37. Kapitel

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Ich dufte vor Mom nicht schwach sein

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Ich dufte vor Mom nicht schwach sein. Dass sie mich weinen sah, war das Schlimmste, was mir gerade passieren konnte. Sie brauchte nicht zu sehen, wie schwach ich war. Schwächlinge wurden zurückgelassen. Warum auch sonst war ich allein? 

«Bambino, hey...» Ihr Stimme war wie heißes Öl. Es tat weh und brannte sich in mich ein. Ich entwich ihrer Hand, die von meiner Wange fiel und mied ihren Blick. Ich wollte sie nicht ansehen. Am besten wäre es jetzt einfach, wenn sie gehen würde. Ich brauchte sie nicht hier. 

Ich wollte allein sein. Auch, wenn ich nicht ganz allein war, aber in den letzten Wochen war mein Allein-Sein zu Mit-Noè-Sein geworden. Mein Allein war mit Noè. Nicht mit meiner Mutter. 

Ich brachte kein Wort mehr raus. Ich musste mich so stark darauf konzentrieren, nicht vollkommen zu zerfallen, dass ich sogar dazu griff, mich hinter meiner Freundin zu verkriechen, weil ich jetzt gerade einfach nicht von meiner Mutter gesehen werden wollte. Nicht so. 

Ich denke, Noè verstand, was dazu führte, dass sie sich etwas zwischen mich und Mom bewegte und versuchte, Ruhe zu bewahren. «Samantha, ich denke, jetzt ist kein guter Zeitpunkt.» Stille. Wohin sie schaute, wusste ich nicht. Ich starrte an den Wandschrank, der halb offen war. «Was meinst du? Ich will für ihn- Dario, ich will für dich da sein. Lass mich helfen.» 

Mein Kiefer begann zu zittern. Es killte mich, dass sie mich so sehen musste. So schwach, nutzlos und verloren. «Das Ganze unten war zu viel. Vielleicht ein andermal.» Noè erhob sich und blieb vor meiner Mutter stehen, damit sie sich auf Augenhöhe unterhalten konnten. 

Jetzt! Aufstehen und gehen! Nein, wenn ich das jetzt tun würde, würde ich nicht mehr zurückkommen! Perfekt. Wieso kam diese Stimme genau jetzt? Ich hatte gerade keine Kraft, sie zu bekämpfen. Ich- Irgendwas. Ich brauchte irgendwas. Einfach etwas, was alles ruhig und schmerzlos machte. 

«Noè, ich weiß, du willst ihn schützen, aber ich bin seine Mutter. Ich will ihm helfen!» Ich hatte Gliederschmerzen. Ich fühlte mich als hätte ich eine schwere Grippe und würde gleich abkratzen. 

Ich wusste, dass Noè ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter hatte, also brachten mich ihre Worte schon etwas zum Zusammenzucken, als sie sie anfuhr. «Er braucht jetzt aber nicht seine Mutter, sondern Ruhe und Zeit um sich zu erholen!» Sie klang wütend und frustriert. Genauso wie Mom, als sie versuchte, gegen Noès Beschützerinstinkt anzukommen. 

Doch was genau vor sich ging, nahm ich kaum mehr wahr. Ich hielt mir meinen Kopf, raufte mir die Haare und versuchte einfach hierzubleiben. Ich durfte nicht aufstehen und verschwinden. Ich wollte, aber durfte nicht. Ich musste bei Noè bleiben. Ich hatte keine Ahnung, wozu ich im Moment fähig wäre, wäre ich allein. 

Und obwohl, in meinem Zimmer eigentlich Ruhe herrschte, hatte ich das Gefühl in einem Saal zu sein. Ein ganz bestimmter Saal. Auch dort kauerte ich am Boden, aber nicht vor einem Bett, sondern vor einem Sofa im Warteraum. 

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