Kapitel 6: Die Sache mit dem Kuchen

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• Lucia •

Gestern war hier das halbe Schloss von Jaron in Sorge, weil Fenja und Delian wohl was genommen haben und es lieber für sich behalten wollen. Das bringt Jaron um den Verstand und auch seine beiden Hauptmänner Benedikt und Khojin sind ratlos.

„Willst du Delian nicht ausfragen?", erkundige ich mich bei Val, mit dem ich an diesem Morgen noch friedlich im Bett liege.

Aufstehen? Keine Lust, der Tag fängt ja auch gerade erst an. Man darf auch mal herumtrödeln und herumliegen!

„Nein, Delian wird zu mir kommen, wenn er das für nötig erachtet. Manchmal ist er ein wenig stur, aber in der Hinsicht kann ich mich auf ihn verlassen", sagt Val mit gewissem Stolz.

Da hat er tatsächlich recht.

Bei mir verhält es sich genau so, daher kann ich das gut nachempfinden.

Plötzlich denken aber weder Val, noch ich an das kleine Problemchen, was das Schloss in Sorge versetzt.

„Wie geht's uns so?", ertönt die tiefe engelsgleiche Stimme von Isamail.

Der Lichtwesenkönig steht nun mit seinen kurzen weißen Locken und der großen muskulösen Statur erhobenen Hauptes neben uns und mustert uns. Sein weißes, beinahe leuchtendes Antlitz sieht wirklich nicht wie von dieser Welt aus. Vor allem diese Lichtschwaden, die von seinem Rücken in die Umgebung gleiten, sehen nicht wie von dieser Welt aus.

„Ich bin auch nicht von dieser Welt, meine liebe Lucia. Nun komm mich endlich begrüßen! Wird's bald?", fordert Isamail mit einem Grinsen.

Ich tue wie mir befohlen und springe ihn förmlich an. Er ist ja auch immerhin sowas wie mein Lichtwesenziehvater, sein Lichtwesengen ist ja auch in mir vorhanden.

Freudig umarmt er mich und ich ihn, Val ist fast vergessen, aber er schaut uns mit einem Lächeln zu. Die Zwei nicken sich kurz zu, mehr Austausch wird es bei den beiden auch nicht geben.

Und schon stellt Isamail mich auf meine Füße.

„Wir müssen reden, Kleines", betont er nun und nimmt sanft meine Wangen in seine Hände. Sachte wiegt er meinen Kopf hin und her und mustert mich. Als wäre ich etwas zerbrechliches, was schnell kaputt geht.

„Streng genommen ist dein Gedankengang nicht falsch", meint Isamail vorsichtig.

„Wie bitte? Und was macht mich kaputt?", kommt es aus mir heraus.

Meine Augen werden groß, zum Spaß sagt er sowas nicht. Und Vals Entspannung ist dahin, er steht nämlich sofort neben uns.

„Was ist mit ihr? Sprich, Isamail!", betont Val nun herrisch.

„Nicht in dem Ton, Valorian!", erwidert Isamail und strahlt plötzlich ziemliche Feindseligkeit aus. Das kenne ich so gar nicht, aber ich habe ihn auch noch nie so angesprochen. Und Val scheinbar auch nicht, denn er senkt den Kopf und deutet an, untertan zu sein.

Im nächsten Moment klopft es an der Tür und Isamail ruft einfach lautstark „herein" für uns. Ja, fühle dich nur wie zuhause, ist ja nur Jarons Schloss.

Nathan kommt wortlos herein und schließt leise die Tür. Dann nickt auch er dem Lichtkönig zu und sieht ihn dann fragend an. Eigentlich bin ich immer die einzige Person, die ihm freudestrahlend in die Arme springt. Aber hey, das mache ich schon so seit ich drei Jahre alt bin!

Da ist er selbst Schuld!

„Ich muss euch etwas beichten", sagt Isamail nun in ruhigem Tonfall und tätschelt dann meinen Kopf.

Val und Nathan spannen sich sichtlich an und ich wüsste gerne warum.

„Lucia, du bist ein wenig ... anders ... als Valorian und Nathanael. Du erinnerst dich daran vermutlich nur nicht", verkündet Isamail und sieht mich nun an.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt