Kapitel einhundertsechzehn- Kein zurück

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Tränen traten ihm in die Augen. Er hatte nicht die Kraft dafür weiter angelogen zu werden. Er wollte endlich eine Antwort, egal in welcher Form. Merkte Tim denn nicht, wie sehr es ihm weh tat? Wie sehr er ihn verletzte? Hatte ihm ja nur versprochen, dass er ihm nie wieder weh tun würde. „ What Stegi wie kommst du darauf?", wollte Tim verwirrt aber ziemlich klar wissen. Stegi hatte das Gefühl, dass Tim ihm auswich. Das er die Wahrheit verschwieg. Das Tim ihn wirklich betrog. „ Du tust auf geheimnisvoll, kommst nicht heim für fünf Tage, antwortest auf keine Nachricht und hast total verstrubbelte Haare. Außerdem trägst du dein T-Shirt auf links. Also mit welchem Omega betrügst du mich?" Stegi war es leid bloß ein billiger Omega zu sein. Er hatte auch Gefühle, die Tim gerade verletzte. Nein zerschmetterte. Wie ein Glas, welches auf dem Boden in tausend Einzelteile zersprang. Wie hatte er jemals denken können, ein Alpha bedeutete etwas gutes. Tim war genauso verlogen, wie alle anderen auch. Und er war gleich zwei Mal darauf reingefallen. Wie dumm konnte er eigentlich sein. Er hatte immer gedacht, er würde es erkennen, wenn er benutzt wurde. Doch er war nicht besser, als alle anderen Omega. „ Ich?", fing Tim noch völlig perplex an. Nicht mal den Mut es ihm zu sagen besaß Tim. Aber das war sein Recht. Ein Alpha konnte tun und lassen, was er wollte, während er als Omega nur als billiges Sexspielzeug fungierte. Ging Tim ihm deshalb fremd? Weil er ihm keinen Sex bot? Weil er ihn nicht mal befriedigte. Gut möglich, wenn Tim noch nie Sex hatte, außer ihrer Bindung. „ Sag's mir wenigstens. Ich lebe eher damit zu wissen betrogen zu werden, als es irgendwann herauszufinden.", flehte Stegi verzweifelt. Er hatte keine Wut mehr übrig. Da war nur noch Trauer und Verzweiflung. Er war es leid, dass Tim so mit ihm umging. So ließ er sich nicht mehr behandeln. Schon ironisch, wenn er bedachte, dass er nach dem sex mit Tim gedacht hatte, dass er in zwei bis drei Monaten auf der Straße saß. Jetzt war er kurz davor das wirklich zu tun. Tja das Schicksal meinte es eben nicht gut mit ihm. Diesmal hatte er zumindest eine etwas bessere Ausgangslage. Mehr positives konnte er der Situation allerdings nicht entnehmen. „ Stegi ich hab keine oder keinen anderen. Ich liebe nur dich. Lass uns das bitte einfach morgen ausdiskutieren. Ich hab im Moment keinen Nerv dafür." Er hatte keinen Nerv dafür. Oh der Arme Alpha hatte ein kleines Problem. Sein fucking Problem war, dass dieser Idiot sein Alpha war und ihn mit einem anderen betrog und nicht mal die Eier in der Hose hatte es zuzugeben. Nie wieder ließ er sich auf Alpha ein. Nie wieder. „ Denkst du ich? Es ist mitten in der Nacht. Du warst fünf Tage nicht daheim. Ich bin tot müde und dermaßen am Arsch. Also sag mir endlich, in welchen Bett du lagst.", schrie Stegi wütend und verzweifelt. Ihm war alles egal. Bei ihm liefen einfach nur noch die Tränen. Sein Leben würde die hundertachtzig Gradwendung nehmen, die es zu seinem achtzehnten schon hätte nehmen sollen. Es war zum kotzen. Alle Mühe, alle Hoffnung und der gute Glaube waren für den Arsch. Am Ende saß er alleine da. „ Ich betrüg dich nicht kleiner.", versuchte Tim es weiter zu leugnen und trat einen Schritt auf ihn zu. Stegi wich nach hinten weg. Oh nein, so hatten sie nicht gewettet. Tim machte jetzt nicht auf heile Welt und versuchte ihn mit küssen rumzubekommen. So einfach machte er es ihm nicht. Tim sollte ihm nie wieder zu nah kommen. „ Nenn mich nicht so. Sag mir doch endlich, wo du warst Tim. Merkst du nicht, dass du mir weh tust?", schluchzte Stegi verzweifelt. Es war egal, dass Tim seine Tränen sah. Es war alles egal. Er wollte einfach nur seine Antwort und dann würde er gehen. Wohin wusste er nicht. Wie er das jemals länger als drei Wochen überlebte ebenso nicht. Nur das alles besser war, als hier zu sein. Tim schien es aufzugeben mit ihm zu diskutieren, denn er drückte sich an ihm vorbei und schlurfte die Treppen hoch. „ Tim was soll die scheiße? Komm gefälligst her und rede mit mir.", schrie Stegi ihm hinterher und stemmte die Hände in die Hüfte. So beendeten sie das jetzt gewiss nicht. Egal wie weh Tim ihm gerade tat, kampflos gab er das nicht auf. Mit seinem letzten Rest Energie wollte er um Tim kämpfen. Tim drehte sich noch mal zu ihm um und lächelte matt. „ Morgen kleiner, versprochen.", beschwichtigte Tim ihn und ging dann einfach weiter nach oben. „ Oh nein du läufst jetzt nicht weg. Komm her und rede mit mir!", schrie Stegi ihm nach. Er war sink sauer. Wie konnte Tim nur? Trotzdem liebte er Tim noch und das wollte er nicht einfach so aufgeben. „ Tim Timolia du bewegst jetzt deinen Arsch hier her. TIM!", schrie Stegi, doch es brachte nichts. Oben hörte er die Schlafzimmertür zugehen. Was ein Arsch. Stegi wischte sich die Tränen aus den Augen und sah sich um. Er hielt es hier keine Sekunden länger aus. Alles erinnerte ihn schmerzhaft an Tim. Von der Stuhllehne schnappte er sich seinen Hoodie und schlüpfte in ein paar Turnschuhe. Ohne groß zu überlegen, rannte er auf die Straße. Klare, kühle Nachtluft kam ihm entgegen, ließ ihn erschaudern. Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen, doch umdrehen war keine Option. Das musste er jetzt aushalten. Zurück gab es nicht mehr. Er war noch schlechter dran, als zu seinem achtzehnten. Da hatte er wenigstens seinen Rucksack mit dem nötigsten und eine menge Geld von seinen Eltern. Jetzt hatte er nur, was er am Leib trug und das war buchstäblich nichts. Und die Nacht war verdammt kalt für Ende Mai. Er hätte einen dickeren Pulli anziehen sollen. Aber er war besser als nichts. Wenigstens hatte er sich in der Zeit vor seinem achtzehnten Gedanken gemacht, wo man hier halbwegs bequem, sicher und wettergeschützt schlafen konnte. Neben ein paar Parkbänken, Sträuchern, Hecken und Hauseingängen war ihm damals eine ganz gute Idee gekommen.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt