6. Kapitel

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Natürlich hatte ich Dario gesagt, dass ich versuchen werde, an die Akten von Samantha zu kommen

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Natürlich hatte ich Dario gesagt, dass ich versuchen werde, an die Akten von Samantha zu kommen. Aber weh hatte es schon getan. Ein ganz kleiner Teil in mir hatte wirklich geglaubt, er würde auf irgendeine Weise etwas mit mir zu tun haben wollen, aber da war ich wohl falschgelegen.

Der Grünäugige hatte sich bereits von mir verabschiedet. Die Mathehausaufgaben hatten wir nur halbwegs gemacht. Ich war gerade auf dem Nachhauseweg, nicht weit hinter mir, war Dario ins Dorfinnere abgebogen. Keine Ahnung, wo er hinwollte. Ich hatte eben meinen Teller entsorgt und suchte mit kalten Fingern, weil ich Dario dazu gezwungen hatte, meine Handschuhe zu behalten, in meinem Rucksack nach meinem Etui.

Das konnte doch nicht sein. Hatte ich es beim Steinufer vergessen? Seufzend drehte ich mich um und lief zurück. Sport würde mir und der Waffel in meinem Magen sicherlich nicht schaden. Also einfach nicht aufregen, Noè. Was ich im Moment am meisten empfand, war wohl die Enttäuschung. Ich meine, Dario hatte dies sicherlich nicht extra gemacht, jedoch war es kein schönes Gefühl.

Ich krümmte mich ein wenig, als ich am Nebenhaus vorbeihetzte und wieder ans Ufer hinter den Turm kletterte. Tatsächlich lag dort mein kleines schwarzes Etui. Ich griff danach, stemmte mich an dem Stein, auf dem Dario gesessen hatte, ab und atmete die mittlerweile wirklich kalte Luft aus. Es hatte in der letzten halben Stunde enorm abgekühlt.

Ich wollte mich wieder aufrichten, als mir etwas Weißes ins Auge stach. Direkt neben Darios Stein. Seine Waffel. Unangerührt, auf dem weißen Pappteller. Bloß noch etwas Puderzucker und beinahe noch vollkommen mit Schokolade, die bereits wieder hart war, bedeckt. Ich schluckte. Er hatte sie nicht gegessen. Langsam, mit zitternder Hand griff ich danach und schaute die nun eiskalte Waffel aus starren Augen an.

Er hatte sie nicht gegessen. Nicht mal ein Bissen. Gar nichts. Baytons Aussage schwirrte mir im Kopf umher. Log Dario? Hatte er auf die Suppe letzten Freitag wirklich nur verzichtet, weil ihm übel war oder lag da mehr, viel mehr dahinter? Dario hatte mich darum gebeten, nicht mehr in alles, was er tat und sagte hineinzulesen, aber er machte es mir mit dieser Aktion gerade alles andere als einfach.

Bayton muss Gio angerufen haben, sonst hätte Dario mich ja nicht darauf angesprochen. Und aufgrund des nachherigen Handeln, muss Gio wohl gesagt haben, dass Dario mit ihr Pizza gegessen hatte. Aber- Ich machte mich wieder auf den Weg zurück zum Weg. Darios Waffel landete im selben Mülleimer, wie mein leerer Pappteller. Aber was sprach den bitteschön dagegen, dass Dario nicht auch seine Halbschwester anlog? Vielleicht hatte er ihr einfach den Glauben gegeben, gegessen zu haben. Er könnte bei ihr genau das Gleiche, wie bei mir und der Waffel getan haben.

Wieder dachte ich an Darios Wunsch, normal behandelt zu werden. Ich hatte ihm versprochen, nicht weiter Polizistin zu spielen und mich in seinen Mist einzumischen, aber es erschwerte mir das Atmen, zu wissen, dass das alles elend ausgehen könnte, wenn ich meinen Mund halten würde. Es konnte doch kein Zufall sein, dass er letzten Freitag auf die Suppe und heute auf die Waffel verzichtet hatte.

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