7. Kapitel

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Wir waren auf dem Weg zu Tony und ihren Leuten

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Wir waren auf dem Weg zu Tony und ihren Leuten. Ich fuhr und Dario war einer Stille verfallen, die aufgekommen war, als NF plötzlich im Radio zu spielen begonnen hatte. Ich war mir nicht sicher, ob er an den Liedtexten oder an etwas anderem hing. 

War es wegen eben in der Dusche? Worüber dachte er nach? Ich traute mich gar nicht zu fragen und tippte nervös auf dem Lenkrad rum. Das Seufzen, das mir entfloh, hatte ich mit bestem Willen nicht zurückhalten können. Mich plagte die Sorge, dass ich in der Dusche etwas übersehen hatte. Ein leises Nein oder so. Vielleicht hatte Dario es sich nun anders überlegt und bereute es? 

«Du fragst mich doch immer nach meinem Lieblingslied, oder?» Ich schielte flüchtig zu ihm rüber und nickte. «Ich habe dir nie die Wahrheit gesagt.» Was kam jetzt? Er deutete gedankenversunken aufs Radio, das mein Spotify abspielen ließ. «NF hat dieses Lied rausgebracht. Also nicht dieses hier. Ein anderes.» 

Er rieb sich die Stirn und seufzte, «How could you leave us heißt es. Ich glaube, ich höre mir den Mist fast täglich an, seit es rausgekommen ist.» Ich blieb still. Das Lied kannte ich nicht. «Wieso hast du es verheimlicht? Worum geht's im Lied?» 

Er hob sich vom Sitz ab und machte es sich mit der Schulter an der Tür lehnend bequem. «Um ein Kind, dessen Mutter drogenabhängig ist und daran gestorben ist. Um NF selbst, sogar.» Ich merkte ihm an, dass es ihm schwerfiel, darüber zu sprechen. Aber er wagte es. 

Keine Ahnung, woher er diesen Ansporn plötzlich hatte, aber ich würde ihn keineswegs stoppen. Alles, was mit seiner Mutter in Verbindung stand, war ein Privileg, es erfahren zu dürfen. Er sprach noch immer nicht gerne über seine Gefühle gegenüber Sam. 

«Er sagt halt genau das, was in mir vorgeht und ja, meine Mom lebt zwar noch, aber ich habe früher jeden Tag darauf gewartet, diesen bestimmten Anruf zu kriegen. Der, der mir und Giorgia sagen würde, dass sie tot ist.» Wir standen an einer roten Ampel und ich traute mich, zu meinem Freund zu blicken. 

Er hob den Kopf an und sah mir in die Augen. «Es hört sich komisch an, aber eine Mutter, die abhängig ist, zu haben, fühlt sich so an, als würde man ihr beim Sterben zusehen. Ich habe mein ganzes Leben lang zugesehen, wie sie stirbt.» «So ging es mir bei dir, als du noch Tabletten geschluckt hast.» Sein Blick fiel und er verzog den Mund. «Das war ein Schlag mitten in die Fresse, Noè.» «Sorry...» 

«Das Traurige ist, dass ich weiß, wie sie sich die ganzen Jahre inmitten ihrer Sucht gefühlt hat und wie schwer es ist, clean zu werden, aber verzeihen kann ich ihr trotzdem nicht. Ich will sie bei mir haben, doch die Gefahr, nochmals so verlassen zu werden, ist für mich viel zu groß.» Ich verschaltete mich vorlauter Zuhören und Nachdenken beim Auto und entschuldigte mich leise. 

«Keine Ahnung, warum mir das alles gerade jetzt in den Sinn kommt, aber ja... Kelly hat mich das letztens gefragt. Hatte damals keine richtige Antwort.» «Ist doch gut, wenn du sie jetzt gefunden hast. Redest du noch mit deiner Mom?» Vor paar Monaten hatten sie alle paar Tage telefoniert, doch mittlerweile hatte ich kein Telefonat mehr miterleben können. 

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