Kapitel siebenundzwanzig- Andrea

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Vor morgen graute es ihm. Er wollte da nicht hin. Alles würde so unheimlich kompliziert sein. Aber jetzt hatte er Tim an seiner Seite, neben Tobi und Veni. Das würde schon werden. Er durfte sich einfach nicht klein kriegen lassen. Von niemandem. Das hier war sein Leben. Stegi bekam kaum mit, dass Tims Wecker um fünf Uhr morgens klingelte. Was er stärker wahrnahm war, wie Tim ihn sanft von sich weg schob. Aus seinen Armen auf das kalte Bett. Stegi fiel es schwer die Augen zu öffnen, geschweige denn mit Tim zu reden. Ein sanfter Kuss wurde auf seine Stirn gehaucht. Unwissend wo genau der Alpha stand, versuchte er nach ihm zu greifen. „ Schlaf weiter.", murmelte Tim und küsste ihn sanft nochmal auf die Lippen. Das war der Punkt, an dem Stegi sie Augen aufbekam. Sobald jemand redete, war es endgültig vorbei. In dem Raum war es noch vollkommen dunkel. Schemenhaft konnte er die Konturen von Tim erkennen. Wie auch auf Klassenfahrt trug Tim Boxershorts und Shirt. Etwas worüber Stegi froh war so viel Haut war noch zu früh. Der kleinere setzte sich auf und ließ sich von Tim in den Arm nehmen. „ Schlaf doch weiter süßer. Du kannst noch knapp zwei Stunden schlafen. Ich werd eh mit meiner Mutter beschäftigt sein." Zwar graute es ihm davor, aber das sollte er besser schnell hinter sich bringen. Warum also nicht jetzt. Behutsam zog Tim ihn, als er nicht los ließ, mit zur Bettkante und hob ihn raus auf zwei Beine. Während sein Kopf an Tims Brust lehnte, küsste Tim seinen Schopf. „ Na dann schlüpf mal in was bequemes. Meine Mutter erwartet mich in fünf Minuten unten. Sie wird nach mir schauen kommen, sollte ich nicht auftauchen." Gezwungen löste der blonde sich. Er griff für sich nach einem Shirt und Jeans. Möglichst schlicht, damit er nicht all zu arg auffiel. Wahrscheinlich war er eh Gesprächsthema Nummer eins. Aus den Stufen unter ihnen kannte ihn so gut wie jeder, in seiner Stufe hatte jeder mindestens ein Mal näheren Kontakt zu ihm. Zumindest wenn sie Alpha waren. Die Info würde sich also sehr sehr schnell rum sprechen. Während Stegi also in seine Jeans schlüpfte, warf er einen kurzen Blick zu Tim. Überraschung bereitete sich auf seinem Gesicht aus, als der ältere in eine Jogginghose stieg. Ein sehr seltenes Bild. Vor allem in der Schule. „ Du in dem Outfit? So wirklich kann ich mir das nicht vorstellen." Tim lachte leicht, hielt sich aber schnell eine Hand vor den Mund und gähnte. „ Ich zieh nachher Jeans an. Aber morgens noch nicht." Stegi unterdrückte sich einen Kommentar zu Tims Müdigkeit. Von wegen Frühaufsteher. Als hatte Tim seine Gedanken erraten, sagte er:„ Spar's dir. Früh aufstehen heißt nicht dafür gemacht zu sein. Komm du erstmal in den Rhythmus rein, dann sehen wir weiter." Tim küsste ihn noch auf die Stirn, ehe er aus dem Zimmer tapste. Seine Jeans schließend, lief er zögernd Tim hinterher. In der Küche klapperte Geschirr. Ohne auf Stegi zu achten, ging Tim in die Küche, während Stegi zögernd im Flur stehen blieb. „ Morgen mien Schatz.", begrüßte Andrea ihn und küsste ihn kurz auf die Wange. „ So dann erzähl mal. Wie wars auf Klassenfahrt?" Tim ließ sich an der Kücheninsel nieder, warf zeitgleich einen Blick über die Schulter. Stegi war ihm nicht gefolgt. Hatte er echt so viel schiss vor Andrea? Ihm wurde eine Schale mit Müsli hingeschoben. Kopfschütteln. Er hatte ihr schon mehrmals gesagt, dass er dad auch selbst konnte. Hören tat sie nie auf ihn. Sie war sowieso immer vor ihm wach. „ Danke. Ähm also wir haben besuch." Er wollte Stegi auch einen kleinen Schubs geben. Nur leider mit gegenteiliger Wirkung. „ Ach echt?" Tim nickte, erhob sich dann noch mal von seinem Stuhl und schaute wo Stegi geblieben war. Aufmunternd lächelnd reichte er Stegi seine Hand und zog ihn dann sanft zu sich, als der blonde sie ergriff. „ Na sieh mal einer an. Wen haben wir den da?" Andrea ging sofort auf Stegi zu und nahm ihn ganz fest in den Arm. Er hörte Stegi zittrig die Luft ausstoßen, bevor er die Umarmung erwiderte. „ Ich hätte ja nicht erwartet dich noch mal hier zu sehen Stegi." Hatte wohl keiner von ihnen. So herzlich wie Andrea gerade mit ihm umging, hatte sie ihren fast dritten Sohn wohl vermisst. Die beiden lösten sich und Stegi suchte sofort wieder die Nähe zu ihm. „ Kommt setzt euch. Und dann erzählt ihr mal von der Klassenfahrt. Stegi du Tee und Müsli?" Überrascht brachte er nur ein nicken zustande. Selbst so etwas banales hatte sie sich gemerkt. Stegi setzte sich neben Tim auf einen Hocker, während Andrea ihm ebenfalls schnell Frühstück machte. „ Also ich denke mal, wie haben beide nicht sonderlich viel davon mitbekommen." Fragend zog Andrea die Augenbrauen hoch. Verlangte stumm nach einer Weiterführung, da sie sich keinen Reim darauf bilden konnte. Schnell verfiel sie jedoch wieder ihrer Tätigkeit, die sie kurz unterbrochen hatte. „ Stegi war läufig und einer musste ja auf ihn aufpassen." Sein Blick wanderte kurz zu Stegi rüber. Mit Blicken wollte er erfragen, ob er seinen Gedanken weiterspinnen durfte. Hastig schüttelte der kleinere den Kopf. Gut dann erstmal nicht. Leider hatte er am Telefon schon geplaudert. Und das hatte Andrea sich gemerkt. „ So Tim dann hätte ich jetzt gerne den Namen deines Omegas." Ihr Ton war merkwürdig. Tim konnte ihn nicht deuten. Nur wusste er, dass Stegi gerade jedes andere Thema ansprechen würde als das. Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen schob Andrea eine Schale Müsli vor Stegi, der nur ein schwaches:„ Danke.", nuschelte. „ Also ich weiß nicht.", fing Tim an zu erklären. Wie formulierte er das jetzt, um Stegi zu entlasten. „ Ich denke mal, das solltet ihr alleine klären. Also sofern er sich hier her traut." Laut lachte Andrea auf. Sie schien ihm kein Wort zu glauben. „ Haltet ihr mich für so dumm Jungs? Du redest plötzlich wieder mit Tim und er ist auf einmal gebunden. Ich kann eins und eins zusammen zählen. Außerdem hat Tim dieses dauergrinsen in seinem Tonfall. Das hatte er nur, wenn er von dir geredet hat. Wenn du's hättest verstecken wollen, hättest du den Shirt hochziehen sollen..." Andrea ließ den Satz unbeendet im Raum verklingen. Viel zu ruckartig rutschte Stegis Blick nach unten, um noch unauffällig zu sein. Sein Schlüsselbein lag frei und somit auch das Zeichen. Mit Knall oben Wangen zupfte Stegi das Shirt hoch.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now