Kronprinz Silas II

Kapitel 69: Lucans Stadt

• Fenja •

„Und, wo geht es heute hin, Herr Shade?", frage ich belustigt nach.

Shade sieht nun aus seinem mittlerweile leicht stabilerem Stand zu mir hoch und lächelt, wir Zwei haben aktuell eine ganz besondere Zusammenarbeit.

Er hilft mir dabei, nicht durchzudrehen und ich helfe ihm dabei, nicht wie ein popeliger, kleiner Minidämon behandelt zu werden.

„Mein Enkel geht fremd", höre ich Yara beinahe traurig vom Sofa aus, die sich frustriert an Enya fest kuschelt, die sich ganz zufrieden zurück ankuschelt.

„Ich unterstütze das!", betont Clarissa voller Stolz.

Wenn Shade seiner Nachtruhe nachgeht, was er vorübergehend ohne Babybett bei mir im Bett tut, habe ich immer ein wenig Zeit allein mit Clarissa. Wir reden über unsere Sorgen und bangen jeden Tag um das Leben zahlreicher Vampire.

„Ich ja auch, aber komm schon, Shade schläft nur friedlich bei Fenja? Was soll das? Ich bin doch seine über alles geliebte Großmutter!", beschwert Yara sich.

Dabei streichelt sie die Haarpracht von Enya, die das grandios findet. Jedenfalls knabbert die Kleine zufrieden am Beißring und grinst in sich hinein. Natürlich mit dem Kopf fest an Yara gedrückt.

„Der kleine Shade ist eben sehr feinfühlig, er weiß sehr genau, wo er gebraucht wird. Seht doch nur, sein nächstes Ziel liegt garantiert dahinten zur Bettruhe", ertönt Elias' gesittete Stimme.

Mit diesem Vampir verstehe ich mich an sich auch ganz in Ordnung, er ist aber eher zurückhaltend und für sich. Meistens hängt er eher mit bei Roan ab oder bei seiner Schwester, die jetzt gerade aber ein Spaziergang mit Ohta, Mattheo, Derya und Valerie unternimmt.

Bei dieser Feststellung schaut Yara plötzlich ganz verliebt in die Richtung des Kleinen.

„Du bist schon toll, Shade", träumt sie nun drauf los.

Da dreht Shade doch allen ernstes sein Kopf zu ihr und setzt ein leichtes Lächeln auf, gefolgt von ein paar Gurrgeräuschen.

Schließlich tut Shade aber genau das, was Elias vorhergesagt hat. Er steuert zielstrebig das Gemach von Lucia an, wo besagte Vampirin das Bett hütet und dabei von ihrer Mutter bei Laune gehalten wird. Jetzt gerade scheinen die Zwei über alte Zeiten mit Sorin als Vater und Großvater zu reden, unterbrechen ihr Gespräch aber, als Shade hereingewackelt kommt.

Kurz darauf sitzt Shade neben Lucia auf dem Bett und starrt den Bauch an, als wäre das nicht dezent unhöflich. Aber naja, er hat den Babybonus. Wahrscheinlich fänden wir es noch niedlich, wenn er da jetzt drauf kotzt.

„Also du und Silas waren echt süß, aber er hier ist immer hoch gruselig", wirft Runa verhalten ein und richtet ihren Blick auf Shade.

„Er will halt nicht wie ein Baby behandelt werden", stelle ich mich auf Shades Seite.

Oh, jetzt spreche ich mich schon für ein Baby aus und lenke mich damit komplett von all meinen Problemen ab. Nun, das kommt mir gelegen und den Vampirkriegern, die um mich herum für den Notfall verteilt sind, sicher auch.

„Aber er ist ein Baby", belehrt Runa mich förmlich.

Shade sieht nun von Lucias Bauch direkt in die olivgrünen Augen von Runa, die nun allen ernstes Angst vor dem Baby bekommt. Mit verhaltenem Blick weicht sie kaum merklich zurück, Shade starrt sie auch weiter unbeirrt an.

„Ist ja gut, du bist kein Baby mehr", meint Runa dann verhalten.

Und siehe da, Shade wendet sein Blick ab und schaut auf Lucias Bauch. Wenn der gleich anfängt flüssig zu reden und das Baby im Bauch anfängt zu antworten, dann bin ich aber auch weg!