Kapitel achtundvierzig- Nein bleib

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„ Boar Tim was ist das? Die Sauklaue kann keiner lesen. Außerdem ist das viel zu lang. Bitte sag mir, dass du so nicht immer lernst.", meckerte Stegi. Sowas tat in den Augen weh. Stegi wollte ihm das am liebsten sofort neu machen. „ Nein. Normal mach ich auch Zusammenfassungen." Moment das waren seine Aufschriebe? Oh Gott das war fast noch schlimmer. „ Ist das dein ernst? Sehen alle deine Aufschriebe so aus? Wenn ja trenn ich ich mich gleich wieder von dir." Letzteres war natürlich nicht ernst gemeint. Mit so einer Unordnung konnte Stegi trotzdem nicht umgehen. Bei sowas brauchte er Ordnung und System. „ Nur Kunst. Gut und Religion, aber den scheiß brauch ich eh nie wieder. Bei allem anderen geb ich mir mehr mühe. Normal schreib ich auch selten mit Bleistift." Na wenigstens etwas. Mit solchen Aufschrieben wollte Stegi echt nicht aufs Abitur lernen. Wenn sie zusammen lernten, würde er Tim eh seine Zusammenfassung in die Hände drücken. Mit anderen Zusammenfassungen konnte er eh nicht richtig lernen. „ Darf ich mal?", fragte Stegi und deutete mit den Zacken der Gabel zu dem Geschmier von Aufschrieb. Ohne Protest schob Tim ihm das Blatt zu und fing dann selbst an zu essen. Stegi brauchte nur grob alles zu überfliegen, um zu wissen, dass es exakt das selbe war, was sie auch hatten machen müssen, nur in weniger ausführlich. Da konnte er Tim seine Zusammenfassung geben. Die war verständlicher, als dieses Stichpunkt gekrakel, was nicht mal immer Sinn ergab. „ Willst du meine haben? Das hier sieht nicht so aus, als ob du was verstanden hast." Natürlich konnte er sich irren und Tim kam damit super klar. Glauben tat Stegi das eher weniger. Zumindest damals waren seine Zusammenfassungen verständliche knappe Sätze gewesen. „ Mir reicht schon ne Erklärung. Ich hab von Kunst Theorie absolut keinen Plan." „ Gut dann fangen wir mal an." Bevor Stegi weiter reden konnte, hielt Tim ihm eine Gabel dampfende Lasagne vor die Nase. Vorsichtig pustete Stegi einmal und nahm dann die Gabel in den Mund. So ging dass dann die ganze Zeit weiter. Tim fütterte ihn mit Lasagne, während er Tim den ganzen Stoff noch mal ordentlich und auf das wichtigste runter gebrochen erklärte. Sie hatten zumindest mal Spaß bei der ganzen Aktion. So wurde es später und später. Abends machten sie noch Hausaufgaben, beziehungsweise Stegi holte das nach, was er heute verpasst hatte. Zwischendrin schrieb er kurz mit Tobi, dem es wohl noch ziemlich bescheiden ging. Auch er war heute daheim geblieben, hatte aber im Gegensatz zu ihm die meiste zeit geschlafen. Gegen neun Uhr lagen sie beide geduscht im Bett. Tim lernte noch mit Stegis Unterlagen, während jener sich endlich mal in ein Buch vertiefen konnte. Wie lange er dafür keine Zeit mehr gehabt hatte. Er verschlang das Buch halber. Wohl hätte er das Buch in der Nacht noch durchgelesen, hätte Tim nicht irgendwann das Licht ausgemacht. Beleidigt legte Stegi das Buch auf den Nachttisch und drehte sich dann zu Tim. Jener legte sofort einen Arm um ihn und zog ihn an der Hüfte näher zu sich. „ Kuschelbedürftig?", kicherte Stegi, schmiegte sich aber sofort noch näher an Tim. „ Wer von uns beiden wollte denn immer kuscheln?", schoss Tim grinsend zurück. Eins musste er Tim lassen, er war schlagfertig. „ Halt einfach die Klappe und Küss mich." Selbstverständlich kam Tim diesem Wunsch nach und drückte Stegi einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. Danach noch einen auf den Nasenrücken und die Stirn. Durch den Verband spürte Stegi den Kuss zwar nur abgeschwächt, aber das war egal. Stegi kabbelte auf Tim drauf und kringelte sich auf seiner Brust zusammen. „ Also eigentlich hab ich ja ein Doppelbett kleiner.", fing Tim schmunzelnd an, aber Stegi unterbrach ihn, indem er ihm einen Finger auf die Lippen legte. „ Alter dein ernst? Ich kann auch auf der Couch." „ Nein bleib du idiot. Jetzt mach die Augen zu und träum was schönes." Flatternd schloss Stegi die Augen. Morgen mussten sie ja eh wieder unheimlich früh raus. Wieso noch mal hatte er sich den einzigen Alpha ausgesucht, der so früh aufstehen musste? Früher oder später würde er wohl diesen Rhythmus übernehmen. Spätestens wenn er die Rudelführung übernahm. Für ihn war das immer noch so unwirklich. In der einen Sekunde sollte er auf der Straße landen. Alles verlieren und mit nichts außer einem dummen Rucksack versuchen zu überleben. In der anderen stand er gebunden vor einer Zukunft voller Möglichkeiten und sollte das Rudel mit Tim übernehmen. Einen größeren Sprung konnte man nicht machen. Er war froh an Tims Seite zu sein. Tim würde ihn immer beschützen, egal was auch passierte. Niemals würde er zulassen, dass ihm jemand Leid zufügte, wenn er es verhindern konnte. Stegi wusste nicht, zwischen welchen Gedanken er eingeschlafen war, doch irgendwann war er weg. Tims Wecker plärrte um fünf Uhr los, riss ihn aus einem friedlichen schlaf. Allerdings schien Tim keine Anstalten zu machen, diesen auszuschalten. Quengelnd begann Stegi wie ein Kleinkind zu strampeln und um sich zu treten. Wann machte Tim endlich seinen beschissenen Wecker aus. Mit dem nächsten tritt traf er Tim wohl heftig am Oberschenkel, denn Tim schlug ächzend die Augen auf und richtete sich soweit auf, wie es ihm möglich war. „ Sag mal willst du mich umbringen?", stöhnte Tim und schaltete den Wecker aus. Endlich. Augenblicklich wurde Stegi ruhig und kuschelte sich wieder an Tim. „ Ist das jetzt dein ernst? Erst Theater machen und dann normal weiter schlafen. Du hättest ruhig auch mal den Wecker ausmachen können.", pampte Tim ihn an. Wessen Handy war es denn? Außerdem war es Tim, der so früh raus musste nicht er. Also war er derjenige, der den Wecker ausmachen musste. „ Ich seh schon. Fünf Minuten noch kuscheln, dann stehen wir auf." Den Deal ging er gerne ein. Suchend schmiegte er sich an das Kissen. Tim zog ihn daraufhin zu sich und vergrub seine Nase in Stegis Haaren. Für ihn roch Stegi bittersüßlich nach Früchten, mit einer Note Minze und Zimt. Die perfekte Mischung Tims empfinden nach. Am liebsten wäre er selbst liegen geblieben und hätte den Tag entspannter starten lassen, als mit Arbeit und Stress.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now