert diese Directioner darin waren, ihre Lieblinge aufzuspüren? Als könnten Sie riechen, wo sie sich gerade aufhalten, befinden sie sich immer dort, wo eben ihre fünf Stars waren. Von allen Seiten wurden wir angehimmelt und dazu gedrängt, Fotos zu machen oder Unterschriften zu geben. Taylor und Harry zeigten sich wieder Seite an Seite, weswegen ich mich zu Louis gesellte, der mir eine Hand reichte. Das ohrenbetäubende Gekreische vervielfachte sich noch mehr, als die Fans die beiden Koffer bemerkten, die die Jungs jetzt aus dem Wagen hoben. Ich hörte wie sie darüber spekulierten, wer mit wem fliegen würde, und nur wenige lagen mit ihren Vermutungen richtig.
Ich befürchtete schon, wir würden den Flug verpassen, aber kaum im Flughafen-Gebäude drin, wurden wir zu einer Türe geführt, die den Eingang zum VIP-Bereich darstellte. Jedoch könnte man dort nur mit einem gültigen Ticket hinein und der Abschied von Harry und Louis fiel deswegen hier aus. Harry küsste seine Freundin zum Abschied liebevoll, aber zu meinem Glück nur kurz auf dem Mund und drückte mich kurz an sich, während er flüsterte: "Pass auf dich auf!" Ich lächelte und umarmte danach Louis ganz dolle, bevor Taylor ihm auch noch kurz einen Schmatzer auf die Backe gab und wir durch die Tür verschwunden. Das Gekreische der Fans, als Harry und Louis wieder zurückgingen, hörte man bis dorthin. Taylor und ich konnten sofort boarden und bekamen zwei Sitzplätze neben einander zugewiesen. Ich wusste, dass Langstreckenflüge ziemlich anstrengend werden würden, und obwohl wir hier in der ersten Klasse reisten, bekam ich Halsschmerzen, wenn ich nur schon an den langen Flug dachte. Tatsächlich würde mein Bauchgefühl mich nicht im Stich lassen.

⍟ Secrets ⍟ (A Harry Styles Fanfiction)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora