Kapitel 61: Shade

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• Silas •

„Shani, das geht so nicht. Shade ist ein Halbvampir, er hat Gefühle und mit Sicherheit eine Heidenangst, weil niemand da ist, den er kennt. Er ist bei mir viel sicherer und besser aufgehoben", appelliere ich nun an Shani.

Ich treffe genau nichts damit in ihr.

„Ach ja? Während du Enya versorgen musstest, ist Shade über eure Balkonabsperrung geflogen! Geflogen, Silas! Er ist somit offiziell das früheste Dämonenbaby, dass das geschafft hat! Ich lasse meinen Nachwuchs nicht unbeholfen durch die Luft fliegen, wenn er noch nicht mal einen klaren Gedanken fassen kann!", platzt es erbost aus Shani heraus.

Sie stemmt sich nun gegen die Schatten und versucht frei zu kommen, aber ohne Erfolg. Fluchend gibt Shani dann auf und hängt nun an der Wand, wo meine Hand sie immer noch penibel hält.

„Das geht so nicht weiter, Shani! Du kümmerst dich nicht eine Sekunde lang um deine Kinder und dann gibst du Shade weg? Du hast kein Recht dazu! Du bist zwar ihre Mutter, verhältst dich aber nicht so!", kommt es aus mir heraus.

All der Frust der letzten Monate entlädt sich in genau diesem Moment. Mein kleiner Shade wird mir weggenommen, von meiner eigenen Gemahlin!

„Du hast Recht, Silas. Es geht so nicht weiter", betont Shani nun.

„Wie bitte?", frage ich leicht verwirrt nach.

„Es funktioniert einfach nicht, Silas. Du bist nur ein Vierteldämon und die Lebensvorstellungen von Vampiren und Dämonen gehen offensichtlich viel zu weit auseinander", erklärt Shani ruhigen Wortes.

Jetzt halte ich doch perplex inne und starre Shani entsetzt an.

„Heißt das, du willst dich ... trennen?", stelle ich voller Furcht fest.

Streit hin oder her, aber sie ist doch meine geliebte Shani! Auch wenn gerade nicht mehr viel von der Shani übrig ist, wie ich sie kennen gelernt habe.

„Ja, will ich", bestätigt Shani nun.

Sie sackt sofort zurück auf ihre Füße, weil meine Schatten nun nachgeben. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag und mir rollt sofort eine Träne über die Wange, gefolgt von ein paar weiteren Tränen.

Shani lässt mich nun stehen und geht einfach weiter an ihren Schreibtisch. Mit einer Seelenruhe nimmt sie die Schreibfeder in die Hand und setzt die Antwort auf das Schreiben auf.

Sie ist nun mal eine Dämonin und sie fühlt nicht, was ich fühle.

„Gib mir Shade wieder, du hast kein Recht, ihn mir weg zu nehmen", fordere ich mit brüchiger Stimme.

Eine Antwort bleibt aus. Genau wie der Erhalt unserer Beziehung, das ist es dann wohl gewesen. Mein nächster Zielort ist nicht das Schloss von Vater, sondern das Schloss von Noctis.

Wenn mir einer helfen kann, dann er, oder?

• Lucia •

Die Strapazen der Teleportationen von gestern waren echt anstrengend. Und durch den nächsten Übervater des Jahres bin ich seitdem zur Bettruhe verdonnert.

„Valorian wird ein ausgezeichneter Vater", stellt Vater fest, der neben mir auf meinem Bett liegt und sanft meinen Bauch streichelt.

„Unser armer Sohn tut mir jetzt schon leid", bringe ich amüsiert hervor.

„Mir nicht. Sag mal, Kleines, habt ihr schon einen Namen? Runa wusste sofort, welchen Namen du bekommen sollst", hakt Vater voller Neugier nach.

„Nein, aber Lucan steht auf der Liste ganz weit unten", entgegne ich mit einem herzhaften Lacher.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt