Kapitel vierundsechzig- Nicht da

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„ Willst du auch schlafen, oder bist du noch drin für ne Folge?" Veni hatte dem letzt eine Serie angefangen, ohne Tobi, weil der sowas eh nicht mochte. Stegi würde jetzt nicht sagen, dass er alle Folgen sehen musste, aber ab und zu mit reinzuschauen schadete ihm auch nicht. „ Klaro. Hast du Kopfhörer? Tobi ist vermutlich leicht zu wecken." Immerhin war er gerade erst eingeschlafen. Veni reichte ihm fast sofort einen Kopfhörer, während er den anderen selbst behielt. Stegi steckte ihn sich ins linke Ohr. Sein Handy so ziemlich in die Mitte haltend, startete Veni die Episode. Sonderlich weit war er seit dem letzten Mal nicht gekommen,es. Dazwischen lagen gerade mal zwei Folgen. Gut sie waren auch eine Woche im Schullandheim gewesen. Da hatte er wahrscheinlich nicht schauen können. Internet hatten sie nämlich nicht gehabt. Da die Folgen nur zwölf Minuten gingen, konnten sie locker noch zwei schauen, bevor sie doch langsam schlafen sollten. Es war ja schon ein Wunder, dass Tobi schlafen konnte. Nach allem, was die letzten Tage passiert war, hatte er erwartet, dass Tobi nicht schlafen konnte. Oder nur schlecht. Doch da lag er. Ruhig atmend, halb auf der Seite, halb auf dem Bauch, mit Stegis Hand in den Haaren, welche mit einzelnen Strähnen spielte. Aus Erfahrung konnte er sagen, dass Tobi von sowas nicht wach wurde. Selbst dann nicht, wenn er gerade erst eingeschlafen war. Stegi merkte, wie die eigene Müdigkeit in ihm hoch kroch. Ihn so dazu brachte immer öfter zu blinzeln und die Augen einige Sekunden geschlossen zu halten. Stegi musste irgendwann einfach eingeschlafen sein, denn er konnte sich nicht erinnern, den Endscreen gesehen zu haben. Geschweige denn den Zeitpunkt, an dem er Veni den Kopfhörer wiedergegeben hatte. Doch er wachte von dem Klingeln eines Weckers auf. „ Morgen meine zwei Mäuse.", wisperte Veni, nachdem er den Wecker ausgestellt hatte. Stegi murmelte verschlafen ein:„ Morgen.", zurück, während Tobi keine Antwort von sich gab. Als Stegi sich aufsetzte und sich verschlafen die Augen rieb, stellte er fest, dass Tobi nicht mehr neben ihm lag. Oder überhaupt im Bett. „ Wo ist Tobi hin?", wollte nun auch Veni wissen. Hatte er ihn auch nicht gesehen? Weit konnte er nicht sein, wenn es sechs Uhr morgens war. Tobi war kein Frühaufsteher. Veni wollte bereits aufstehen, um Tobi zu suchen, als die Tür leise geöffnet wurde und jemand halb ins Zimmer schlafwandelte. Von der Statur her, war es eindeutige Tobi. „ Wo warst du denn?", fragte Veni und klopfte auf seine Oberschenkel. Eigentlich folgte Tobi solchen Einladungen immer bereitwillig, doch Tobi kroch zwischen ihnen wieder ins Bett und rollte sich zusammen. Stegi und Veni sahen sich einen Moment in die Augen, bevor sie beide zu Tobi aufrutschten und jeweils einen Arm um ihn legten. Veni küsste Tobi kurz aber liebevoll auf die Stirn. „ Was ist los? Hat dir irgendjemand was getan?", fragte Stegi ruhig. Letzteres war doof, immerhin war es mitten in der Nacht. Und wenn jemand in diesem Haus war, würde er sich ernsthafte Sorgen machen. Tobi schüttelte zum Glück den Kopf. Trotzdem stimmte etwas mit ihm nicht. Wenigstens rückte Tobi selbst mit der Wahrheit raus. „ Ich hab schlecht geschlafen, weil ich mich andauernd übergeben musste." Das war wegen der Nachricht. So früh setzte Schwangerschaftsübelkeit nicht ein. Trotzdem war es scheiße. Eins wunderte ihn aber. Wenn Tobi ständig auf Toilette war sich übergeben, warum hatten sie nichts mitbekommen? Er konnte sich vage erinnern, dass er ein Mal kurz wach war, aber sofort wieder eingeschlafen war. „ Ich hab auf der Couch geschlafen, weil ich euch nicht wecken wollte. Ich denke es hat's nur schlimmer gemacht." Tobi hatte die Nacht auf der Couch verbracht?" Das Teil war total unbequem und viel zu klein. Als er da drauf geschlafen hatte, war er drei mal von der Couch gerollt. Zum sitzen war sie okay, zum schlafen eindeutig nicht. „ Wir hätten es auch ausgehalten, wenn du alle halbe Stunde, Stunde raus wärst. Möchtest du daheim bleiben? Am Ende übergibst du dich, oder schläfst im Unterricht ein." So fürsorglich Veni auch war, er stimmte dem Vorschlag nicht zu. „ Wir können Tobi nicht alleine hier lassen. Das macht es noch schlimmer. Für den Sport nimmst du ihn aber bitte raus." Das mit übergeben war wahrscheinlich nicht förderlich. Tobi streckte sich nun ein wenig aus und schmiegte sich an Veni. Sein Arm rutschte dabei fast vollständig zurück und setzte sich auf. „ Bleibst ihr mal liegen, ich geh essen machen für uns alle." Tobi war ja offensichtlich nicht auf Kuschelkurs mit ihm aus. Da konnte er ihnen allen einen Gefallen tun. Noch bevor einer der beiden protestieren konnte, schnappte er seinen Rucksack von der Tür und verschwand damit im Bad. Was er nun zuerst tat, war eigentlich egal und jetzt war das Bad frei. Stegi wusch sich erstmal das Gesicht mit kaltem Wasser, bevor er seine Zahnbürste vom Waschbeckenrand griff und etwas von Tobis Zahnpasta drauf machte. Er hatte hier seine eigene, genau wie Tobi bei ihm. So oft wie sie mal hier und da übernachtet hatten, wollten sie nicht immer alles mitschleppen. Theoretisch hatte er auch Klamotten hier, aber er wusste nicht mehr ob er sie zu sich mitgenommen hatte. Außerdem zog er im Moment am liebsten oversized Klamotten an, von denen er nicht so viele besaß. Auch wenn er es an sich nicht mehr bräuchte. Das meiste hatte er ihn den letzten zwei Jahren gekauft und getragen. Wo er jünger war, hatte er auch durchaus mal etwas engeres getragen. Wo die ersten Alpha über ihn herfielen, ging er zu etwas weiteren Klamotten über, aber trotzdem noch so, dass es normal saß. Damit hatte er seine durchaus gute Figur verstecken können vor den Alpha. Gebracht hatte es ihm nicht sehr viel, aber er hatte sich vor den Blicken geschützt gefühlt. Im Winter hatte er sich immer hinter zu großen Pullis verkrochen. Ja er war von den Größen wohl alles durchgegangen. Stegi spuckte die Zahnpasta wieder aus und spülte mit ein bisschen Wasser nach. Heute war Freitag, das hieß, er musste drei Stunden Sport über sich ergehen lassen. Dumm nur, dass er keine Sportklamotten dabei hatte. Musste er Tim bitten ihm welche mitzubringen. Erstmal zog er sich ein schwarzes Shirt über und dazu noch eine dunkelblaue Hoodiejacke, welche auch noch atmungsaktiv war. Stegi zog seine Boxershorts aus und stieg in eine neue rein. Dazu zog er eine schwarze dreiviertel Hose mit einem weißen Streifen an der Seite an. Schnell noch ein paar Sneaker Socken drüber und fertig.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now