Kronprinz Silas II

Kapitel 47: Delian und Magnus

• Delian •

Mit mulmigem Gefühl tauche ich beim Stamm des Walddorfes auf, um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

In den letzten Monaten habe ich immer mit Val an meiner Halbdrachen Form trainiert, mittlerweile kann ich Drachenflügel an meinem Körper beschwören, die ich fast normal bewegen kann. Die Freigabe zum Fliegen habe ich von Val aber noch nicht, er sieht die Gefahr des Absturzes und eines Genickbruchs zu hoch.

Am Lagerfeuer sitzen gerade Fenix und Mavie zusammen, Linnea und Espen raufen sich gerade neben dem Lagerfeuer quer über den Boden.

Orangen.

„Ich hatte es zuerst!", beschwert Linnea sich wütend.

„Du kannst es doch haben, nachdem ich fertig bin", wendet Espen ein.

Geschickt wehrt er sämtliche Angriffe von Linnea ab, die echt aufgebracht auf ihn einschlagen will. Fenix springt sofort auf und wirft sich mir richtig in die Arme, ich umfange sie sofort und drücke ihr einen Kuss auf die Lippen. Einen Moment lang lege ich meine Stirn auf ihre und schaue in ihre bernsteinfarbenen, fast schon orange leuchtenden Augen.

„Und du kommst ohne Sonan? Was soll das?", beschwert Mavie sich nun eingeschnappt.

„Wenn ich mich recht entsinne, beginnt dein zweiwöchiger Aufenthalt bei Sonan erst in drei Tagen", erwidere ich schmunzelnd, schaue dabei aber weiter in Fenix' Augen.

Das Grinsen meiner Geliebten wird breiter, sie liebt dieses Drama zwischen Sonan und Mavie richtig. Schließlich löst Fenix sich von mir, im Gegensatz zu gewissen anderen hier anwesenden Vampiren haben wir es nicht nötig förmlich aneinander zu kleben.

„Und weswegen besuchst du uns heute?", hakt Fenix neugierig nach.

Sie steht nun neben mir, ihre Hände in die Hüften gestemmt und schaut nebenbei auf das kleine Kampfpärchen neben uns. Espen drückt Linnea nun kraftvoll auf den Boden, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Da Espen aber einiges an Vampirjahre voraus ist, hat Linnea keine Chance und strampelt quasi umsonst gegen Espen an.

Was sie aber nicht davon abhält weiter zu machen, sie tobt sich richtig aus und bekommt ein immer verdächtig breiter werdendes Lächeln. Auch Espen wirkt zunehmend zufriedener, hält aber streng dagegen.

Dass die Zwei noch kein Paar geworden sind, ich sag's euch.

„Ich komme tatsächlich wegen Magnus, das kann ja nicht ewig so weitergehen", beichte ich schließlich meinen Plan.

Mavie verstummt nun verhalten, auch Fenix schweigt nun vor sich hin. Tja, das sind ja gute Voraussetzungen, die mich scheinbar erwarten. Übrigens hat Mavie mir wirklich versucht zu erklären, wo das Problem und die Ungehorsamkeit meines Verhaltens ist, aber ... ich verstehe es trotzdem nicht.

„Er ist am Strand, zusammen mit Corvus", meint Mavie schließlich.

Ich nicke und Fenix bietet mir ihre Hand, die ich dann ergreife. Wie ein verliebtes Pärchen spazieren wir nun in den Wald hinein und Fenix hat für uns den richtigen Weg durch das Moor im Blick. Im Hintergrund hört man nun einen Wolf laut losheulen, Mavie unternimmt dann wohl einen tierischen Ausflug.

Zu Zweit gehen wir bewusst ein Stückchen langsamer, ich erkundige mich nach dem Wohlbefinden meiner Freundin und auch Fenix hakt nach, wie es mir so geht. Der bevorstehende Krieg vereinnahmt aber sehr meine Zeit und es liegen stets die Sorgen davon in der Luft.

„Ich werde in den Moorlanden bleiben, hier ist es sicher für mich", bietet Fenix dann mit einem Lächeln an.

„Ich habe streng genommen eine bessere Idee, aber darüber will ich erst mit Magnus reden. Es wird das Leben des Walddorfes vermutlich verändern und das ist seine Entscheidung, nicht meine", erwidere ich zaghaft.