Kapitel sechs- Letzte Minuten

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Er hatte tierisch schiss vor diesen Prüfungen. Noch mehr, als in der Schule. Äußerlich merkte man es ihm vielleicht nicht an, aber innerlich war er total nervös. „ Das wird eher weniger was.", meinte Tim, während er aufstand, um das Tablett weg zu bringen. „ Machst du Witze? Ich hab dich mehrmals trainieren gesehen. Du bist ganz oben mit dabei. Und hör auf das zu leugnen." Mochte sein, dachte Tim, während er das Tablett wegstellte und ihr essen runter nahm. Aber das hieß nicht automatisch ganz oben zu sein. Eins Komma null war schwer zu erreichen. Dafür müsste er zaubern können. Er würde sich auch mit ner Komma acht hinten zufrieden geben. Die dämliche Tradition, nach der er sich den Platz an der Spitze der Jagdgruppe erkämpfen musste, ging ihm am Arsch vorbei. Entweder es reichte, oder es reichte nicht. Die Rudelführung war schon ausreichend. „ Machen wir das so?", vernahm er plötzlich Venis Stimme neben sich. Hatte er was gesagt? Er war eindeutig zu viel in Gedanken. „ Kannst du bitte." „ Hochgehen Koffer einladen und dann Stegi und Tobi zum Bus bringen?", wiederholte Veni sich nochmals. Wenn er bei den Prüfungen auch so durch den Wind war und nicht zuhörte, dann wurde das nix. „ Ja klar. Sorry mir geht einfach zu viel im Moment durch den Kopf.", gab Tim zerknirscht zu. Er war es selbst nicht von sich gewohnt, so unaufmerksam zu sein. „ Schon gut Tim. Bin ich von Stegi gewohnt. Du arbeitest diese Liste jetzt Stück für Stück ab und machst dir jetzt mal noch nicht all zu viele Gedanken." Da hatte er recht. Schaffen würde Tim das nur nicht. Es war einfach alles so unfassbar wichtig und er wollte bei allem natürlich das beste rausholen. Er versuchte aber alls mal einen Moment zu vergessen und stieg die Treppen hoch. „ Ich freu mich so, wenn wir endlich wieder daheim sind. Endlich wieder Basketball. Zum Training kommst du dann schon noch, oder Tim?" „ Wenn's zeitlich passt. Ich muss mich auch noch auf die Führung des Rudels vorbereiten. Und Stegi braucht jetzt auch nen Crashkurs. Und ah es ist einfach so viel." Langsam müsste er Prioritäten setzen, was er noch weiter machen wollte und was nicht mehr ging. „ So jetzt hör mal zu. Bis du übernimmst, ist noch ein bisschen hin. Den Crashkurs kann auch deine Mutter machen. Außerdem brauchst du den sportlichen Ausgleich dringend. Mach leise." Sie waren mittlerweile oben angekommen und Veni öffnete lautlos die Tür. Die Beta packte gerade zusammen und ihre beiden Omega schliefen tief und fest. Tim ging zu seinem Rucksack, zog den Reißverschluss auf und packte alles rein. Wieder zugezogen schulterte er diesen auf dem linken Arm, Stegis auf dem rechten. Die Reisetasche des blonden stellte er auf seinen Koffer und zog diesen dann raus. Veni hinter ihm, ebenso vollgepackt. Bis zur Treppe konnte er den Koffer ziehen, danach wurd's ätzend. Er wollte die Reisetasche in die Hand nehmen, dabei rutschte aber der Rucksack von seiner Schulter in seine Armbeuge. Veni hatte das besser im Griff und schlenderte gemütlich nach unten. Also Rucksack nochmal neu schultern, Reisetasche in die eine, Koffer in die andere Hand. Auch wenn alles immer noch rutschte, brachte er alles so die Treppe runter. Unten stapelte er wieder und zog den Koffer nach draußen. Auf dem Parkplatz wartete Herr Huber bereits. „ Stellt ihr erstmal die Rucksäcke rein, ich kümmer mich um die Koffer." Dankend stellten sie das Zeug ab und stiegen in den Bus. Sie belegten eine Viererreihe ziemlich weit vorne mit ihren Rucksäcken. „ Ich glaub, das passt so. Wir können ja noch tauschen." Tim nickte und stieg wieder aus dem Bus aus. „ Ok Jungs. Dann schaut mal, dass ihr die beiden leise hier runter bringt." „ Ich glaub, dass ist nicht mehr nötig.", meinte Veni und deutete zur Tür. Tim folgte seinem Blick, sah zu seinem Leidwesen die beiden Omega. Doch nur Tobi schien wach zu sein, denn er trug den blonden. Sofort joggte Tim zu ihm, um ihm Stegi abzunehmen, doch der wank ab. „ Geht schon. Außerdem wacht er bei euch auf." Keiner der beiden würde ihn wecken. Sie könnten Stegi genauso ruhig durch die Gegend tragen. „ Ihr seid Alpha." „ Autsch schlag unter die Gürtellinie Tobi.", kam es von Veni, der gespielt auf beleidigt tat. „ Ernsthaft? Tut mir leid, dass ich als Omega für Stegi nicht wie ein Weihnachtsbaum dufte. Das ist euer Job.", witzelte Tobi und stieg die Treppen hoch. Schön langsam, um Stegi nicht zu starken Bewegungen auszusetzen. Tim räumte schnell die Rucksäcke von zwei sitzen und tat sie zu den anderen, damit Tobi sich setzen konnte. Der blonde lag wie ein Kleinkind in seinen Armen, den Kopf in seinem Shirt vergraben. „ Möchtest du bei ihm sitzen bleiben? Ich nehm auch vorlieb mit Tim." Gähnend nickte Tobi und verfrachtete Stegi auf den Sitz neben sich. So sanft natürlich, dass er nicht aufwachte. Stegi sank mit dem Kopf gegen Tobis Schulter. Tobi fielen die Augen innerhalb von Sekunden wieder zu und auch er lehnte sich leicht gegen Stegi. „ Dann müssen wir wohl vorlieb miteinander nehmen." Ehrlich Tim war es egal, wer da jetzt neben ihm saß, Hauptsache Stegi war in der Nähe. Sie versuchten ihre Rucksäcke irgendwie zu verstauen, sodass sie sich setzen konnten. Tim ans Fenster, Veni zum Gang. So war er näher bei Tobi, falls was sein sollte. „ Ok ihr habt euch arrangiert. Geduldet euch noch nen Moment, bis es los geht." Herr Huber stieg wieder aus, nachdem er nur kurz den Kopf rein gestreckt hatte, um wahrscheinlich gleich die Koffer der anderen zu verstauen. „ Hören wir Musik? Oder hast du redebedarf? Wir hocken jetzt mehrere Stunden zusammen und ich kann nicht fliehen.", grinste Veni. Wenigstens einer. Den hatte er nicht. Er wollte einfach mal ein paar Minuten Ruhe bekommen. Daher zog er stumm seine Kopfhörer und sein Handy hervor. Veni nickte, nahm ihm aber den rechten Ohrstöpsel ab. Tim entsperrte sein Handy und startete einfach irgendeine Playlist. „ Moment mal, dein Pin ist Stegis Geburtstag?" „ Ja schon lange. Kann ich mir halt gut merken.", verteidigte Tim sich. Den hatte er eigentlich schon seit knapp zwei Jahren drin. Davor war es der Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten. Nach der Trennung hatte er es für falsch empfunden und erstmal seinen Geburtstag rein gemacht. Bis er dann zu Stegis übergegangen war. Verwerflich war's ja wohl nicht. Er hatte Stegi schließlich immer geliebt.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now