Kapitel neun- Nach Hause

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Er war unendlich dankbar, dass nicht aussprechen zu müssen. Seiner Schwester und seiner Mutter klappte der Kiefer runter vor Unglauben. Sie schienen nicht erwartet zu haben, dass er sich wohl doch noch so schnell binden würde. Hatte er auch nicht von sich erwartet, wenn er ehrlich mit sich war. Kam das jetzt wirklich so überraschend? Nachdem Tobi gesagt hatte, dass er sich mit jemandem gut verstand. Oder war es der anfängliche Schock und sie würden ihm gleich eine Standpauke halten? Er spürte, wie Tim ihm einen Kuss auf den Schopf hauchte, quasi als Bestätigung der Aussage. Hinter seinem Rücken griff er Tims Hand, um sich selbst ein wenig Mut zu machen. Verdammt er hatte eine scheiß Angst vor der Reaktion. Warum kam da auch so lange nichts? Akzeptierten sie Tim doch nicht. Doch dann verzogen sich Fayes Lippen zu einem breiten grinsen. „ Na endlich. Ich dachte schon, dass passiert nie. Mein kleiner Bruder hat sein Schicksal akzeptiert und sich an den Alpha gebunden, der ihm die Welt zu Füßen legt.", jubelte sie. Seine Schwester zog ihn wieder in ihre Arme, diesmal aber auch Tim und drückte sie so fest es ging. „ Ich freu mich so für euch." Stegi fiel eine unglaubliche Last von den Schultern. Seine Schwester akzeptierte es. Als er sich löste, zog seine Mutter ihn noch mal in ihre Arme. „ Tut mir leid, dass ich nicht eher was gesagt hab. Ich hatte einfach Angst." Schuldbewusst drückte er seine Mutter fester an sich, versuchte so sein schlechtes Gewissen zu bessern. Er hätte sie verlieren können. „ Nicht doch Schatz. So ist es gut. Tim ist ein toller Alpha für dich. Mach dich deswegen nicht schlecht. Du hast keine Schuld meine tapfere Maus." Bei Stegi fingen nun wirklich die Tränen an zu fließen. Er hätte ihr trotzdem so viel ersparen können. „ Bitte nicht. Es ist alles gut Stegi. Das wichtigste ist, dass du von der Straße bist und das du glücklich bist." Sanft wischte sie Stegi die Tränen weg und lächelte nochmals aufmunternd. Ihm waren wirklich zu viele Horrorszenarien durch den Kopf gegangen, die alle so unbegründet waren. Tim zog ihn wieder zu sich, nur um ihm nochmal einen Kuss zu geben. Diesmal aber auf die Lippen. Quasi als Danke und alles Belohnung, dass er sich getraut hatte. „ Ach Faye.", fing Tobi unschuldig an und zog ihren Namen in die länge. Diese verdrehte nur die Augen und seufzte. „ Ja ja du kriegst deinen zehner das nächste Mal. Hättest ruhig ein paar Tage später binden können.", murrte sie sichtlich genervt. „ Moment ihr habt gewettet? Um was denn, wenn ich fragen darf?" Das mit der Wette war ihm neu. Und er konnte sich auch nicht vorstellen, um was es bei besagter Wette gegangen sein soll. „ Faye und ich hatten gewettet, wann du und Tim wieder zusammen kommen. Ich hab ein paar Tage vor deinem achtzehnten gesagt, sie ein paar Tage danach." „ Du hast nur gewonnen, weil ich dachte, dass Stegi niemals so prüde ist und es auf Klassenfahrt mit Tim treibt.", zickte seine Schwester zurück. Ok wow. Darüber hatten sie ernsthaft gewettet? Das war ja wohl ein schlechter Scherz. Andererseits er redete hier von seiner Schwester und Tobi. „ Ihr habt nicht allen ernstes darum gewettet. Lächerlich.", murmelte Stegi kopfschüttelnd. Sein Umfeld schien langsam wieder normal zu werden. „ War sich nicht die einzige, soweit ich weiß.", grinste Tobi und deutete neben sich auf Rafi, mit dem er wohl auch gewettet hatte. „ Sag mir bitte, dass das die Letzte war.", murmelte Stegi ungläubig, wie sowas hatte zustande kommen können. Und dann noch so ein doofes Thema. „ Naja ich hab ehrlich gesagt mit Andrea gewettet.", gestand seine Mutter nun. Das hatte er nun wirklich nicht kommen sehen. „ Ich hab noch mit Rafi gewettet.", kam es jetzt von seiner Schwester. Wow hatte irgendjemand von ihnen nicht gewettet? Mittlerweile würde es ihn nicht mal wundern, wenn selbst Mitschülern Wetten abgeschlossen hatte. „ Also indirekt noch mit Tim.", gab jetzt auch Rafi zu. Autsch. Das war jetzt nicht so toll. Tief in seinem inneren fühlte er sich verletzt. Das klang fast so, als wolle er bloß, dass er die Wette gewinnt und deswegen hatte er mit ihm geschlafen. Doch das war quatsch. Das hätte Tim aber nicht gemacht. „ Nicht falsch verstehen. Es war nicht wirklich ne Wette. Damals hatte Veni gesagt, dass das zwischen und schon wieder werden würde und ich dir ein bisschen Zeit geben soll. Ich wusste aber, wie sehr ich dich verletzt hatte und das das zwischen uns nichts mehr werden würde. Ich lag damit wohl am weitesten weg." Die Worte zauberten ihm ein lächeln auf. Natürlich würde Tim ihn nie benutzen. Könnte er wahrscheinlich nicht mal. Auch wenn er diese Wette Sache extrem komisch fand, war es doch ganz niedlich. Und es zeigte wunderbar, wer ihn doch am besten kannte. „ Na auf dann. Deine Großeltern warten daheim auf dich mein Schatz." Fragend wanderte Stegis Blick zu seinen Freunden. Er wollte wissen, ob sie mitkommen würden. Ob er dieses Gespräch alleine führen musste, oder nicht. „ Wir schauen nur schnell daheim vorbei und kommen dann nach.", antwortete Tobi für sich und Veni. „ Und was ist mit dir?" Tims Mine verzog sich leicht traurig, ehe er mit dem Kopf schüttelte. „ Sorry aber ich muss Finn abholen und auf ihn aufpassen. Wenn ich's schaffe, schau ich heute Abend mal bei dir vorbei ok?" Betrübt nickte Stegi. Aber dafür hatte er natürlich Verständnis. Und abends zu zweit alleine hatte auch seine Vorteile. Endlich mal alleine mit Tim, ohne das jemand sie stören würde. „ Ok bis später Tim." Kurz drückte er Tim noch nen Kuss auf, umarmte seine Freunde und nahm dann seine Sachen, um sie zum Auto zu bringen. „ So jetzt will ich Einzelheiten Stegi. Wann, was, wie und wo?", quetschte seine Schwester ihn aus. Stegi wurde rot, verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und begann zu husten. „ Bitte was?", krächzte er. Nie im Leben würde er ein wie bei dieser Frage beantworten. Praxis Details waren etwas zwischen ihm und Tim. Das ging nicht mal Tobi was an. „ Wie seid ihr zusammengekommen? An Praxis zwischen dir und Tim will ich nicht mal denken. Wäh." Da hatte er sich ja mal wieder toll blamiert. „ Faye lass deinen Bruder mal in Ruhe. Du siehst doch, dass ihm das Thema unangenehm ist.", schritt seine Mutter ein. Sie nahm ihm seine Tasche ab und stellte sie in den Kofferraum, sodass er sich auf dem Rücksitz fallen lassen konnte. Faye ließ sich zu seinem Glück vorne fallen, sodass er seine Ruhe hatte. Den Blick aus dem Fenster gerichtet sah er den Bäumen beim Vorbeiziehen zu. Nach ein wenig Landstraße kam dann wieder dichter Wald. Die Straße endete in einem Schotterweg, der mitten in den Wald führte. Ihre Heimat.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now