39. oder von Shootings und süssen Geständnissen

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Gott ist ein Komödiant, der vor einem Publikum spielt, das zu ängstlich zum Lachen ist. - Voltaire

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Ein Mann mittleren Alters umarmte Taylor auf der Stelle und drückte auch mich an seine viel zu stark parfümierte Brust, bevor er uns den Ablauf des heutigen Tages erklärte. Somit wurde ich als erstes in die Maske gesteckt, mein Handy wurde mir abgenommen und ich musste mich darauf konzentrieren, nicht zu blinzeln. Das war gar nicht mal so einfach, wenn man aufgefordert wurde genau das nicht zu tun, und dann eben genau das tat. Taylor hatte immer wieder etwas an der Tätigkeit der - in meinen Augen jedenfalls - kompetenten Stylistin auszusetzen und somit wurde sie letzten Endes rausgeworfen. Toll, jetzt war ich alleine...

C H L O É
Nach endlosem tupfen, pinseln, zupfen, ziehen, meckern und motzen stand ich endlich völlig fertig vor Taylor. Man hatte mein Gesicht total zugekleistert, wovon ich nicht sehr begeistert war, da ich meistens komplett auf Schminke und Make-up verzichtete, und ich stand auf meterhohen Stelzen, die mir, laut Taylor, zum verrückt werden lange Beine verliehen. Für mich war das alles eher ein riesiger Zirkus. Ausserdem konnte ich meine 'zum verrückt werden langen' Beine noch nicht einmal richtig bewegen, weil sie in eine enge Jeans gepresst war, die mir anscheinend ja so gut stand. Mein Oberkörper war in einen Hauch von nichts gehüllt, der über meinem Bauchnabel endete und von einer braunen Lederjacke bedeckt wurde. Die Haare fielen einfach um mein Gesicht herum, wobei ich nicht verstand, wieso die Stylistin - vielleicht war sie doch nicht so kompetent wie ich gedacht hatte - so lange dafür gebraucht hatte. Das ganze war also nicht gerade meine Welt, schließlich hatte ich vor diesem Tag noch nicht einmal genau gewusst wie man eine Mascara benutzt. Das war auch nicht gerade praktisch wenn man auf den Bahamas lebte und zudem eine kleine Meerjungfrau war. Trotzdem gefiel es mir auch etwas, denn welches Mädchen liebt es nicht, zurechtgemacht zu werden und von anderen Menschen gelobt zu werden?
Das Interview würde nach den Fotos stattfinden, und für diese musste ich mich auf diese weiße Fläche stellen. Der Fotograf - gebürtiger Deutscher, wie mir sein Akzent verriet - erklärte mir, was ich so ungefähr machen sollte, und so baumelte ich kurz darauf von einer Tange herab und sollte irgendwas machen. Das eine mal machte ich also ein Rock-Zeichen, ein anderes Mal machte ich einen halben Handstand, und so ging das eine Zeit lang weiter. Als ich schliesslich das letzte Mal mein Outfit wechseln musste, fragte ich mich, wie sie noch ein Interview machen wollten, denn mir wurde erzählt, dass wir eigentlich um drei Uhr aufhören wollten. Dass der Fotograf dann unbedingt noch ein Bild von mir und Taylor zusammen haben wollte, machte die Sache nicht gerade besser. Sie durfte dann wenigstens ihr Outfit anbehalten, und so war ich in dem Skaterlook, den sie mit einem Skaterrock und einem lockeren Pulli gezaubert hatten, neben der allzeit perfekten Taylor Swift im nächsten OK-Magazin abgebildet. Auf der anderen Seite war dann mein Interview zu sehen, das aber nicht sehr spektakulär war.
Kaum saß ich wieder im Wagen, kam das Fieber mit voller Wucht zurück. Wenigstens hatte es erkannt, dass ich es während diesem Shoot überhaupt nicht hatte gebrauchen können. Jetzt fühlte ich mich dafür umso schlaffer und hing förmlich auf dem Sitz, als Taylor mir ihr Handy reichte: "Harry. Er kann dich anscheinend nicht erreichen." Ich murmelte: "Hallo", aber erst danach führte ich das Handy ans Gesicht, weswegen ich das ganze nochmal wiederholte. Harry fragte besorgt: "Darling, du hörst dich gar nicht gut an. Warst du etwa trotzdem bei dem Shooting? Bitte ruh dich aus." Ich nickte schwach und murmelte: "Ja, klar. Hab glaub eh ein paar Tage bevor das mit der People ist." "Ich liebe dich. Schau zu dass du bald wieder gesund bist. Aber sonst war es heute gut?" "Ja, bei dem Shooting hab ich nichts vom Fieber bemerkt. Ich denke die waren ganz zufrieden", erklärte ich ihm. Taylor lachte: "Schatzi, die waren überwältigt von dir. Der Fotograf war auch ganz angetan von dir. Und das männliche Model erst!" Fotograf? Der war über vierzig gewesen, soweit ich weiß! Und ein männliches Model hatten wir gar nicht dabei gehabt? Ich sah Taylor verwirrt an, bis ich bemerkte, worauf sie hinaus gewollt hatte. Ich hörte Harry nämlich Knurren: "Hat dich einer etwa blöd angemacht? Sag mir wer es war, und dieser Pisser wird sich wünschen nie geboren worden zu sein. Falls das nochmal passiert, ruf mich sofort an und.. Nein, ich fliege am besten gleich zu dir. Taylor scheint auch nicht auf dich Acht geben zu können, obwohl du krank bist..." "Harry, ich bin kein Kind mehr. Beruhig dich", murmelte ich. Zu mehr war ich nicht imstande. "Hast du es genossen?", kam jetzt die Frage, und ganz verwirrt fragte ich: "Was?" "Dass dich diese Typen angehimmelt haben", erklärte er genervt. Jetzt war ich hellwach: "Wieso sollte ich?" "Naja vielleicht... Ich weiß nicht, bist du mit mir zufrieden? Ich kann mich nicht mit dir in der Öffentlichkeit blicken lassen" woah, das klang ja so nett, danke Harry, "und dich auch vor niemandem verteidigen. Jetzt bist du sogar auf einem anderen Kontinent. Ich... Genüge ich dir?", fragte er nun ernst. Obwohl es manchmal wirklich etwas fies ausgedrückt war, musste ich lächeln und erklärte: "Harry, ich liebe dich doch. Es wäre natürlich toll, wenn wir öffentlich zusammen sein könnten, aber ich verstehe es wirklich. Und ich bin nicht ganz hilflos. Mir geht es vielleicht im Moment nicht so gut, aber ich weiß dass du mich auch liebst" oder hoffe es zumindest, "und dass du bei mir sein würdest, wenn du könntest. Du bist ein Star, du hast es nicht immer leicht." "Du hast recht, ich liebe dich. Gibst du mir nochmal Taylor an die Strippe, ich muss gleich auflegen und noch etwas wegen der PR-Beziehung regeln."
Was Taylor sagte, bekam ich nicht mit, da ich vor mich hin döste und schließlich ganz einschlief. Diesmal ohne Alpträume, was mein Körper dringend nötig hatte, und auch meiner Psyche könnte es nicht schaden. Wie ich ins Bett gebracht wurde, verpasste ich, die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag schlief ich, bis ich spät abends aufwachte, weil die Haushälterin von Taylor meinte: "Miss, sie müssen etwas essen. Ihr Körper braucht Kraft." Sie hatte einen starken spanischen Akzent, was die pummlige Frau umso liebenswerter machte. Mein Kreislauf war noch nicht ganz in Schwung gekommen, aber ich fühlte mich deutlich besser als zuvor und setzte mich träge auf: "Dankeschön. Sie können mich übrigens gerne duzen. Ich bin Chloé." Ihr übliches höfliches Lächeln wurde persönlicher und breiter: "Magdalena. Ich habe dir Reis gemacht, dein Körper braucht Energie." Ich bedankte mich und fing an das köstliche Essen in mich reinzuschaufeln. Sie war sichtlich geschmeichelt, dass ich so viel ass, und obwohl ich gerade auf Müll essen würde, da ich solchen Hunger hatte, schmeckte dieses Essen einfach göttlich. Als wäre Adonis in Form von Essen auf die Erde gekommen. Wäre tatsächlich nicht schlecht, auch wenn ich etwas schiss davor hätte, was passieren würde, wenn ich einen Gott essen würde.
Wieso ich mir überhaupt darüber Gedanken machte? Das war bestimmt das Fieber! Magdalena brachte schließlich den Teller und die längst leere Pfanne Weg, und ich würde augenblicklich wieder müde. Krass, wie auslaugend eine Krankheit doch sein konnte. Ich ließ mich wieder in die Weichen Laken sacken und döste augenblicklich weg.
Als ich am nächsten Tag aufwachte, war es anscheinend früher Morgen, da der Himmel sich gerade rosa färbte (ja, eine Wand des Gästezimmers bestand vollständig aus Glas) und ich fühlte mich fast so fit wie ein Turnschuh. Leider war noch niemand wach, mit dem ich irgendwas hätte machen können, und so öffnete ich erst einmal meine Apps auf dem Handy: Whatsapp, Instagram und Twitter.
Dass meine Followerzahl ständig wuchs, beachtete ich schon gar nicht mehr, weil es mich von Anfang an nicht sonderlich interessiert hatte. Eher, dass ich auf diversen Bildern markiert wurde und ich jegliche Kommentare bekam, die es nur gab - Hassnachrichten, neutrale Ansichtsweisen und verehrende. Leute gab's. Ich sah, dass die neueste OK schon erschienen war, und auch ich in dieser Ausgabe zu sehen war (die Leute müssten ja ganz schön Gas gegeben haben). Tatsächlich fand ich das ganze recht gelungen. Ich hatte eine Doppelseite mit Bildern, wo ich eine neue Kollektion von irgendjemandem präsentierte, und neben meinem Interview waren noch Taylor und ich als beste Freundinnen dargestellt. Was wir ja mittlerweile irgendwie auch waren. Sie war mir echt ans Herz gewachsen, obwohl sie meinen Freund ableckte.
Ich fand verschiedenste Seiten auf dem Internet, so auch eine über One Direction und mich:
Die Boys erobern die Welt. Nicht Schritt für Schritt, sondern sie schleichen sich in die Herzen aller Mädchen auf einmal. Mit ihrem unwiderstehlichen Charme und ihrer Leidenschaft für Musik begeistern sie tausende Fans, die sich Directioner nennen, und sind nun schon weltweit bekannt. Doch ist wirklich alles so perfekt, wie es scheint? Kürzlich erst trennte sich Mitglied Liam Payne von der Tänzerin Danielle Peazer nach ihrer langjährigen Beziehung, und zahlreiche Payzer-Shipper wurden somit maßlos enttäuscht. Als Mädchenschwarm und ewiger Junggeselle Harry Styles dann noch seine Beziehung mit Sängerin Taylor Swift öffentlich bekannt gab, ging für viele eine Welt unter - doch, sind die beiden so glücklich wie es scheint? Schon lange zeigt sich Styles abwesend gegenüber Swift und diese wurde bei einem Treffen mit Schauspieler Taylor Lautner gesehen. Geht die Beziehung in die Brüche? Hoffen wir es nicht, sie schien unseren Liebling glücklich gemacht zu haben.
Neueste Entdeckung lässt aber alle Herzen höher schlagen: kürzlich kam heraus, dass Bandmitglied Louis Tomlinson eine Schwester hat, von der bisher niemand wusste: Chloé Tomlinson. Die siebzehnjährige stammt von den Bahamas und unterstützt ihren Bruder und die Band, wo sie nur kann. Die Band scheint sich mit ihr gut zu verstehen - hat es vielleicht mit einer kleinen Romanze zu tun? Im Moment befindet sich die junge Tomlinson in New York mit ihrer neu gewonnenen Freundin Taylor Swift, gibt ein exklusives Interview an das OK-Magazin und erscheint in einer neuen Ausgabe von 'People'. Genau wie die Band ist sie mittlerweile überall bekannt und geliebt.
Ich musste Grinsen und murmelte: "Woah. Krass." Ich würde also überall geliebt? Fand ich ganz schön gut. Das mit der Romanze stimmte zwar, aber wahrscheinlich dachten sie da eher an Liam oder Niall, schließlich hatte Harry - offiziell - eine Freundin. Leider.

⍟ Secrets ⍟ (A Harry Styles Fanfiction)Where stories live. Discover now