Kapitel 35: Doch noch ein Ausflug

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• Fenja •

Eine gute Stunde schnacken Clarissa und ich wie die Weltmeister, dann steht einer von Jarons Vampirkriegern vor uns. Mit einem freundlichen Lächeln mustert er uns, er gehört zu Khojins oder Benedikts unteren Reihen.

„Prinzessin Fenja, Prinzessin Clarissa, wenn es euch beliebt, wäre ich nun mit meiner Einheit für einen Einkaufstag abgestellt", berichtet der Vampir freudig.

Ich habe nicht mal Zeit um „Ja" zu sagen, da springt Clarissa schon auf und sieht den Vampir breit grinsend an.

„Au ja! Sag mal, können wir auch in die Nachbarstadt reisen, die zwei Stunden entfernt ist? Da soll es einen Lederer geben, der wirklich einzigartige Handtaschen fertigt, das hat ein Schlossbediensteter von Sorin mir anvertraut!", fragt Clarissa nun nach.

„Ich muss die Reise erst absprechen, wartet kurz bitte einen Moment", erwidert der Vampir, verbeugt sich galant und verschwindet. Natürlich, was auch sonst. So sieht es die allgemeine Vorschrift von Jaron vor.

Nach guten zehn Minuten kommt der Vampir wieder und hat ein Lächeln im Gesicht.

„Gute Nachrichten, Prinz Jaron stimmt der Reise zu. Die Kutsche wartet bereits vor der Stadt, wenn Ihr mir bitte folgen würdet? Oder wünscht Ihr getragen zu werden?", hakt der Vampir nach.

Als ob ich mich tragen lasse, also echt! Clarissa und ich folgen dem Vampir mit der breit gebauten Statur. Seine braunen, kurzen Locken wackeln fast vor sich hin bei jeder Bewegung. Aus seinen hellbraunen Augen sieht er uns nun schmunzelnd an und belächelt unsere Vorfreude.

„Ich bin Garran, falls Ihr meinen Namen nicht mehr auf dem Schirm habt. Mit meiner Einheit unterstehe ich Emils Befehl. Die Einheit wartet bereits am Stadttor auf uns, Ihr seid also zu jeder Zeit vollkommen geschützt", redet uns Garran beruhigend zu.

„Für ein Vampirkrieger aus Jarons Reihen bist du aber echt locker drauf", bemerke ich amüsiert.

„Kann ja nicht jeder so stocksteif wie Lord Emil seiner Arbeit nachgehen. Und solange ich den Respekt und Anstand bewahre ist doch alles gut, oder findet ihr nicht?", hakt er mit einem Augenzwinkern nach.

Dem stimme ich zu, auch Clarissa ist ihm wohlwollend gesinnt. Schließlich bringt Garran uns dann zur schwarzen, prunkvollen Kutsche von Jaron, die fertig mit Skelettpferden bereit steht.

Höflich hilft er uns in die Kutsche, wo Clarissa und ich nebeneinander Platz nehmen, um weiter freudig tuscheln zu können.

Garran setzt sich auf dem Kutscherplatz hin und die Kutsche wackelt dabei leicht. Jetzt war ich schon so lange nicht mehr in einer Kutsche, dass mir das fast fremd vorkommt. Sachen gibt's.

„Können wir?", hakt Garran nach.

„Ja!", rufen Clarissa und ich freudig aus dem Innenraum und kichern dann leise drauf los.

Garran stößt ein Lachen aus, dann befehligt er die Skelettpferde und es geht los. Jarons und meine Stadt rückt immer weiter in den Hintergrund, aber Clarissa und ich sind so sehr im Gespräch vertieft, dass wir eh nicht aus dem Fenster gucken.

Mit einem herzhaften Gähnen schlafen wir beide dann doch tatsächlich auf der kurzen Kutschfahrt ein.

• Silas •

In aller Ruhe durchwühle ich die Bibliothek von Noctis nach Büchern, die Lucia gefallen könnten. Lange kann ich das mit der Schattensicht aber nicht machen, weil die filigrane Schrift sehr fein ist und viel Konzentration erfordert. Danach müsste ich mich wieder blind durch die Gegend bewegen, da habe ich nicht so Lust drauf.

Jedenfalls habe ich nun eine Auswahl an neun Büchern, da wird sicher was für sie dabei sein. Auch wenn dämonische Literatur sich ein wenig von menschlich-vampirischer Literatur unterscheidet.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt