11. Kapitel

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Giorgia hatte mir noch geschrieben, dass sie bei Dario war und irgendwie machte mich das sehr glücklich

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Giorgia hatte mir noch geschrieben, dass sie bei Dario war und irgendwie machte mich das sehr glücklich. Ich hatte lange die Befürchtung gehabt, dass die beiden sich verlieren würden.

Vor allem, weil Giorgia auch einiges vor ihrem Bruder verheimlichte. Und ich wünschte mir, dass die beiden endlich einmal ihre Karten offen auf den Tisch legen würden. Es würde ihnen helfen. Dario musste wissen, dass er nicht der Einzige war, der sich etwas schwertat. Auch Giorgia wollte ihre Mutter zurück. Auch sie brauchte Samantha. Genauso sehr, wie Dario es tat.

Samantha war erst vor Kurzem gegangen. Sie lebte nun in einer WG mit einem nüchternen Begleiter. Dieser sollte ihr helfen, nicht rückfällig zu werden. Ebenso plante sie, sich einen Job zu suchen, um langsam die Schulden, die durch die Sucht entstanden waren, auszugleichen. Ich hoffte wirklich, dass sie es dieses Mal durchziehen würde.

Dad hatte ein Meeting auf der Station und ich hatte ihn darum gebeten, mich mitzunehmen. Nicht, weil ich beim Meeting dabei sein wollte, nein. Meine Füße trugen mich den Flur runter zu Moms Büro.

Ihr Name stand noch immer an der Tür. Fiona Damaris. Ich streichelte sanft darüber und schob die Tür auf. Hier drinnen... In diesem Raum, nur wenige Meter vor mir, hatte sie sich das Leben genommen. Ich brauchte ein paar Minuten, bevor ich es ganz in den Raum schaffte.

Das Bild, wie sie von der Decke hing, wollte mich einfach nicht in Ruhe lassen. Doch ich zwang mich dazu, dieses Bild, das nicht echt war, zur Seite zu schieben. Moms Stuhl stand leicht nach rechts gedreht vor ihrem Schreibtisch. In diesem hatte sie mir schon so viel mütterlichen Rat gegeben, aber auch Predigten gehalten. Sie hatte immer eine Tasse Kaffee oder Tee vor sich, wenn sie hier drinnen ein Telefon nach dem anderen entgegennahm und somit ein Kind nach dem anderen versuchte zu retten. Ihr Kaffee brauchte immer 4 Würfel Zucker, sonst war er ihr zu bitter. Ich musste das von ihr haben, denn mir ging es mittlerweile genauso. Und der Tee musste immer Honig drinnen haben.

Im Wandschrank hinter dem Stuhl hatte sie, neben den ganzen Akten und Ordnern, so viele Tassen stehen. Eine davon war meine. Diejenige, die ich mit Kreide und Edding bemalt hatte. Mein Name stand dick drauf und ich hatte versucht ein Mandala um ihn herum selbst zu malen.

An der Wand nebenan hingen Bilder. Eins von mir an meinem ersten Schultag, eins von Mom und Dads Hochzeit, bei der ich leider noch nicht auf der Welt gewesen war, auch eins von Moms erstem Treffen mit Dads Familie und eins mit beiden Familien drauf.

Ich setzte mich vorsichtig in Moms Stuhl und er war noch immer so gepolstert und bequem, wie vor zig Jahren, als ich hier drinnen gespielt und meine eigene Station geleitet hatte. Im Fußbereich unterm Schreibtisch hatte Mom eine kleine Fußraste, die für mich und meine damals noch so kurzen Beine gedacht war, versteckt.

Wenn ich, Frau Noè Damaris, das Sagen über die Station hatte, stand meine Tasse vor mir, Milch oder Orangensaft drinnen und Moms Ordner wurden durch meine selbst gehefteten Dokumente mit selbst geschriebenen Akten ersetzt. Die seriösen Telefonate gingen direkt rüber auf Moms Handy, damit ich mit diesem Tischtelefon hier spielen konnte und ein Leben, einem Jungen nach dem anderen, der zufälligerweise immer Dario hieß, helfen konnte.

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