Kapitel einhundertzehn- Badesee

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Stegi lächelte schwach und fuhr Colin über den Schopf. Er zuckte nur minimal zurück, ließ ihn aber machen. „ Mit dem verliebt sein ist das nicht so einfach. Tim hat zwar damals einen Fehler gemacht, aber ich hab nie aufgehört ihn zu lieben. Über die Monate hab ich ihm verziehen. Jetzt sind wir uns wieder näher gekommen. Und wir lieben uns beide noch. Da ich sowieso wenig Zeit hatte, ging es eben so schnell. Aber Tim ist ein toller Alpha. Er behandelt mich gut Colin." Einen Moment sah Colin ihm in die Augen. Dann beugte er sich vor und warf sich in Stegis Arme. Sanft nahm er den jüngeren in den Arm und zog ihn an seine Brust. „ Tut mir leid Stegi. Ich dachte." „ Schon gut Colin. Ist vergessen und verziehen.", unterbrach Stegi ihn. Was sollte er sonst machen ihm nicht zu verzeihen brachte nichts. So schaffte er einen Streit samt seines Problems aus der Welt. „ Ich muss langsam los Colin.", erwiderte Stegi, löste sich von Colin und erhob sich zum gehen. „ Du kannst aber immer zu mir kommen, wenn dir danach ist. Ich werde nie aus der Welt sein." Damit ließ er Colin sitzen und ging. Unten sammelte er die letzte Tasche ein und trat nach draußen, wo der Rest wartete. „ Und? Habt ihr euch vertragen.", wollte Tobi wissen und legte einen Arm um seine Schulter. Er nickte nur. Er musste das jetzt erstmal sacken lassen und dann konnten sie weiter sehen. „ Freut mich." Sachen zu schleppen war ätzend. Vor allem, wenn man sich nicht verwandeln konnte. So dauerte der Weg zehn mal länger, bis sie da waren. Stegi hatte erstmal alles in seinen Rückzugsraum gestellt. Da stand erstmal nichts im Weg. Danach hatte er sich von Faye, Louis und Fredi verabschiedete. Damit waren sie wieder nur noch zu dritt. So wie immer, musste er feststellen. Sie waren bei einem Chinesen Mittagessen gegangen. In dem Restaurant, in dem sich auch ihre Eltern kennengelernt hatten. Sie hatten sich zu dritt eine große Portion Eierreis mit Gemüse, ein paar Frühlingsrollen mit Süßsauersoße und Entenbrust geteilt. Danach hatten sie sich noch mal alle kurz nach Hause verzogen und hatten Badesachen geholt. Sie hatten sich dann wieder getroffen und waren zu einem Badesee am Waldrand spaziert. Stegi lächelte die meiste Zeit verträumt vor sich ihn, während Veni und Tobi Händchen gehalten hatten. Leider waren bei den Temperaturen nicht nur sie auf die Idee gekommen, an den See zu gehen. Ihr Jahrgang hatte frei und ein Großteil der Stufe war somit hier. Folglich tummelten sich hier einige Schüler aus ihrer Stufe und damit auch Alpha. Sie hatte sich etwas abseits niedergelassen und ihre Handtücher ausgebreitet. Veni natürlich in Badeshorts ohne Shirt, Tobi zumindest in einem Tanktop und er mal wieder in einem weiten Shirt. Und das, obwohl er gebunden war. Er fühlte sich absolut nicht wohl. Tobi wurde nun ebenfalls sein Tanktop los und schmiegte sich mir dem Rücken an Veni. „ Komm schon Stegi, du bust gebunden, zieh dein Shirt aus, du kannst es dir erlauben." Ganz sicher nicht. Erst wenn er schwimmen gehen wollte. „ Mein Gott Stegi zieh wenigstens mein Tanktop an." So eins zog er höchstens zum schlafen, oder bei Tobi daheim an. In der Öffentlichkeit allerdings nicht. Damit Tobi nicht weiter nervte, zog Stegi sein Shirt aus und schlüpfte in Tobis Tanktop. Es war viel luftiger als sein Shirt. Und es ließ genügend haut frei, dass ein angenehmer Luftzug über seine Haut streifen konnte. Das war so viel besser, obwohl der Unterschied nicht so groß war. „ Besser?", fragte Tobi grinsend. Er nickte. So war es schon besser. „ Werd ein bisschen entspannter. Du bist gebunden. Packen sie dich an, haben sie eine Anzeige sicher. Ansonsten macht Tim sie auch so fertig. Du darfst endlich mal entspannen." Als ob er das nicht wusste. Trotzdem wurde er noch zu oft angepackt. Und diese Blicke. Selbst wenn Tobi das ignorieren konnte, er konnte es nicht. Außerdem war er ja lang nicht so schön, wie Tobi. Er war -abgesehen von ein paar Knutschflecken- so gut wie makellos. Einer der Gründe, warum so viele Alpha Tobi damals angeschmachtet hatten, wenn er nicht dazwischen gegangen wäre und alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Wenn man hingegen ihn ansah, mit seinen Narben und hässlichen Hämatomen. „ Einigen wir uns darauf, dass ihr beide nichts verstecken müsst? Ihr seid zwei der hübschesten Omega der Stufe. Ein bisschen zu dünn, wenn ihr mich fragt." Danke sehr Veni. Das hatte er jetzt noch gebraucht. Aber Veni hatte leider recht mit dem, was er gesagt hatte. Stegi ließ sich nach hinten fallen und schloss die Augen. Er hatte sich in den letzten Jahren nie mit so wenig Bekleidung raus getraut. Und er bekam gleich wieder zu spüren, warum er das nie tat. Irgendwo ein paar Meter neben ihnen pfiff ein Alpha anzüglich. „ Hübsch, hübsch. Gibt's dich auch ohne Shirt?" Stegi verdecktet hastig die freien Stellen mit seinen Händen, um sich nicht so nackt zu fühlen und auch zu zeigen. Auch wenn alles an sich verdeckt war. Wohl fühlte er sich damit auch nicht. „ Lass Stegi in Ruhe Adrian. Er ist gebunden. Und ein falscher Blick auf Tobi und du bist einen Kopf kürzer.", knurrte Veni den Oberstufenschüler mit einer Ruhe an, die selbst Stegi eine Gänsehaut über die Arme gejagt. Er sah den anderen Alpha nicht mal an. Klappen tat es trotzdem. Der Alpha verzog sich. Stegi ließ die Arme wieder sinken. Sowas würde wohl nie ein Ende haben. „ Die können es echt nicht bei dir lassen. Aber solange sie nur gucken und n blöden Spruch dropped, kann man das gut ignorieren. Das klappt schon noch.", versicherte Tobi ihm. Ganz sicher war er sich da nicht, aber er würde es zumindest probieren. Vollständig würde er das nie ignorieren können. Musste er allerdings auch nicht. „ Wollt ihr dann ins Wasser, oder bleiben wir hier draußen sitzen?", wollte Veni an sie beide gewandt wissen. Alleine lassen wollte er keinen von ihnen. Bei ihm war es zwar nun auch sicherer, aber lange nicht sicher genug. Die Presse hatte es nämlich noch immer nicht geschafft, sie offiziell als Paar zu präsentieren. Zwar gingen Gerüchte um, Tim sein gebunden und irgendwo da war auch sein Name mal gefallen, mehr aber auch nicht.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now