33. Kapitel

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«Hey, Dario!» Ich sprang auf und packte seine Hand, die die glühende Äsche wieder an die verbrannte Haut führen wollte

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«Hey, Dario!» Ich sprang auf und packte seine Hand, die die glühende Äsche wieder an die verbrannte Haut führen wollte. «Stopp!» Er schwieg, ließ mich die Kippe nehmen und wegwerfen.

Mein Blick klebte an seinem freigelegten Handgelenk, doch ich riss ihn mit voller Kraft davon los, um Dario entgegenzuschauen zu können, aber sehen konnte ich ihn nicht.

Also, ich schaute in seine Augen, fand darin aber kein Anzeichen von Leben. «Hey?» Ich umgriff seine Wangen und versuchte irgendwas in seinem Blick zu ergattern, aber viel mehr als Leere und ganz stark, zuhinterst in seinem Grün, erkannte ich Schuld, Wut und Verlangen, fand ich nicht. Ein Verlangen, diese Schuld oder Wut spüren und verarbeiten zu können.

«Ich habe gerade richtig Mist gebaut», murmelte er nur und schaute dann selbst nach unten auf seine verbrannte, blutende Haut, die unzählige helle, dünne und auch verdammt dicke Striche trug. Manche auch dunkler. «Wie immer.»

Er presste seine Hand auf die offene Brandwunde und ich wusste, dass er sich so nicht helfen wollte. Es tat ihm so nur noch mehr weh. Ich zuckte nur schon bei dem Gedanken daran, wie diese Verbrennung schmerzen musste, zurück, doch Dario machte keinen Wank.

«Hey, stopp. Es ist okay.» Ich versuchte seinen festen Griff von sich selbst zu lösen und hockte mich zu ihm auf die Fensterbank. «Wir alle bauen ab und zu Mist», versuchte ich ihm beizubringen, als mir in den Sinn kam, dass ich Verbandszeug in meinem Rucksack hatte.

Ich wollte ihn ehrlich gesagt gar nicht allein hier sitzen lassen, weshalb ich beinahe zum Schreibtisch rannte und dort meine Sachen holte. «Und nur weil du Mist gebaut hast, heißt das doch nicht, dass du dir wehtun musst. Vicky wird dir verzeihen. Da bin ich mir sicher. Er kennt dich und wird es verstehen.»

Dario nickte schwach und sah in sich zurückgezogen zu, wie ich große Wundpflaster, Desinfektionsmittel und eine Wundsalbe, die kühlend wirken sollte, aus meinem Rucksack heraussuchte. Ich wusste, dass ich etwas hierfür hier hatte.

«Und was ist mit dem anderen Mist?», fragte er dann ganz leise nach und ich schaute zu ihm auf in seine Augen, die aber bloß auf meine Hände konzentriert waren. «Welch anderer Mist?» «Ich hab dich enttäuscht. Zweimal.» Kopfschüttelnd rutschte ich näher an ihn heran und legte seinen Unterarm auf meinen Schoß.

Ach verdammte Scheiße, es zerriss mich in Billionen kleine Fetzen, diese Narben und frische Wunden zu sehen. «Du hast mich keinmal enttäuscht.» Er hatte sich selbst enttäuscht. Das musste es sein. Nur denke ich, realisierte er das nicht.

«Ich habe dich eben verletzt.» «Ich werde darüber hinwegkommen und so wird es auch Vicky.» Er musste sich gerade selbst verabscheuen. Ich konnte es ihm ansehen. Ohne voreilig urteilen zu wollen, ging ich stark davon aus, dass er sich das angetan hatte, weil er sich hatte selbst bestrafen wollen.

Diese Brandwunde widerspiegelte seine Enttäuschung sich gegenüber und die Schuld, die er mit Hass auf sich selbst verkörperte, da er seine Freunde mit Wut, die er nicht kontrollieren konnte, aber wollte, verletzt hatte.

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