Kapitel sechsundfünfzig- Ablenkung

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Tim hatte recht. Solang Veni nicht anrief war alles halbwegs okay bei Tobi. Darauf musste er sich jetzt verlassen. Sie machten zum Abendessen nur Salat und eine Scheibe Brot. Irgendwann hatte Tim Musik angemacht. Stegi vermutete, dass Tim die bedrückende Stille zwischen ihnen nicht mehr aushielt. Stegis Gedanken schweiften ständig zu Tobi. Wie sich ihr aller leben verändern würde, sollte Tobi wirklich schwanger sein. In seinem Kopf ging er die verschiedenen Szenarien durchm die Tobi als Option zur Verfügung standen. Keine gefiel ihm sonderlich gut. Dadurch war Stegi so abgelenkt, dass er bei den Hausaufgaben immer mal wieder Bruchstücke seiner Gedanken zwischen rein schrieb und sie dann wieder rausstreichen musste. Tim nahm ihm seinen Block irgendwann weg, weshalb Stegi das erste Mal aufsah. „ Gib den her, ich bin noch nicht fertig mit meinen Hausaufgaben.", motzte Stegi und versuchte sich seinen Block wieder zu holen. Jedoch zog Tim ihn nur noch weiter weg und hielt ihn über seinen Kopf. „ Dein ständiges durchstreichen macht mich wahnsinnig. Was machst du bitte? Schreibst du nach zwei Jahren nen Latein Aufsatz oder was machst du?" „ Geschichte wenn du's genau wissen willst. Ich kann mich nur nicht konzentrieren. Krieg ich den bitte wieder?", bat Stegi und versuchte an Tims Arm hoch zu greifen. Als Omega war er Tim aber körperlich unterlegen. Selbst hoch springen brachte ihn nicht auf die Höhe. „ Du setzt dich jetzt hin und entspannst mal. Ich mach das schnell für dich. Sonst bist du morgen noch nicht fertig und hast n Haufen Zeug verschwendet. Außerdem wollte ich eh noch etwas Zeit mit dir verbringen. Wenn du noch drei Stunden hier ran sitzt, wird das nichts mehr." Gegen Tim kam er eh nicht an, das wusste er. Resigniert seufzte Stegi auf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.  Erst dann nahm Tim den Block runter und sah auf Stegis Aufschrieb. Sonst waren sie viel ordentlicher. In fast jeder Zeile waren ein bis mehrere Wörter mehrfach unordentlich durchgestrichen. Die sauber geschwungene Schrift war uneben, platt und oft zwei drei mal nachgefahren, um einzelne Buchstaben auszubessern. Tim hatte Mühe dieses gekrakel zu entziffern. Doch er konnte zumindest die noch offenen Fragestellungen entziffern. Einen Stift in die Hand nehmende, kriselte er ein paar Worte unter das Geschmiere. Er war erstaunt, dass Stegi ihn wirklich machen ließ und ruhig neben ihm sitzen blieb. Die Art Mensch war Stegi normal nicht. Vermutlich war er in Gedanken eh wo anders und das konnte Tim mehr als gut verstehen. „ So hier. Ist denke ich richtig. Du entspannst dich jetzt mal. Wie lang geht dieser Zirkus denn?" „ Drei Wochen. Nen früherer Termin geht einfach nicht. Bei mir wird es denke ich gehen. Ich wer halt probieren, Tobi weitestgehend abzulenken." Das klang schon fast so, als wäre der Plan nicht besonders gut. Das wusste Stegi selbst. Aber Tobi würde sich schon gut ablenken lassen. Immerhin war morgen der Tag, an dem er sein Tattoo bekam. Daran würde Tobi bestimmt Spaß haben und Ablenkung finden. Sie mussten verhindern dass Tobi sich verkroch und in Angst versank. Den das würde Tobi tun, so gut kannte er den Jungen mittlerweile. Sie mussten das einfach verhindern. Es waren nur drei Wochen, die sie irgendwie durchbringen mussten. Kein Ding der Unmöglichkeit. „ Das schaffst du sicher kleiner. Tobi hat nicht nur dich als Unterstützung. Wir sind alle für ihn da. Und wir kriegen das rum. Ich möchte aber, dass du dich heute Abend mal entspannst. In letzter Zeit hast du zu viel stress gehabt. Mach bitte ein Mal pause. Sonst kannst du ihm auch nicht helfen. Du wirst dich sonst mit zerstören. Okay." Ergeben nickte Stegi. Gegen ihn kam er eh nicht an. Außerdem war es nur vernünftig. Er merkte selbst, dass er angeschlagen war. Stegi schmiegte sich an Tim und schloss die Augen. Er war fix und fertig. Behutsam küsste Tim ihn auf die Schläfe und hob ihn hoch. „ Nimmst du immer noch ab? Du wirst leichter. Isst du bitte mal mehr? Noch viel leichter darfst du nicht werden." Wusste Stegi auch so, danke. Um Tim nicht noch mehr zu beunruhigen, nickte Stegi an seine Halsbeuge. Mit dem blonden auf dem Schoß ließ Tim sich auf seinem Bett nieder. Wann Tim den Fernseher angeschaltet hatte, konnte er nicht sagen. Stegi drehte sich auf Tims Schoß um und setzte sich zwischen seine Beine. Tim startete den Film, den Stegi zumindest jetzt noch nicht identifizieren konnte. Um es etwas gemütlicher zu haben, zog Tim ein Kissen zu sich und legte es unter seinen Rücken. Mit ihm sank auch Stegi nach hinten und konnte sich an seine Brust lehnen. „ Wir brauchen definitiv mehr Zeit zu zweit. Wir sind frisch zusammen und haben schon kaum Zeit mehr für einander. Versprochen ich werde mir irgendwie Zeit frei schaufeln."  Schön, dass er nicht der einzige mit dem empfinden war. Aber er hatte gewusst, dass sie wenig Zeit alleine haben würden. Und so mitten im Abi war das sowieso kaum möglich. „ Hab ich dir schon mal gesagt, dass ich dich liebe, du Idiot?" „ Ja an die hundert Mal. Ich dich auch kleiner." Stegi drehte den Kopf zu Tim um. Seine Augen. Funkelten voller Liebe und Zuneigung. Mit der Nase stupste Stegi gegen Tims. Leicht drehte Tim den Kopf hin und her, sodass seine Nasenspitze gegen Stegis rieb. Solche kleinen Späße hatten sie früher immer gemacht. Stegi fing an zu kichern und ließ dabei den Delfin ein wenig raus hängen. Schließlich reichte es Tim und er küsste Stegi stattdessen zärtlich auf die Lippen. Zwar musste Stegi sich stark verrenken, aber das war ihm egal. Stegi vertiefte den Kuss, in dem er sich vollständig zu Tim umdrehte und ihn an den Schultern ins Bett drückte. Somit lag Tim auf dem Rücken, die Beine von der Kante runter baumelnd und Stegi hockte ein Bein rechts, ein Bein links auf Tims Hüfte und war zu ihm runter gebeugt. Seine Arme waren auf Tims Brust gestützt. Tim ließ seine Hände hinten unter Stegis Shirt gleiten und schob es nach oben. Mahnend schlug Stegi leicht mit den Knöcheln nach Tim. Die Richtung wollte Stegi nicht einschlagen. Noch nicht zumindest. Anstatt das Tim seine Hände dort weg nahm, schob er sie runter. An sich das was Stegi wollte, aber als seine Hände unter den Hosenbund wanderten und er Stegi in den Arsch kniff, löste Stegi sich grimmig. „ Nein Tim. Ich..." „ Chill. Klein sex, keine blow beziehungsweise handjobs. Du hast nie gesagt, dass ich dich gar nicht anfassen darf. Und jetzt komm runter und küss mich, bevor ich dich doch noch flachlegen muss." Nicht gerade sanft stieß er Tim den Ellenbogen in die Seite, beugte sich dann aber wieder zu ihm runter und küsste ihn. Diesmal nutzte Stegi jedoch seine Zunge, um über Tims Unterlippe zu lecken. Tim wollte spielen? Gut das konnten sie zu zweit. Und Stegi war in der deutlich besseren Position für dieses Spiel.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now