Kapitel vierundachtzig- Erschöpft

37 7 3
                                    

„ Sie lassen ihn los. Und zwar sofort. Tim du lässt dir was zur Beruhigung geben. In einvernehmlichem Rahmen. Keine widerrede. Du bist noch mehr am Ende als Andrea und wenn du nicht hier landen willst, dann lässt du dir was geben. Ich geh Libs suchen." „ Wie ich bereits erklärt hab, ist Libs gerade nicht zu sprechen." War ihm herzlich egal. Von dem bekam er wenigstens Antworten. Wortlos zog er Finn mit sich hoch in die Radiologie. Es wurde ihm sehr leicht gemacht, weil Libs im Gang stand und mit einem Kollegen redete. Stegi grätschte jetzt einfach zwischen rein. Egal ob es unhöflich war. „ Libs ich brächte Hilfe. Dringend wenn's geht.", bat Stegi und klimperte ein wenig mit den Augen. Libs erkannte ihn sofort wieder. Zum Glück war er nur Beta mit Alpha Rang und nicht umgekehrt. „ Bist du wegen Andrea hier? Wir haben das MRT durch und ausgewertet. Soweit ist alles unauffällig. Die Symptome haben sich einfach nur stärker ausgeprägt. Beruhig bitte auch Tim. Dann muss ich es nicht tun. Sie wird gleich auf ein Zimmer gebracht, dann könnt ihr zu ihr." Hallelujah. Musste man erst den Leiter der Abteilung suchen, damit man Antworten bekam. Zumindest hatten sie jetzt mal was handfestes. „ Ich würde gerne nach Hause gehen, wenn's geht. Meine beiden Söhne." „ Mama.", rief Finn sofort und stürzte auf sie. Selbst wenn der Rollstuhl ihn etwas behinderte. Andrea war blasser als noch vor ein paar Stunden. Sie hatte tiefe Augenringe und wirkte müde. Sie freute sich dennoch über die Umarmung von Finn. Er sah es in dem funkeln in ihren Augen, den Grübchen, die sich bei ihrem lächeln bildeten. „ Soll ich sie auf ein Zimmer bringen? Dann sparen sie personal. Ihr restliches hält Tim unten nämlich fest, weil uns hier keiner Antworten gibt und er nen Ausraster hatte." „ Bitte?", fragte Libs überrascht und ein wenig schärfer im Ton. „ Der Witz ist, dafür hatten sie Zeit, aber für mal kurz fragen, was mit Andrea ist nicht." Wenn man schon mal nen Abteilungsleiter vor sich hatte, dann konnte er das mal anbringen. Immerhin war Libs ziemlich korrekt. Der sah seine Fehler auch ein, wenn er welche machte. „ Dann nimm Andrea mit im Zimmer 208. ich komm gekocht noch mal kurz vorbei und schau nach euch beiden." Das war doch mal gut. Stegi nickte zum Zeichen, dass es für ihn okay war und warf dann kurz einen Blick zu Andrea. Finn lag in ihren Armen, ihr Blick lag aber bei Stegi. Ihre Lippen formten ein lautloses Danke. Stegi konnte nicht anders als zu grinsen. „ Willst du schieben Finn? Dann kann ich geschwind Tim Bescheid sagen." Freudig klatschte Finn in die Hände und löste die Umarmung, um hinter den Rollstuhl zu hüpfen und diesen an beiden Griffen packend anzuschieben. Ihm mit einer Hand helfend, wählte er Tims Nummer. So ging es einfach schneller. Statt einer ruhigen melodischen Stimme bekam er eine aufgebrachte zu hören. „ Ich dreh gleich durch. Die wollen mir irgendwas geben, was mich die nächsten zwölf Stunden komplett umhaut. Kannst du denen bitte mal sagen, dass ich einfach nur antworten brauche." Wenn's schon schief lief, dann aber richtig. Oh man, das musste jetzt wirklich nicht sein. Musste er halt schauen, was Libs dazu sagte. Aber zwölf Stunden war zu viel. Zumal er was für die Nerven brauchte. Nicht irgendwas, was ihn die nächsten Stunden handlungsunfähig macht. „ Andrea ist bei mir. Befunde soweit unauffällig. Sag denen Libs verlangt nach dir. Zimmer 208." Tim seufzte erleichtert auf. Man musste halt wissen, wo man fragen musste. Ohne ein weiteres Wort legte Tim auf. Er war wohl auf dem Weg hier her und wollte nicht, dass er noch mitbekam, wie er mit der Krankenschwester stritt. Stegi steckte sein Handy wieder zurück in die hintere Hosentasche, bevor er Finn weiter schieben half, der Andrea nebenbei zu textete. War er wenigstens abgelenkt. Für das eine Stockwerk mach unten nahmen sie die Rampe neben dem Aufzug. Zimmer zweihundertacht war nicht weit von hier entfernt. Und von unten kam jetzt auch Tim hoch. Stand jetzt sah er mindestens so schlimm wie Andrea aus. Erleichtert fiel auch er Andrea um den Hals. Hier zeigte sich erstmals Tims wirklich emotionale Seite. Den ohne das er irgendwas tat, brach Tim in Tränen aus. „ Ach Tim Schatz nicht weinen. Ist doch alles gut.", wisperte Andrea und streichelte Tim über den Rücken. Sein großer, starker Alpha mal ganz soft und zerbrechlich. Schon süß irgendwo. Auch wenn die Situation natürlich nicht so schön war. „ Wollen wir rein gehen? Dann werdet ihr vielleicht nicht mehr so angestarrt." Trotz der späten Uhrzeit war auf den
Gängen noch viel los. Natürlich lag der Fokus auf Andrea, aber er stand dabei und fiel sicher auf wie ein bunter Hund. Er konnte nur hoffen, dass niemandem auffiel, dass er dabei stand. Für ihn war es schon verwunderlich, dass die Presse noch gar nichts mitbekommen hatte. Für eine Woche war das echt ne Leistung. Tim löste sich von ihr und wischte sich die Tränen von den Wangen. Stegi öffnete die Tür zu Zimmer zweihundertacht und sch8b dann den Rollstuhl herein. „ Soll ich dir." „ Tim ich hab's mit den Nerven. Körperlich geht's mir gut. Hier bestehen nur alle auf diesen Rollstuhl." Andrea hievte sich aus dem Rollstuhl rüber ins Bett. Finn krabbelte neben ihr ins Bett, Tim setzte sich auf der anderen Seite auf die Bettkante. Stegi setzte sich neben ihm und nahm ihn in den Arm. „ Danke Stegi. Was immer du gemacht hast, du hast mir unendlich geholfen." War doch nicht der Rede wert. Tim war sein Alpha und um den kümmerte man sich nun mal. Auch Wim zwei Uhr nachts. „ Andrea ich werd dir gleich noch ne Infusion geben. Tim ich würde dir trotzdem gerne was leichtes zur Beruhigung geben. Auch wenn du gerade wieder einigermaßen im Ordnung bist. Sonst schläfst du die ganze Nacht nicht und dann hängst du morgen genauso erschöpft da. Und Stegi über deine Nase kann ich auch noch mal schauen." Libs stand wie aus dem nichts mit im Zimmer. Sofort ging sein Blick mahnend zu Tim. Im Moment konnte Tim das wirklich gebrauchen. „ Wenn's sein muss.", meinte Tim noch leicht neben der Spur. Die Infusion war eine Sache von fünf Sekunden bei bestehendem Zugang. Tim allerdings was zur Beruhigung zu geben dauerte dann doch etwas länger. Zumal er sich dagegen wehrte und darauf bestand für Andrea und Finn da sein zu müssen. Doch das konnte er Tim ausreden. Tim ließ sich danach widerstandslos die Spritze in die Schulter geben. Finn war vor Müdigkeit schon eingeschlafen, weshalb Tim sich gar nicht um ihn kümmern musste. Stegi ließ ein kurzes abtasten über sich ergehen. Es tat wirklich kaum noch weh. Ab jetzt konnte es doch nur noch Berg auf gehen.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now