Kapitel 8: Frechheiten über Frechheiten

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• Lucia •

Mit meinem Valorian auf einer Wiese zu liegen und den vorbeiziehenden Wolkenhimmel zu beobachten, kommt mir ziemlich bekannt vor.

Ich denke dabei an unseren ersten Kuss.

Aber seitdem ist auch viel passiert und wir haben viele Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt. Val ist dabei jemand, der mir meinen Freiraum lässt und das schätze ich sehr.

Außer es geht wirklich um meine Sicherheit oder ich fordere ihn als meinen Vampirmann heraus. Und genau letzteres habe ich eben vor Nathan und Alessia getan.

Jetzt liege ich komplett kaputt trainiert im weichen Gras vor Jarons Stadt und brauche dringend eine Heimreisegelegenheit.

Val bekommt jetzt aber nicht, was er hören will!

„Wäre doch nur ein entsprechender Vampir in meiner Nähe, der die Stärke besitzt, mich Heim zu bringen", haue ich raus und schaue schmunzelnd in die Wolken.

„So einen Vampir hättest du wahrlich bitter nötig", meint Val selbstgefällig und lässt sich auf den Rücken fallen.

Auch er sieht nun in die Wolkendecke und beobachtet die lustigen Formen der kleinen, einzelnen Wolken.

„Da wird mir das Glück ganz bestimmt bald Hold sein, womöglich findet mich ein Wanderer bis zum Sonnenuntergang", provoziere ich weiter drauf los.

„Wäre dann wohl äußerst schlecht, wenn du diese Waldlichtung für einen Kampf gewählt hast, weil man hier seine Ruhe hat und wirklich niemand mal eben so vorbei kommt", erklärt Val belustigt.

Damit hat er leider recht, für unsere Lichtmagie Versuche von eben haben wir Platz und Sichtschutz gebraucht. Zwei Faktoren, die auf weit abseits der Straße hindeuten.

„Hach, welch ungünstige Umstände für eine junge, hilflose Vampirin wie mich. Was bliebe mir da nur übrig? Hier nächtigen? Um Hilfe rufen? Rauchzeichen aufgeben?", zähle ich kichernd auf.

„Wenn ich der jungen, hilflosen Vampirin einen Rat geben würde, würde ich ihr raten, den überaus gut aussehenden und starken Vampir neben sich zu fragen", sagt Val nun voll von sich überzeugt.

Ich hieve mich unter großer Anstrengung hoch, sehe mich um, lasse meinen Blick schweifen und tue so, als sehe ich niemanden, auf den diese Beschreibung zutrifft.

Bereits das ist so kräftezehrend, dass ich haltlos zurück sacke und wieder in die Waagerechte kippen werde. Dass mir dabei sogar schwummrig wird, ist nicht so optimal.

Anstatt aber ins weiche Gras zu fallen, sinke ich gegen Val Brust und er umfängt mich nun mit seinen starken Armen. Er richtet mich sogar ein Stück weit wieder auf und stützt mich, bis die kleinen, tanzenden Sterne in meinem Sichtfeld verschwinden.

Er wartet genussvoll, er wird siegen. Und das weiß er.

„Scheint, als wärst du dieser überaus gut aussehende und starke Vampir? Wärst du denn so freundlich und würdest dich um mich kümmern?", verschaffe ich ihm schließlich seine Genugtuung.

Ein breites Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus und er lehnt hoch zufrieden sanft seinen Kopf auf meinen.

„Gleich nachdem dir nicht mehr schwindelig ist, meine liebste Lucia. Und beim nächsten Training wäre ich dir verbunden, wenn du dich nicht so stark verausgabst, dass das passiert", meint Val dann liebevoll, aber auch mit einem gewissen Unterton.

Die Entscheidung liegt nämlich bei mir. Und wenn ich mich zur Besinnungslosigkeit verausgaben will und ohnmächtig werde, ist das rein meine Angelegenheit. Aber Val wird dann da sein, denn das lässt er nicht mit sich verhandeln.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt