Kapitel 80: Das Ende des Krieges?

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• Delian •

Als ich wieder zu mir komme, scheint der erste Sonnenstrahl des Morgens durch das Fenster des kleinen Gästegemachs des Quartiers. Für den königlichen Bereich sieht es hier dennoch verhältnismäßig edel aus, wenn auch etwas gesitteter und funktionaler, als in Lucans Schloss.

Mein Blick geht zu meiner Seite, denn Fenix schläft an mir angekuschelt noch vor sich hin und ich denke nur noch an Orangen.

„Hat der kleine Jungvampir gut geschlafen?", ertönt Benedikts belustigte Stimme.

Gelassen betritt er nun mein Gemach, in seiner funktionsfähigen Hand zwei Trinkschläuche gefüllt mit frischem Blut. Mir läuft direkt das Wasser im Mund zusammen und auch Fenix rührt sich augenblicklich.

Blut?

Jo! Meins!

„Du darfst es ruhig und genüsslich trinken, keine Eile. Der Krieg ist vorbei", verrät Benedikt dann mit breitem Grinsen.

Jetzt wo er es sagt, ist es verdächtig still um uns herum. Nahezu gespenstisch, wenn ihr mich fragt. Dann betrachte ich den kriegerischen Vampir, der offensichtlich nicht im Dienst ist.

Eine sportliche schwarze Hose und ein eng anliegendes Shirt, was aber irgendwie auch bequem aussieht. Zumindest verrutscht es bei den Bewegungen nicht.

Und ...

„Was ist mit deinem Arm?", kommt es besorgt aus mir heraus.

„Ich kann ihn nicht bewegen. Die Mediziner wissen noch nicht, wann und ob ich ihn jemals wieder bewegen kann", berichtet Benedikt nun verhalten.

Mit einem gelähmten Arm, der gerade regungslos in einer Schlaufe an seinem Körper hängt, kann er seinen Posten als Hauptmann an den Nagel hängen. Und das wünsche ich ihm wirklich nicht, denn seine Anstellung ist seine Passion.

Ohne ein weiteres Wort leeren Fenix und ich den Umtrunk, Benedikt sitzt neben uns auf einem Sessel und wartet.

„Vittorius will dich sehen, in so guten zwei Stunden dann in Lucans Regierungszimmer", meint Benedikt schließlich.

Dann steht er auf, sammelt die Trinkschläuche mit seiner unverletzten Hand ein und verzieht sich. Fenix und ich schauen ihm sparsam hinterher.

Schließlich lassen Fenix und ich uns diese zwei Stunden Zeit, um uns gemächlich zu waschen und für den Tag zu kleiden. Diese zwei Stunden habe ich auch echt noch gebraucht.

Als ich die Tür zum königlichen Bereich des Quartiers aufmache, steht Magnus dort. Keine Ahnung warum, aber mir wird direkt anders.

„Schön dich wohlauf zu sehen, Delian", meint er und blickt mir mit verschränkten Armen entgegen.

„Dich auch, Magnus", kommt es aus mir heraus.

Nun lächelt er doch tatsächlich, löst seine starre Haltung und kommt auf uns zu. Sanft legt er nun seine Hand auf meine Schulter und wirft mir ein Lächeln zu.

„Meine strikte Trainingsmethode ist für dich nicht die Richtige, das haben die letzten Wochen Abstand gezeigt. Du bist immer ein Teil von uns und bist weiterhin zu jeder Zeit willkommen, aber als Stammesanführer habe ich Verantwortung, Delian. Ich kann so nicht der Lehrmeister sein, den du brauchst, denn als Stammesanführer ist es mein persönliches Prinzip, so zu sein, wie ich bin. Du kannst aber immer zu mir kommen, als dein Freund. Verstehst du, was ich meine?", wendet Magnus sich nun an mich.

Ich merke sogar sofort, was er meint und selbst Fenix bemerkt es. Ihre Augen werden groß, denn Magnus steht als Stammesanführer immer vor allen und behütet seinen Stamm quasi. Im Notfall würde er das auch für mich tun, aber er ist für mich nun nicht mehr die Art von Stammesanführer, wie er es für die anderen ist.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt