Kapitel fünfundsiebzig- Piercing

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Plötzlich und aus dem Nichts wurde der Schmerz doppelt so schlimm. Aus Reflex zog er seinen Arm -soweit es ihm möglich war- zurück und ließ einen kurzen Schmerzeslaut über seine Lippen gleiten. Tobi zerquetschte er derweil wieder die Hand. Er konnte jetzt wesentlich besser nachvollziehen, wieso Tobi ihm damals die Hand zerquetscht hatte. „ Ganz ruhig. Es kann Stellenweise mal etwas mehr weh tun. Einfach ruhig bleiben. Wenn's nicht geht, gibst du einfach Bescheid. Ich will nicht verwackeln." Nach diesem relativ kurzen Abschnitt ging es dann wieder. Seine Hand lockerte sich zunehmend in Tobis. Gegen ende wurde es noch mal kurz schlimm. Doch nach knapp zehn Minuten verstummten alle Geräusche. „ So das war's auch schon." Der Beta wischte die letzten Tintenschmierer mit einem Tuch weg und gab dann seinen Arm frei. Stegi öffnete erstmals die Augen und warf einen Blick auf sein Handgelenk. Seine Haut war stark gerötet, doch in der Mitte war ein schönes geschwungenes schwarzes T. Klein und permanent. Für den Rest seines Lebens. Stegi drehte sein Handgelenkt leicht hin und her. Er liebte es jetzt schon. Über sein Gesicht zog sich ein breites Strahlen. Er könnte Freudensprünge machen. „ Zufrieden?", fragte der Beat ironisch. Allein schon an der breite seines Lächelns konnte man ablesen, dass er mehr als zufrieden war. „ Allerdings. Ich liebe es. Gut und euch drei auch." Sie mussten alle anfangen zu lachen. Selbst dem Beta konnte er ein Schmunzeln abringen. Der war eher damit beschäftigt ein Pflaster auf das neue Tattoo zu kleben. „ So dann war's dass fürs erste. Zahlt ihr getrennt oder zusammen?" Stegi und Tim lag der gleiche Wortlaut auf der Zunge. Zusammen. Tim wollte ihm das Tattoo zahlen und der Piercing war sowieso seine. Jemand anders war aber schneller. „ Getrennt. Das Tattoo bezahl ich." Tobi. Fast schon hatte er es geahnt. „ Nein Tobi. Du zahlst nicht.", protestierte Stegi sofort. Relativ schnell wurde ihm aber klar gemacht, dass jeglicher Protest sinnlos war. „ Vergiss es. Erstens hast du meins bezahlt und zweitens find ich, kannst du dir nach dem ganzen Stress auch mal was geben lassen. Sieh es als nachträgliches Geburtstagsgeschenk." Tobi kramte einen zwanziger aus seinem Rucksack, nachdem ihm der Preis genannt wurde und übergab ihn dem Beta. „ Rest ist Trinkgeld." Sie verabschiedeten sich und wurden dann von der Kollegin übernommen. Veni und Tobi setzten sich vorne in einen Chill out Bereich. Nur Stegi bleib bei Tim. Als moralische Unterstützung. Außerdem wollte er es sofort sehen. „ Ich denke mal du hast dir bereits Gedanken gemacht? Was und wo darfs sein?", fragte sie überaus freundlich und wies Tim ebenfalls einen Stuhl zu, auf den Tim sich auch setzte. Stegi zog er jedoch kurzerhand zwischen seine Beine. „ Ich dachte an nen relativ schlichten Piercing an der Unterlippe." „ Okay ich bring dir gleich mal ne Auswahl. Solls mehr mittig sein, mehr rechts oder links. Weiter am Mundwinkel oder eher zur Mitte." Auf wie viele Details konnte man bitte achten? Tim würde dass jetzt spontan entscheiden. Die ziemlich kleine und zierliche Beta verschwand kurz nach hinten und kam dann mit einem kleinen Kissen wieder, auf dem eine doch recht große Auswahl lag. „ Such du aus kleiner.", forderte Tim ihn auf. „ Aber du musst es tragen." Natürlich wollte Stegi schon gern mitentscheiden. Vorrangig musste Tim es aber mögen. Da konnte er nicht alleine entscheiden. „ Und? Du siehst es die meiste Zeit und musst mich küssen. Also auf such aus. Wenn's grottig ist werd ich aussuchen." Auch wieder wahr. Stegi warf nun reinen genaueren Blick auf die verschiedenen Piercings. Tim stand nicht so auf viel Farbe und schon gar nicht auf knallig auffallend. Was schlicht schwarzes wäre gut. Nicht so extravagant, oder mit viel Schnickschnack. Stegi entschied sich für einen schlichten dünnen schwarzen Ring und zeigte drauf. „ Hätte ich tatsächlich auch genommen. Würde der hier ungefähr gehen?", fragte Tim und deutete auf eine Stelle an seiner Lippe, die Stegi von seiner Position aus nicht sehen konnte. „ Okay lässt sich einrichten. Ich geb dir einfach nen Stift und du machst da nen Punkt, wo du den Piercing haben willst." Die Beta reichte Tim einen dünnen blauen Farbstift und einen kleinen Spiegel und verschwand dann wieder kurz hinter. Stegi stand nun auf, um es endlich gut sehen zu können. Der kleine blaue Punkt befand sich an der Unterlippe auf der linken Seite und etwas näher zum Mundwinkel hin. „ Noch ein letzter Kuss ohne Piercing?", grinste Tim ihn schief an und legte sie Utensilien beiseite. Bereitwillig ließ Stegi sich näher an Tim ziehen und küsste ihn. Der Kuss hatte nichts wildes, oder verlangendes an sich wie die, die sie gestern Abend ausgetauscht hatten. Diese waren ruhig und zärtlich, aber dennoch liebevoll. Als die Beta wiederentdeckt zu ihnen kam, löste sie sich gezwungenermaßen voneinander. Tim grinste ihn noch mal schief an, bevor seine Sicht von der Beta bedeckt wurde. Sie griff zu einer Apparatur und stellte noch irgendwas ein, bevor sie die Stelle mit einem Tuch desinfizierte. „ Ich zähl bis drei.", sagte sie, während sie das Gerät in Position brachte. Tim nickte mit leicht geöffnetem Mund. „ Gut eins, zwei." Die drei war nicht mal ertönt, da ertönte ein leises Klacken. Die Beta trat zurück, sodass Stegis Blick nun wieder auf Tim fiel. Durch seine Unterlippe zog sich nun ein dünner schwarzer Metallring. Es stand Tim. Machte ihn noch ein bisschen mehr sexy, als er eh schon von Natur aus war. Wenn Tim jetzt noch seinen Schlafzimmerblick aufsetzte und seine Haare leicht verstrubbelt wären, würde er Tim wohl auf der stelle knutschend um den Hals fallen. „ Das wars schon. In den nächsten Tagen besonders sauber halten, schauen das du nicht hängen bleibst. Wir kommen mit Piercing auf einen Preis von achtzehn Euro." Tim gab ihr schnell das passende Geld und Strand dann wieder auf. Stegi lehnte sich sofort an ihn und verschränkte ihre Hände miteinander. Als sie wieder vorne bei ihren Freunden waren, waren diese mehr oder weniger beschäftigt. Tobi ließ sich von Veni verwöhnen. Also jetzt nicht auf die Art. Er saß bei Veni auf dem Schoß an den Alpha gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Veni bearbeitete seinen Hals mit zärtlichen Küssen.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now