32. Kapitel

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Um ehrlich zu sein, hatte ich das Gefühl, Dario würde sich nicht mehr zeigen

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Um ehrlich zu sein, hatte ich das Gefühl, Dario würde sich nicht mehr zeigen.

In der Zeit, in der er für sich allein gewesen war und wahrscheinlich versuchte, das, was passiert war, zu verarbeiten, hatte ich mich um die Schule und meine Eltern gekümmert.

Also ich hatte Taby organisiert. Sie würde mich von der Schule abmelden und meine Eltern hatte ich schlichtweg einfach ignoriert. Mein Handy lag nun ausgeschalten in meinem Rucksack.

Vickys Wecker hatte ich bis zu mir rüber gehört und ich wusste, dass er wach war, es wahrscheinlich aber noch nicht über sich gebracht hatte, aufzustehen. Aber verständlich. Wir alle brauchten manchmal etwas Zeit, um Motivation und Lebensenergie zu sammeln, um morgens aufstehen zu können.

Heute hatte ich das Problem nicht. Ich hatte gar kein Auge mehr zu gekriegt und gefühlt die Kraft dazu, die Badezimmertür, wenn es darauf ankäme, einbrechen zu können.

Vicky war aufgestanden. Seine Zimmertür ging langsam auf und ich hörte seine Schritte näherkommen.

Sein rotes Haar lag nun offen auf seinen Schultern. Sein ganzes Erscheinen war feminin, was ihn sehr hübsch machte.

Vicky war an sich ein sehr hübscher Junge, doch an Dario kam er nicht ran. Doch spielte das überhaupt eine Rolle? Irgendwie nicht, oder?

Aber Dario war nun mal in meinen Augen der schönste Junge, den ich jemals gesehen hatte. Mit allen seinen Narben, die ihn innerlich und äußerlich zu demjenigen machten, der er war.

«Wo ist Dario?» «Im Bad.» Ich zeigte auf die noch immer geschlossene Tür den Flur runter und Vicky quengelte, «Wie lange noch? Er weiß, dass ich morgens länger brauche.» Er wedelte einen Sport-BH in der Luft rum und erst jetzt fiel mir das Tape in seiner anderen Hand auf.

Ich gab es nicht gerne zu, aber meine Augen wanderten zu Vickys Brust und ja, meine Vermutung stellte sich als richtig dar. Auch machte meine Feststellung, die ich eben über seine weiblichen Züge gemacht hatte, vollkommen Sinn.

Vicky war ein Mädchen. Halt, nein. Er war mal ein Mädchen gewesen, doch identifizierte sich nun als Junge. Hatte ich recht? Ja, oder?

Aber ich traute mich nicht, ihn darauf anzusprechen. Doch seine Art, es nicht vor mir zu verstecken, ließ mich denken, dass er sehr offen darüber sprach, aber ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht stimmte es auch gar nicht und Vicky hatte gar kein Geschlecht.

Ich entschied mich also einfach dazu, die Klappe zu halten und liebevoll zu lächeln. «Er hat nicht so gut geschlafen.» «Wenigstens hat er geschlafen», konterte Vicky und verdrehte seine Augen.

«Jetzt mal ganz ehrlich.» Er trat zu mir an die Matratze und begann etwas leiser zu sprechen. «Findest du das okay? Also, dass er noch immer hier und nicht in einer Klinik ist? Ich mache mir große Sorgen um ihn.» Ich schluckte. Vicky und ich teilten wohl dieselbe Meinung. «Stimmt schon, aber ich möchte ihn nicht zwingen. Liegt uns beiden gar nicht zu, weißt du?»

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