10. Kapitel

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Da ich wusste, dass Dario noch schlief, konnte ich kurz durchatmen und mich in der Küche mal hinsetzen

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Da ich wusste, dass Dario noch schlief, konnte ich kurz durchatmen und mich in der Küche mal hinsetzen. Ein Bild blitzte vor meinen Augen durch. Das von gestern Abend. Er, mit der Absicht, sich das Leben zu nehmen, aus den Augen ragend. 

Mir ging die Luft aus und ich nippte am heißen Kaffee, den ich mir gemacht hatte. Ich fühlte mich taub und leer. Die Angst hatte mich komplett zerstört. Ich hätte niemals gedacht, dass Dario so reagieren könnte. Klar, hatte ich diese Art von Ereignis im Internet nachgelesen, doch dass er – eine eigentlich eher ruhige Person, die viel Mitgefühl und Sympathie in sich trug – die Fassung so sehr verlieren konnte... 

Mir fehlten ehrlich gesagt die Worte und ein ganz kleiner Teil in mir warnte mich. Er warnte mich davor, aufzupassen. Ich liebte Dario. Wirklich, man konnte es Liebe nennen. Wenn ich Liebe beschreiben würde, würde ich meine Bindung zu ihm als Beispiel nutzen. 

Doch was half mir diese Liebe, wenn selbst diese nichts mehr helfen konnte, wenn Dario solche Aussetzer hatte und nichts mehr an sich heranließ? Als er mir sagte, dass er sich das Leben gar nicht nehmen wollte, glaubte ich ihm das auch. Ich wusste ganz genau, wieso er nach dem Messer gegriffen hatte. 

Es fiel mir schwer, doch ich musste unseren Streit nochmals durchgehen. Ich wusste, den gestrigen Abend einfach zu vergessen, würde mich und auch Dario schlussendlich vollkommen ruinieren. 

Sein Griff nach dem Messer war seine Art, mich wieder an sich heranzuholen gewesen. Ich hatte etwas Falsches gesagt. Dass er krank war und Hilfe brauchte, stimmte zwar schon, doch die Art und Weise, wie ich es gesagt hatte, hatte Dario glauben lassen, dass ich gehen würde. 

Klar, hatte er die ganze Zeit darum gebeten. Er hatte mir Dinge entgegengeworfen, die tief geschnitten hatten. Das mit dem Suizid meiner Mutter... Er hatte sogar schlussgemacht. Auch, wenn ich es nicht ernst genommen hatte, hatte es mir wehgetan. Es pochte jetzt noch. 

Die Wunden, die er mir mit seinen Worten zugefügt hatte, pochten und zwickten noch immer. Ob man es glauben mochte oder nicht, aber die kleinen Schnitte an meiner rechten Hand – die wirklich körperlichen Wunden – taten überhaupt nicht weh. Mein Herz schmerzte, mein Kopf drohte zu zerbersten. 

Ich war mir ehrlich gesagt nicht mehr sicher, wie ich nach dieser Scheiße mit Dario und mir selbst noch umgehen sollte. Meinen Vater anzurufen, hatte ich bereits versucht, aber ich brachte es einfach nicht übers Herz, Dario zu verraten. 

Würde Dad davon wissen, wären wir schon wieder auf den Weg zurück nach Amerika. Ich selbst benötigte auch noch etwas Zeit, bevor ich ihm hiervon erzählen würde, denn ich wollte nicht komplett in Tränen ausbrechen und meinem Vater das Gefühl geben, hier misshandelt oder gequält zu werden. 

Mit einem fachlichen, neutralen Blick auf meine und Darios Beziehung war klar und deutlich herauszulesen, wie sehr unsere Bindung zum Scheitern verursacht war. Gesund war sie auch nicht... Einer von uns beiden würde an ihr kaputtgehen und- 

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