Kapitel achtzehn- Abschied

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„ Ok kannst du mir erklären, was das sollte? Du weißt, ich lass dir vieles durchgehen, aber das nicht. Also?" Stegi hielt seine Stimme möglichst ruhig, um keinen anderen auf sie aufmerksam zu machen. Auch wenn das sicher schon geschehen war. Er wollte das unter ihnen klären und unter keinen Umständen seine Mutter noch mit rein ziehen. „ Ich hatte dich eigentlich für einen klügeren Omega gehalten Stegi. Sieh ihn dir doch an. Ihr seid innerhalb von einer Woche im Bett gelandet. Er manipuliert dich und du merkst es nicht mal. Meine Hoffnung war, du würdest dich nicht auf einen solchen Alpha einlassen. Scheinbar bist du aber auch nur einer dieser hirnlosen Omega, die sich vom erstbesten Alpha vögeln lassen." Stegi blieb die Luft weg. Wie konnte er es wagen. In Rage hob Stegi die Hand, um seinem Bruder eine zu scheuern, doch er ließ die Hand wieder sinken. Das war nicht er und außerdem tolerierte er es bei anderen auch nicht. Was war bei seinem Bruder bloß falsch. Kopfschüttelnd stand er auf. Das Gespräch hatte keinen Sinn, gerade wenn er ihm nicht doch noch eine klatschen wollte. „ Colin eins noch. Komm mich nicht eher besuchen, bis du wieder normal bist. Und wag es nicht Tim oder mich noch einmal zu schlagen." Damit ließ Stegi ihn sitzen und ging nach oben in sein Zimmer, wo er nur noch Tim vorfand. Der wohl bemerkt seine Tasche auspackte. Stegi kniete sich neben ihn, fing selbst an den Inhalt zu sortieren nach schmutzig, sauber und wollte er mitnehmen. Zu dem was gerade unten passiert war, verlor er kein Wort. Colin hatte ihn echt zur Weißglut getrieben und gleichzeitig maßlos enttäuscht. Wenigstens sprach Tim ihn auch nicht an. Gebrauchen konnte er das gerade mal so gar nicht. Nachdem die Tasche leer war und dessen Inhalt sortiert, wies er Tim an, was davon mit sollte und ließ ihn einpacken, während er weitere Klamotten aus seinem Schrank zog und Tim reichte. Das bisschen reichte definitiv nicht lange und bis zum nächsten Wochenende sollte er schon kommen. Während er dann noch ein paar Kleinigkeiten zusammen suchte, packte Tim ohne das er ihn drum bat sein Schulsach zusammen. Stegi versuchte die ganze Zeit nicht an Colins dumme Aktion zu denken. Doch waren seine Gedanken einmal nicht dabei, dachte er an sein Wiedersehen mit Andrea. Sonderlich besser war das nicht. Beides fraß ihn innerlich auf. Gerade als er seine flache Hand aus Wut und Verzweiflung auf den Tisch schlagen wollte, schlang Tim von hinten die Arme um ihn und hielt die seinen fest. Er spürte Tims weiche, raue Lippen auf seinem Hals, wie er zarte Küsse verteilte. „ Mach dich nicht verrückt Stegi. Colin kriegt sich schon wieder ein. Nicht jeder in dem Alter ist so verständnisvoll. Mir ist nichts passiert, sieh's so. Er will dich bloß beschützen.", versuchte Tim ihn aufzumuntern. Irgendwo stimmte es vielleicht auch. Aber das Problem lag wohl eher bei Tim selbst. „ Ne. Ich glaub er hat ein Problem mit dir. Also allgemein. Sonst hätte er nie gesagt, dass ich ein dummer Omega wäre, der sich von dem erstbesten Alpha vögeln lässt." Die Worte selbst noch mal in den Mund zu nehmen, fühlte sich schrecklich und falsch an. Für Unwissende mochte es vielleicht so aussehen, aber Colin gehörte nicht dazu. Und das verletze ihn wirklich. „ Lass ihm Zeit Stegi. Du kommst jetzt erstmal mit zu mir, beruhigst dich ein wenig und dann seh'n wir weiter. Andrea ist arbeiten, aber Finn wuselt daheim rum. Wahrscheinlich wird er dich nicht mehr wieder erkennen. Damals war er einfach noch zu klein. Du ziehst dir jetzt mal noch was an und ich pack den Rest ein, mh?" Wenigstens einer, der unvoreingenommen ihnen und ihrer Beziehung gegenüber war. Tims Aufforderung folgend, schlüpfte er in frische Unterwäsche, ein schlichtes dunkelblaues Shirt und lange Jeans. Darüber zog er seine Lieblingsjacke aus Stoff in schwarz. Sie war einfach ein Traum.

Als Stegi alles hatte stand er mit Rucksack, seinem Schulranzen und der Reisetasche da. Mehr würde er erstmal nicht mitnehmen. Für ihn war es so unwirklich, dass er jetzt einfach ausziehen würde. Wo war die Zeit nur hin? Tim nahm ihm alles ab und brachte es nach unten, damit er sich noch verabschieden konnte. Sein Vater war immer noch im Flur, hatte sie scheinbar gehört. Oder kam von einem Gespräch mit Colin nach oben. Was es auch war, Stegi schloss ihn dankbar und fest in die Arme. „ Ich hab dich lieb mein Schatz. Hab eine schöne Zeit mit Tim. Und komm uns mal besuchen ja." Natürlich würde er. Das hier war seine Familie. Wie konnte er da nicht zurück kommen. Nur weil er hier nicht mehr wohnte. „ Mach ich.", versprach Stegi. Hinter ihm knarzte eine Tür. Stegi löste sich, um zu sehen, wer es war. Seine Mutter stand noch in Schlafklamotten in ihrer Tür und musterte ihn. In ihrem Blick fand er Sorge, Trauer, aber auch Stolz. „ Musst du wirklich schon gehen?", fragte sie betrübt. Stegi nickte, ließ sich von ihr in eine lange Umarmung ziehen. „ Ich bin doch nicht aus der Welt Lucy. Du kannst mich so oft besuchen kommen, wie du willst.", versuchte Stegi sie kläglich aufzumuntern. Gerade nach ihrem Zusammenbruch wollte Stegi sie ungern alleine lassen. Eine andere Wahl hatte er aber nicht. Er würde spätestens nach Sonntag hier raus gezerrt werden von der Polizei. So war es am unkompliziertesten für alle Beteiligten. Stegi senkte den Kopf leicht, gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich löste. „ Mein kleines Baby wird erwachsen. Pass auf dich auf, ja?", bat sie und küsste Stegi noch mal auf die Wange. Bei Stegi bildeten sich jetzt erste Tränen in den Augen. Er wusste, dass dies kein Abschied für lange war, aber es war der Abschied seines Elternhauses und ihrer Fürsorge. Sie konnten nicht mehr immer da sein, wenn er sie brauchte. Beide nahmen Stegi nun noch mal in den Arm. Lucy wischte mit dem Daumen seine Tränen weg, während Luca ihn noch mal küsste. Mit einem traurigen Lächeln löste Stegi sich endgültig und ging die Treppe runter. Auf dem Absatz drehte er sich noch mal um und wank mit Tränen in den Augen seinen Eltern, die Arm in Arm oben standen. Stegi zerriss es das Herz. Auch wenn es an der Zeit war zu gehen, wollte er nicht.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now