Kapitel 77: Der entscheidende Kriegsverlauf

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• Delian •

Mit blankem Grauen mustere ich Daryun, beziehungsweise das, was von ihm übrig ist. Sein gesamter Körper ist eine einzige Verletzung und sein rechter Unterschenkel ist dick bandagiert, der Rest ist ja nun nicht mehr da.

Bei Bewusstsein ist er nicht, er ist gut versorgt, aber seine vampirische Ausstrahlung schwankt bedrohlich.

Er kämpft deutlich um sein Leben.

Dieser Anblick wird mich verfolgen, ich schwöre es.

Neben seiner Krankenliege stehen Milo und Haru, die beiden Hauptmänner von ihm. Und beide sehen wirklich arg betroffen aus und schauen mit Schmerz im Blick zu Boden. Im nächsten Moment schiebt sich eine Art Bild vor mein geistiges Auge, in dem Daryun lachend seiner Gemahlin hinterher eilt. Ein gesundes Bein und eine stählerne Prothese, in viel Mühe angepasst auf seine nun stetige Behinderung.

Es liegt an ihm und seinem Willen, denn wenn er will, ist das seine Zukunft.

„Er wird das überleben, ich sehe das. Aber nur, wenn er will", kommt es aus mir heraus.

Keine Sekunde später sehen mich alle staunend, aber auch erleichtert an. Die Warnung dahinter haben aber alle verstanden.

„Ich nerve ihn den ganzen Tag, bis er keine Lust mehr zum Selbstmitleid hat", bietet Milo ganz selbstlos an.

„Und ich spreche mit Derya viele Gemeinheiten ab, damit es nie langweilig wird. Die Gute ist da mit Sicherheit sehr umgänglich", bestätigt Haru leicht amüsiert.

„Prinz Daryun tut mir jetzt schon leid", mischt Benedikt sich lachend ein.

Zum Glück versinkt er nicht in einer Lebenskrise, weil er seinen Arm gerade nicht benutzen kann. Und ich hoffe sehr für ihn, dass das regeneriert.

Schließlich bereite ich die Teleportation von Benedikt vor, mit ihm tauche ich nun auch im Quartier von Lucan auf.

Ich muss ihn stützen und bringe ihn erst einmal in den medizinischen Bereich des Quartiers. Seine Verbände an seinem Arm färben sich auch schon wieder verdächtig rot. Hier werden wir direkt von einigen Medizinern in Empfang genommen, die sich umgehend um Benedikt kümmern. Der erste Mediziner löst sogar bereits den Verband und analysiert die starke Verletzung seines Armes. Der Blick verheißt nichts Gutes und selbst Benedikt hat nun ein gewisses Maß an Sorge im Blick.

In zwei, drei knappen Sätze spreche ich ab, wo genau ich Daryun hinteleportieren soll. Und nach fünf Minuten ist ein Raum exklusiv für Daryun reserviert, wo nun ein Krankenbett bereit gestellt wird und allerhand medizinisches Zeugs. Genau da soll ich ihn nun hin teleportieren, was ich dann auch in Angriff nehme.

Milo, Haru und Kilean verabschieden sich nun von mir, die drei Hauptmänner werden nun beim Kriegsgeschehen weiter behilflich sein. Kurz warten die aber noch, bis ich mit Daryun auch wirklich den Standort wechsle. Val ist mir aber auch stets auf den Fersen.

Der schwer verletzte Daryun kommt gerade so auf dem Krankenbett an, da finde ich mich schon in den Armen eines Medizinvampirs wieder. Sachte trägt er mich einen Raum weiter und legt mich dort auf einer Krankenliege ab. Mir wird eine Weile Bettruhe verordnet und ehe ich es verneinen kann, steckt auch schon eine Nadel mit einem Mittel für meinen Kreislauf im Arm. Der Mediziner ist daraufhin auch schon verschwunden und ich liege nun alleine im Raum. In genau diesem Moment fühle ich mich besonders verloren und frage mich, ob ich nicht doch lieber irgendwo helfen kann und soll. Stattdessen liege ich aber auf dieser Liege und starre die schlichte weiße Deckenpaneele des Quartiers an.

„Brauchst noch ein Fläschchen und Lätzchen, oder geht das so?", ertönt Vals amüsierte Stimme neben mir.

Fragenden Blickes hält er mir nun einen mit Blut gefüllten Trinkschlauch hin, den ich ohne ein weiteres Kommentar direkt entgegen nehme.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt