Kapitel sechzig- Endlich Ruhe

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Er schaffte es den Weg auf zwanzig Minuten zu strecken. Jetzt stand er vor der Tür und zögerte auf die Klingel zu drücken. Sein Finger schwebte über dem Knopf. Er wollte nicht stören. Bevor er jedoch zurück ziehen konnte, wurde ihm die Tür geöffnet. „ Hallo Stegi. Lange nicht gesehen. Alles gute nachträglich von mir. Hattest du einen tollen Geburtstag?" In der Tür stand Izzy, Tobis Mutter. Sofort wurde er in eine herzliche Umarmung gezogen. Sie hatte ihn wohl kommen sehen. „ Hallo Izzy. Er war toll. Ich hätte mir nichts besseres vorstellen können. Im Moment ist leider ein ziemliches Chaos. Andrea ist krank und Lucy hatte nen Nervenzusammenbruch. Ich hab Stress mit Colin und mir steigt alles zu Kopf." „ Na dann komm mal rein. Du hast übrigens das Drama mit Tobi vergessen. Er und Veni sind oben. Soll ich dir noch was zu essen kochen?" Ja das war die alt bekannte du bist mein zweiter Sohn und viel zu dünn Masche. Wie konnte er da nein sagen. Selbst wenn er satt war. Izzy konnte man mit ihrer Herzlichkeit einfach nur mögen und zustimmen. „ Wenn ihr schon gegessen habt, musst du mir nichts kochen. Tim hat mich bereits bestens versorgt." So musste man sich nun mal elegant rausreden. Wenn sie nichts gegessen hatten, würde er vielleicht eine Kleinigkeit noch mitessen. „ Ach komm, du bist noch genauso dünn. Ich mach euch was und bring es dann hoch. Und du isst auch was. Sonst fällst du mir noch vom Fleisch." Dagegen kam er nicht an. Selbst wenn sie nur eine Beta war. „ Danke." Gott in den letzten Tagen durfte er das an die hundert mal gesagt haben. Stegi huschte nach oben und klopfte schließlich an Tobis Zimmertür. „ Komm rein Stegi, wir haben was an." Kopfschüttelnd öffnete Stegi die Tür. Hier fühlte er sich einfach nur wohl. Tobi saß bei Veni auf dem Schoß. Sie kuschelten zusammen und zockten etwas auf der Konsole. Das würde gleich wahrscheinlich in rum meckern enden. Sie waren eben beide schlechte Verlierer. Stegi setzte seine Tasche neben der Tür ab und drehte sich dann noch mal um, um diese zu schließen. „ Du siehst nicht sonderlich gut aus. Komm her." Scheinbar hatte Tobi pausiert, sodass er jetzt neben sich klopfen konnte. Stegi ließ sich neben ihm nieder und sank mit dem Kopf gegen Tobi. Ihm war schon wieder nach heulen zumute. Dabei musste er eigentlich für Tobi da sein und nicht umgekehrt. „ Es tut mir leid Stegi. Du brauchst echt mal ne Pause." Wusste er selbst. Er wollte Tobi jetzt wirklich nich voll heulen. Das hatte er die letzten Monate zu genüge getan. Und Tobi hatte auch noch eigene Probleme. „ Komm Kopf her. Mach einfach die Augen zu und entspann dich." Auffordernd klopfte Tobi auf seine Oberschenkel. Auch wenn er es nie zugeben würde, er mochte es so bei Tobi zu liegen. Meistens fuhr er ihm immer durch die Haare und redete beruhigend auf ihn ein, wenn es ihm schlecht ging. Ein wenig drehte Stegi sich und ließ sich dann nach hinten sinken, sodass sein Kopf auf Tobis Oberschenkeln lag. Sein Blick starr Richtung Decke gerichtet. Wie schon fast geahnt fing Tobi an durch seine Haare zu kraulen. In der rechten Hand hielt er den Controller und versuchte noch irgendwie gegen Veni Mario Kart zu gewinnen. Zumindest entnahm er das von diversen Fetzen wie:„ Ich bin vor dir.", von Tobi, einem:„ Schau mal was da kommt.", von Veni, sowie den Worten:„ Hast du vielleicht noch nen Panzer für mich du Arsch?" Wie bereits vorher gesagt, die beiden meckern sich an, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet. Trotzdem war Tobi zur Hälfte immer noch bei ihm. Den Tobis Hand strich kontinuierlich und ruhig über seinen Schopf. Und Stegi konnte endlich das tun, wonach er seit gefühlten Monaten suchte, aber nie hatte finden können. Entspannen. Wirklich alles schlechte vergessen und einfach mal nur existieren. Er hatte keine Ahnung, warum er genau jetzt und hier so entspannt sein konnte, aber sein Kopf hatte hier eine Mauer um all die schlechten Gedanken errichtet. Sie weggesperrt und in vollkommener Ruhe seine positiven Gedanken zurück gelassen. Hier konnte er ewig bleiben. Noch ein bisschen näher als eh schon kuschelte er sich an Tobi und schloss die Augen. Die Gespräche von Tobi und Veni blendete er voll aus. Und ehe er sich versah, war er friedlich eingeschlafen.

Später wurde er geweckt, weil ihn irgendjemand hoch hob. Stegi murrte leicht, wurde aber still, als er sanft gegen den Oberkörper seines Trägers gedrückt wurde. „ Halt ihn gefälligst still, du weckst ihn noch.", zischte eine vertraute Stimme. Noch konnte er sie nicht richtig einordnen, doch das wollte er gar nicht. Er wollte einfach nur weiter schlafen. Ein weiterer Ruck ging durch seine Körper, ließ ihn diesmal quengeln und die Augen einen Spalt breit öffnen. Nur um sie der Helligkeit wegen sofort wieder stöhnend zusammen zu kneifen. Gott tat das weh in den Augen. „ Na toll, jetzt hast du ihn geweckt. Lass mich mal." Sein Körper sank ein Stück nach unten, als er in ein zweites Paar Hände übergeben wurde. Die nächsten Bewegungen bis er abgelegt wurde, spürte er kaum. Erst als er auf der weichen Unterlage lag, konnte er etwas fühlen. Blind versuchte er nach etwas zu greifen, was da war. Er wollte etwas, was er an sich drücken konnte. „ Wer hat ihn jetzt geweckt.", flüsterte eine zweite Stimme spöttisch. Eine Hand wurde um die seine geschlossen und beruhigend gedrückt. Wer immer es war, Stegi zog ihn zu sich und umklammerte ihn fester. „ Is gut Stegi, ich bin ja da." Das war wieder die erste Stimme. Und er konnte sie Tobi zuordnen. Also klammerte er an seinem besten Freund. Stegi wagte einen zweiten Versuch seine Augen zu öffnen. Diesmal wurde der Großteil des Lichts abgeschirmt, sodass der Versuch gelang. Tobi blickte liebevoll auf ihn hinab. Eine Hand seine haltend, mit der anderen stütze er sich auf dem Bett ab, auf dem er liegen musste über sich fand er die dunkelblaue Decke mit den Leuchtsternen, die er Tobi zu seinem siebten Geburtstag geschenkt hatte. „ Schlaf weiter, ich wollte dich nicht wecken.", flüsterte Tobi und strich ihm eine blonde Strähne hinters Ohr.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt