Einen guten Tag kannst du deinen nennen wenn du von Herzen geliebt wirst. - Unbekannt
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An diesem Abend waren meine Gedanken weder bei Merion, noch bei Voughn, sondern einzig und allein bei den Menschen die ich liebte. Trotzdem beschlich mich das leise Gefühl, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Und mein Intuition sollte mir Recht geben.
C H L O É
Am nächsten Morgen wachte ich alles andere als friedlich auf. Zwar war die Nacht ruhig gewesen, nachdem ich einmal eingeschlafen war, doch ein angsterfülltes Kreischen riss mich unsanft aus dem Schlaf. Wie automatisch zog Harry mich näher an sich heran und schirmte mich mit seinem Körper ab, vor was auch immer. In unserem Zimmer war jedenfalls nichts aussergewöhnliches. El stand kreidebleich in der Türe und starrte mit vor Schreck geweiteten Augen auf das Fenster, welches leicht milchig aussah, dadurch dass es beschlagen war. Louis erschien ebenfalls im Türrahmen und fragte gehetzt: „Was ist los? Soll ich die Polizei rufen?" El warf mir einen wütenden Blick zu, als wäre ich Schuld, dass sie irgendetwas derartig erschreckt hatte, und antwortete ihrem Freund dann: „Nein. Harry's Hintern hat nur nicht unter der Decke gelegen, war ein etwas verstörender Anblick." Ich wusste, dass sie ihn anlog. Schliesslich hatte Harry eine Boxershorts an. Louis schluckte die Lüge, doch als El die Türe hinter sich zuzog, warf ich Harry einen erschrockenen Blick zu. „Wer oder was ist da draussen?" Langsam konnte man wieder durch das Fenster durchsehen, und ich näherte mich ihm langsam, um vorsichtig nach draussen zu sehen. Auf dem Hausdach sass Voughn, als wäre es ihm egal, dass irgendjemand ihn sehen könnte! Ich schrie ihn in meinen Gedanken an: ‚Was läuft in deinem riesigen Gehirn schief? Was wenn jemand dich sieht!' Der Murok zeigte seine gewaltigen Zähne - seine Interpretation eines Lächelns - und antwortete mir: ‚Leider hatte ich keine andere Wahl. Deine Gedanken waren ziemlich verschlüsselt, und anders hätte ich deine Aufmerksamkeit nicht auf mich lenken können. Es war zwar nicht geplant, dass dieses Mädchen reinstürzt, aber so geht es ja auch.' Ich verdrehte genervt die Augen, während ich mich in eine Jeans quetschte. ‚Wieso warst du nicht mehr dort, wo ich dich zurückgelassen habe?' Ich war wütend, aber schliesslich zu Recht! Harry bedachte mich mit einem merkwürdigen Blick, aber im Moment musste ich mich um das Ungeheuer kümmern, das auf dem Dach hockte, als wäre er ein unsichtbarer Floh, der niemandem auffallen würde. ‚Verzieh dich sofort!' fügte ich hinzu. Der Murok erhob sich scheinbar in den Himmel, da draussen ein kleiner Sturm tobte, und als ich aus dem Fenster sah, war er nicht mehr zu sehen. Trotzdem konnte ich ihn noch in meinem Kopf hören: ‚Ich werde es ab hier alleine schaffen. Ich bin um einiges älter als du, kleine Meerjungfrau, und habe bisher auch schon überlebt. Wir sehen uns eines Tages bestimmt wieder!' Und ab diesem Zeitpunkt fühlte ich seinen Geist nicht mehr, es war, als wäre er schon längst über alle Berge. Vielleicht war er das ja auch.
Der Vormittag verging ereignislos, abgesehen davon, dass Louis anscheinend immer noch nicht damit klar kam, dass Harry mein Freund war. Und damit meine ich, dass wir auch alles machten, was ein Pärchen machte, was ihm mächtig gegen den Strich ging. Der Kommentar von El heute Morgen war ihm wohl mehr unter die Haut gefahren als erwartet. Am Nachmittag bekam ich einen Anruf von meiner Managerin, die mir Taylor organisiert hatte. Schliesslich war sie selber eine Berühmtheit und konnte sich nicht immer um meine Angelegenheiten kümmern. Diese erklärte mir, dass mein nächster Termin ein Shooting für ein Titelblatt von irgendeinem Magazin war. Er würde jedoch erst stattfinden, wenn wir wieder zuhause waren, denn jetzt genoss ich noch die restliche Zeit mit Harrys Familie. Harry hatte ich noch nicht gesagt, was es für eine Lösung für das Problem ‚Unsterblichkeit' beziehungsweise ‚Sterblichkeit' gab. Beziehungsweise zwei Lösungen. Doch eine davon kam für mich schlichtweg nicht in Frage, und ich wusste, dass es Harry genauso gehen würde, wüsste er erst einmal davon.
Als wir einmal alleine auf einem Spaziergang waren, hielt ich es für den richtigen Augenblick, ihm davon zu erzählen. „Haz? Da gibt es noch was, das du vielleicht wissen solltest." Nicht nur vielleicht. Er sah mich abwartend an, ohne etwas zu sagen. Ich erklärte: „Wir haben ja einmal darüber geredet, dass ich Dodo fragen sollte, was wir tun sollten, im Bezug darauf dass ich unsterblich bin und du... nicht." Er nickte interessiert und zog mich auf eine abgelegene Bank, bei der wir uns in Ruhe unterhalten konnten. Ich erklärte ihm, was es für Optionen gab, und bevor er etwas sagen konnte, fügte ich hinzu: „Aber dass wir dich in einen Unsterblichen verwandeln ist gar kein Thema für mich. Schliesslich bist du berühmt, und wenn du dann plötzlich verschwindest, oder nicht mehr alterst, wäre eine Katastrophe für Dreiviertel aller Teenager." Harry runzelte die Stirn, während er für einige Momente schwieg. Verständlich, schliesslich war das ein wichtiges Thema, über das wir hier redeten. Hätte ich mich einmal in eine Sterbliche verwandelt, gab es kein zurück, genau wie für Harry, wenn er ein Meermensch werden wollte. Er fragte: „Dann.. Meinst du, dass du das wirklich aufgeben willst? Du hast Kräfte, die nicht gerade üblich sind, selbst in der Unterwasserwelt nicht. Du würdest einen Teil von dir aufgeben." „Aber du bist auch ein Teil von mir, Hazza", wandte ich ein. „Ich weiss nicht, ob ich dich das machen lassen kann", murmelte er traurig. Ich seufzte. „Louis ist auch meine Familie. Richard auch. Meine Eltern, so streng sie manchmal auch sind, haben mich grossgezogen! Ich liebe sie, und ein leben ohne sie wäre verdammt traurig. Eine Ewigkeit ist ziemlich lang, und für immer von euch getrennt zu sein, kann ich mir nicht vorstellen." Er redete auf mich ein, als hinge sein Leben davon ab: „Aber dieses Thema ist doch erst aufgetreten, als ich kam. Auch unter Wasser hast du deine Familie. Vielleicht mag es sich nicht so anfühlen, aber dieser Alain ist dein Vater, du bist sein eigen Fleisch und Blut. Selbst wenn du dich nicht gut mit deiner Schwester verstehst, sie hat einen Grund für ihr Benehmen, wie sie dir selbst erklärt hat. Denkst du nicht, deine Fähigkeiten sind nicht weniger wichtig als meine? Eher noch wichtiger! Ich bin ein Sänger. Das ist mein Beruf, und es wäre natürlich unglaublich erschreckend, wenn ich plötzlich weg bin. Aber Merion wäre dem Untergang geweiht gewesen, wärst du nicht gewesen. Wer sonst hätte mit dem Murok reden können? Wer sonst hätte diese Barrieren überwinden können?" Ich schluckte betroffen. Es schien, als gäbe es einfach keine perfekte Lösung. Harry nahm mein Gesicht in seine Hände und sagte eindringlich: „Treffe keine übereilten Entscheidungen. Irgendwann könntest du es bereuen. Und ich will doch bloss, dass du glücklich bist." Mir kamen die Tränen bei seinen rührenden Worten. Es stimmte, was er sagte. Was wenn ich als alte Oma in meinem Schaukelstuhl sitzen würde, Harry neben mir, und die Unterwasserwelt wäre für immer vor mir verborgen? Doch andererseits.. Was wenn ich als junges Mädchen weiter durch das Meer schwamm, Harry neben mir, während über Wasser jeder nach dem vermissten Sänger suchte und seine Familie langsam dahinschied? Das könnte ich ihm nicht antun. Die Entschlossenheit, ihn vor diesem schrecklichen Schicksal zu bewahren, keimte in mir auf. Genau das gleiche, was in mir vor sich ging, geschah auch bei ihm. In seinen Augen konnte ich die Liebe sehen, doch auch das Unglück, dass er vor seinem Inneren Auge sah, wenn er mich gehen liess. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust und schluchzte: „Ich lasse nicht zu, dass du alles aufgibst." Er erwiderte leise: „Ich will nur, dass du glücklich bist. Ich würde alles für dich tun", sanft küsste er mich. Doch ab jetzt gab es das Problem: jeder wollte sich für den anderen opfern, während niemand wollte, dass der andere sich für ihn opferte. Ich würde nicht zulassen, dass er seine Sterblichkeit wegschmiss, als wäre es ein benutztes Taschentuch, und ich spürte, dass es ihm ähnlich mit meiner Unsterblichkeit ging.
Der Spaziergang war zu Ende, und wir hingen beide unseren Gedanken nach, aus denen mich Gemma und El rissen, indem sie mich ins Zimmer der erstgenannten zogen. Es war der letzte Tag dieses Jahres, und um den Übergang ins neue Jahr gebührend feiern zu können, wollten sie sich auch entsprechend zurechtmachen. Meine Stimmung glich der ihren im Moment nicht im Geringsten, doch das änderte sich im Verlauf des Abends, als wir, alleine, nur unter uns Mädchen, eine Flasche Prosecco öffneten und auf ein schönes neues Jahr anstiessen. „Auf dass Chloé richtig durchstartet und ihre Beziehung ein voller Erfolg wird!", rief Gemma, „Und auf dass El und Louis lauter hübsche Kinder machen, die ich reich beschenken kann!" El schlug ihr entrüstet auf die Schulter und grölte: „Und auf dass Gemma endlich einen Kerl kennenlernt, der es mit ihr aushält." Ich fügte hinzu: „Damit wir uns nicht mehr mit ihr rumschlagen müssen", und zwinkerte El schelmisch grinsend zu, die sich ein paar Freudentränen wegwischte. Gemma schien von diesem etwas beleidigenden Kommentar nicht im geringsten berührt zu sein, sondern erklärte nur: „Ich bin froh, dass die Jungs euch kennen gelernt haben. Ihr seid ihre perfekten Gegenstücke, und gute Freundinnen, wie ich sie selbst nicht besser hätte aussuchen können." Mit einem kräftigen Schluck leerte sie ihr Glas in einem Zug, und auch die restliche Flasche musste noch dran glauben. Mit etwas Hilfe von El und mir.
Als wir uns schliesslich alle im Wohnzimmer versammelten, wusste ich: Egal wie sehr Harry verhindern wollte, dass ich meine Unsterblichkeit aufgab, damit ich nicht unglücklich werden würde; Ich war glücklich, und das, weil ich eine Familie hatte, die ich über alles liebte! „Du siehst wundervoll aus, meine Schöne", flüsterte er mir liebevoll ins Ohr, als ich mich dicht neben ihn setzte.
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⍟ Secrets ⍟ (A Harry Styles Fanfiction)
Fanfiction"Meermenschen sind unsterblich, weil sie ein erkaltetes Herz haben, das kalt wie Eiswasser ist. Erst wenn sie sich verlieben, erwärmt ihr Herz." Mir tropfte eine Träne aus dem Augenwinkel, die ich mir wegwischte, bevor es jemand sehen konnte. Sie w...
