Kapitel neunzig- Abitur

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Am Morgen ihres Abiturs waren sie besonders früh wach. Noch mal in Ruhe alles durchlesen, bequeme Jogginghosen und Hoodies zum anziehen und genug zum Essen für ein zwölf Stunden Abitur. Eine besondere Herausforderung und noch mal ein Sieb für die schwachen, die nur so durchgerutscht waren. Für die Zeit brauchte man viel Wasser, aber auch kleine Knabbereien, ein leichtes Mittagessen, Traubenzucker, Nüsse und was Süßes. Anders überlebte man das einfach nicht. Zumindest hatten ihnen das die Abiturienten vor ihnen mehrfach geraten. Eine tradition, die es schon seit Jahren gab. Tipps aus der Oberstufe wurden immer an die jüngeren weitergegeben. Für den Fall der Fälle hatte Stegi Schmerztabletten dabei und zur Absicherung für seine Hände Tape. Zwei der Finger hatte sich Stegi bereits vor antritt der Prüfung getaped, um sie zu schonen. Und dann standen sie da. Alle mehr oder weniger nervös nur mit zugelassenen Dingen in der Hand. Und Tim fehlte. In zehn Minuten begannen die Prüfungen und Tim fehlte als einziger. Stegi machte das zunehmend nervöser. Er wollte Tim wenigstens noch mal kurz sprechen. Sich noch mal kurz einen Kuss geben lassen. Einfach zur Beruhigung und in dem Wissen, dass Tim an ihn glaubte. Sie wurden bereits eingelassen, sollten schon mal ihre Plätze suchen und alles weitere einrichten, damit es pünktlich losging. Suchend sah er sich noch mal um, doch Tim fehlte immer noch. „ Mach dich nicht verrückt Stegi. Wenn Tim das nervlich im Moment nicht packt, tritt er eben zum Nachtermin an." Tobis Worte machten es nicht besser und auch die Umarmung, in die er gezogen wurde. „ Komm, wir gehen rein. Dann kannst du dich nich ein wenig beruhigen.", versuchte Veni die beiden Omega in den Prüfungsraum zu bekommen und zerrte leicht an Tobis Hand. Genau in dem Moment stürmte jemand in den Raum und gab schnell seine Sachen ab. „ Sie sind zu spät Timolia.", mahnte die Beta, die seine Sachen entgegen nahm. „ Ja sagen sie das der Ratsversammlung, die bis um Dreiviertel ging und seit gestern Abend läuft.", maulte Tim die Beta an, wurde aber sofort sanfter, als er Stegi sah, der sich in seine Arme warf. „ Morgen kleiner.", murmelte Tim in seinen Schopf und gab ihm einen Kuss. „ Rein da jetzt und holt eure Mappen.", mahnte die Beta sie. Stegi löste sich von Tim und gab ihm noch mal einen Kuss auf die Lippen. Veni umarmte ihn noch mal und wünschte ihm viel Glück. Zum Schluss lag er Tobi im Arm. „ Auf krall dir die vierzehn und den Studienplatz.", motivierte Tobi ihn und Klopfte ihm noch mal auf den Rücken. „ Du aber auch.", erwiderte Stegi. Gemeinsam betraten sie den Prüfungsraum und ließen sich ihre Mappen mit Arbeitsmaterial, Blättern und den erlaubten Hilfsmitteln geben. Sie musste sich leider aufteilen, da nur noch wenige Plätze frei waren. Tobi und Stegi ließen sie die zwei Plätze nebeneinander. Veni saß ein paar Reihen vor ihm und Tim schräg hinter ihnen. „ So da wir nun endlich mit Herrn Timolia vollständig sind, können sie beginnen. Überprüft bitte direkt, ob ihr alles habt. Blätter liegen auf den Pulten der Aufsichten. Sollte etwas fehlen, meldet ihr euch bitte. Ihr habt ab jetzt zwölf Stunden Zeit. Ihr dürft die Mappen öffnen." Stegi öffnete seine Mappe und nahm erstmal Bögen und beigelegtes Material heraus, bevor er die Aufgaben auf Vollständigkeit überprüfte. Fünfzehn Blöcke musste er finden, neun davon bearbeiten. Je drei Biologie, drei in Chemie und drei in Physik. Seine Nervosität war in den letzten Minuten deutlich runter gegangen. Als er jedoch den dritten Satz Aufgaben sah, schoss sein Puls deutlich in die Höhe und er bekam Panik. Das sollte nicht so sein. „ Ich hab den falschen Satz Aufgaben.", rutschte es Stegi laut heraus. So ziemlich jeder drehte sich zu ihm um. Auch Tobi, der seine Unruhe schon vorher bemerkte hatte. Sofort kam eine der Aufsichten zu ihm. „ Ganz ruhig. Was hast du und was brauchst du?", wollte die Lehrkraft wissen. „ Ich brauch n Satz Bio, ich hab aber deutsch drin.", erklärte Stegi ihr panisch und mit blank liegenden Nerven. „ Die restlichen beiden Sätze sind komplett?" Benommen nickte Stegi. Der Satz Deutschaufgaben wurde ihm wieder weggenommen. „ Pass auf. Du beruhigst doch jetzt erstmal. Atme ein paar mal tief durch und fang mit den anderen Aufgaben an. Ich kopier dir einen Satz Biologie und bring ihn dir. Konzentrier dich. Du kannst viel erreichen, wenn du willst." Stegi nickte und schloss einen Moment die Augen. Tief durchatmend öffnete Stegi seine Augen wieder und sah zu Tobi. Der brünette deutete ihm ruhig zu bleiben und lächelte ihm beruhigend zu. Stegi versuchte sich zu beruhigen und sammelte sich. Wer auch immer hier absichtlich oder nicht das Abi versauen wollte, würde das nicht hinbekommen. Egal wie viele Steine man ihm auch in den Weg legte. Stegi konzentrierte sich zuerst auf das Physik Abi. Damit kam er wohl am einfachsten klar. Stegi dachte sich kurz in jede Aufgabe reining suchte dann jene raus, die ohne Fehler lösbar waren. Wo er mit der ersten Aufgabe anfangen wollte, brachte ihm die Aufsicht den Satz an Biologieaufgaben. „ Gutes gelingen Stegi.", wünschte sie ihm noch, bevor sie sich wieder setzte. Die nächsten Stunden schrieb Stegi sich die Finger wund und dachte sein Gehirn matsch. Stegi hatte seine Hand komplett getaped in einer kurzen Pause. Zwischendrin hatte er eine Flasche Wasser weg, n halben Becher Kaffee, sein Mittagessen ein paar Stücken Schokolade und Traubenzucker verputzt. Den Traubenzucker, den er Intus hatte, spürte er deutlich, ebenso wie die nachlassende Konzentration. Sie hatten noch anderthalb Stunden, bis sie abgeben mussten, als Stegi den letzten Punkt setzte. Er war unglaublich erschöpft, aber auch erleichtert. Er war endlich vorbei. Stegi las noch zwei mal alles Korrektur, bevor er sich nach seinen Freunden umsah. Tim war in seinen Aufschrieben vertieft, Veni in eine Lektüre und Tobi sah in genau dem Moment zu ihm auf. Tobi wirkte genauso erschöpft, aber glücklich. Tobi packte alle Blätter in die Mappe vor sich, was Stegi ihm gleich tat. Zeitgleich erhoben sie sich und gaben ihre Mappen am Ende der Reihe ab. Zusammen verließen sie fast lautlos denPrüfungsraum. Kaum waren sie draußen, atmete Stegi erstmal tief durch. „ Gott ich bin so am Arsch. Diese zwölf stunden sind absolut zu viel. Ich kotze.", murmelte Tobi unheimlich erschöpft.

Autorenanmerkung so wird KEIN Abitur geschrieben. Eine Abi Klausur geht um die drei vier Stunden, ihr kriegt für jedes Fach einen separaten Tag und Aufgaben zur Wahl. Außerdem habt ihr die Chance zum Nachtermin anzutreten.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now