52.Kapitel

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Wesley:

Ich konnte spüren, wie sich unser Band verstärkte. Ich löste mich von ihr. Ich schmeckte ihr Blut auf meinen Lippen, aber dies war mir egal. Gebannt starrten wir meine Gefährtin an. Noch immer piepte das Gerät nervös. „Komm schon!", flüsterte Doktor Storm. Ich ergriff Alices Hand. „Bitte Ally!", flehte ich sie an. Plötzlich hörte das nervöse Piepen auf. Ihr Herzschlag normalisierte sich wieder. Erleichtert atmete der Arzt durch. Sie hatte es geschafft! Jetzt musste mein kleiner Engeln nur noch ihre Augen öffnen.

Die Tage vergingen. Stundenlang saß ich neben meiner kleinen Gefährtin am Bett und ließ sie nicht aus den Augen. Ich konnte nicht schlafen und Brandon übernahm während meiner Abwesenheit die Führung meines Rudels. Ich war nicht im Stande, mein Mädchen alleine zu lassen. Ich wollte bei ihr sein, wenn sie aufwacht. Ihr Vater und ihre kleinen Brüder besuchten sie auch jeden Tag. Man sah den Kleinen deutlich an, dass sie ihre größere Schwester vermissten. Doch niemand vermisst Alice mehr als ich. Ich vermisste ihr Lächeln, ihre Stimme und ihre braunen Augen. Ich wusste, dass sie mich dafür hassen wird, da ich sie markiert hatte, ohne, dass sie mir ihr Einverständnis gab. Ich wünschte mir, es hätte eine andere Möglichkeit gegeben. Mittlerweile lag Ally in meinem Zimmer. Seit ich sie markiert hatte, wich ich ihr nicht mehr von der Seite. Ich fand auch keinen Schlaf. Oft schlief ich nur wenige Stunden, aber auch da plagten mich die Albträume. Ohne meinem Mädchen war ich ein Nichts. Ich betete jeden Tag, dass sie ihre Augen öffnete und ich wieder in ihren wunderschönen Augen sehen konnte.

Alice:

Blinzelnd öffnete ich meine Augen. Mein gesamter Körper schmerzte und mein Nacken fühlte sich verspannt an. Ich stöhnte leise auf vor Schmerz, als ich mich mühsam aufrichtete. Wo war ich? Was ist passiert? Ich sah mich suchend im Zimmer um. Plötzlich nahm ich im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Mein Blick fiel auf meinen Gefährten. Seine blonden Haare standen ihm wirr vom Kopf ab. Er schien zu schlafen. Er hatte seinen Kopf neben mir aufs Bett gebettet. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht. Wesley schien zu träumen, denn ein leidender Gesichtsausdruck lag auf seinem Gesicht und er nuschelte etwas unverständliches. „Wes?", krächzte ich, doch Wesley hörte mich nicht. Ich räusperte mich. „Wesley!", krächzte ich etwas lauter. Meine Hand zitterte, als ich ihm sanft durch das sandfarbene Haar strich. Wesleys Kopf schoss hoch. Mit großen Augen starrte er mich an. 

Plötzlich fühlte ich Erleichterung und Freude. Ich runzelte die Stirn. „Ally! Du bist wach!", rief Wes begeistert und umarmte mich stürmisch. Er schlang seine kräftigen Arme um mich und zog mich an sich. Sein Gesicht vergrub er in meiner Halsbeuge. Ich zischte vor Schmerz auf, als Wesleys Arm meine Rippen berührte. Sofort wurde ich wieder losgelassen. „Tut mir leid!", entschuldigte Wes sich aufgeregt und fuhr sich durch sein Haar. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Was ist passiert?", fragte ich ihm mit heiseren Stimme. Mein Mund fühlte sich trocken an. Doch am meisten ängstigte mich, dass ich nicht wusste, was geschehen war. Wes sah mich besorgt an. „Mein...Vater...hat dich und Kath entführt. Weißt du das nicht mehr?", erklärte er mich behutsam. Bilder tauchten in meinem Kopf auf. Richard, der auf mich einschlug. Richard, welcher mich mit Silberfesseln fesselte. Bilder von Kath, die gefesselt neben mir saß. Die Erinnerungen prasselten auf mich nieder. Erneut schmerzte mein Nacken und ich rieb sanft mit meiner Hand über die schmerzende Stelle. Ich erstarrte, als ich eine kleine Wunde ertastete. 

„W-Wes?!", stotterte ich mit bebender Stimme. Ich hatte eine schreckliche Vorahnung, als Wes schuldbewusst seinen Kopf senkte. „Es tut mir unendlich leid, Ally. Aber du wärst beinahe gestorben. Es war die einzige Möglichkeit.", entschuldigte er sich bei mir. Ich war wie erstarrt. Wes hat mich markiert. Ich war nun für immer an ihn gebunden. Wie im Trance starrte ich auf die weiße Decke die um mich gehüllt wurde. Ich wusste nicht, wie ich mich gerade fühlen sollte. Wütend? Enttäuscht? Glücklich? Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, verstand ich meinen Gefährten. Er wollte mich nur beschützen. In seinen Augen konnte ich Reue erkennen. Eine Träne löste sich von meinem Augenwinkel. Behutsam fing Wes sie mit seinem Daumen auf. „Ally, es tut mir so leid.", entschuldigte er sich erneut bei mir. Ein Schluchzer drang aus meiner Kehle. „Ich hatte so Angst.", schluchzte ich. 

Wes zog mich behutsam in seine Arme. Ich verbarg mein Gesicht in seinem T-Shirt. Tränen liefen mir über die Wangen. „Was ist mit Kath und James? Und wo ist Richard? Geht es Justin gut?", platzte es aus mir heraus. „Kath und James sind nach Hause gefahren und Justin hatte Richard getötet. Justin geht es bereits besser.", erklärte er mir beruhigend. Erleichterung machte sich in mir breit. Ich löste mich von Wes und scannte seinen Körper nach Verletzungen ab. „Und was ist mit dir?", fragte ich ihn besorgt. Wes lächelte schief. „Es geht mir gut, da du endlich aufgewacht bist. Mir ist nichts passiert. Ich fühle mich nur gedemütigt. Mein Vater hat mich die ganze Zeit manipuliert und ich habe es nicht bemerkt!", vertraute er mir an und senkte beschämt seinen Kopf. 

Ich legte ihm behutsam meine Hand auf die Wange um hob sanft seinen Kopf an. „Es ist nicht deine Schuld. Richard hat uns alle hintergangen.", erklärte ich ihm ernst. Wesleys blaue Augen bohrten sich in meine. Sanft strich ich mit meinen Fingerspitzen sein sandfarbenes Haar aus dem Gesicht. Anschließend lehnte ich mich vor und küsste ihn sanft. Wes seufzte und erwiderte den Kuss ebenfalls sanft. Ich löste mich etwas von ihm. „Du solltest wirklich duschen gehen. Du stinkst!", befahl ich ihm. Wes lächelte spitzbübisch. „Möchtest du mich denn begleiten?", neckte er mich. Angewidert verzog ich mein Gesicht. „Nein danke. Durch diesen Anblick würde ich möglicherweise einen Augenkrebs erleiden.", kicherte ich. Wes schmunzelte und küsste mich erneut kurz auf die Lippen. „Du weißt gar nicht, wie sehr ich dein freches Mundwerk vermisst habe.", lachte er. Empört schlug ich ihm hart gegen seinen Arm. Wesley lachte bloß. 

Never stop loving me_Band 3Where stories live. Discover now