Kapitel 70: Lagebesprechung

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• Delian •

Ehrlich, ich komme mir so unwichtig und unbedeutend vor, wenn ich mir die ganzen heroischen Gestalten hier im Besprechungsraum so ansehe.

Mittig ist die militärische Lage aufgebaut, eine Karte der Umgebung und zahlreiche, kleine Holzschiffchen markieren, wie es aktuell aussieht.

Und sagen wir es mal so: Zahlenmäßig nicht gut.

Von den einzelnen Fronten sind soweit fast alle Vampire hier eingekehrt, denn der Feind visiert sehr offensichtlich mit dem Hauptteil seiner Flotte Lucans Stadt an. Tatsächlich sind aber nicht alle Vampire hier her gekommen, weil ein paar auserwählte Krieger in regelmäßigen Abständen die Küstenfront stabil halten.

Einerseits gut für uns, weil wir so eine gute Verteidigung bis zur Stadt haben, andererseits schlecht für uns, weil so weniger Vampire hier kämpfen können. Das wird ein Spiel mit den Fähigkeiten der Vampire.

Vittorius betritt nun dicht gefolgt von Silas den Raum, die Zwei sind auch die Einzigen, die noch gefehlt haben.

„Zunächst einmal, mein wertes Vampirkriegervolk, spreche ich euch meinen Dank und meine Anerkennung aus. Die Lage ist sehr heikel, aber durch die präzisen Absprachen und Handlungsabfolgen schaffen wir es, dem Feind standzuhalten", leitet Vittorius das Gespräch ein.

Was ziemlich geschickt ist, weil er nun nicht nur die Aufmerksamkeit hat, sondern wohlwollende Blicke gleich inklusive. Die Wirkung von Wertschätzung und Lob vom Boss sollte man eben nie unterschätzen!

„Die Lage ist wie folgt: Levente und Mauryn sichern die Linien vor Jarons Küste, die Zwei sind gut eingespielt und haben vor Ort alles im Griff. Bei Sorins Länderei sieht es schon deutlich schwieriger aus, aber auch hier wird eine durchgehende Verteidigung gesichert, damit der Feind nicht durch die Reihen bricht. Der Vorteil ist, wie sich anhand der Bewegung des Feindes zeigt, das Ziel des Feindes, denn der Feind will direkt die Stadt von Lucan anvisieren. Die Gründe sind bekannt, dazu sage ich nichts weiter. Vor Sorins Küsten halten Simeon, Adan, Lunas, Shiyan und ein paar Untereinheiten von Milo und Haru die Verteidigung. Und wie wir alle sehen, ist der Rest von uns genau hier", erklärt Vittorius in ruhiger Tonlage.

Dabei setzt er die Hauptfigur des Kriegsfeldes direkt vor uns auf Lucans Stadt.

„Lucan hat die Einfahrt der Wasserstraße gut befestigen lassen, ich gehe jedoch davon aus, dass wir dem Ansturm des Feindes nicht ewig standhalten werden. Aktuell formieren sie sich in einer bedrohlichen Vielzahl in unserer Nähe, aber auch wir arbeiten weiter an unseren Verteidigungsanlagen", fährt Vittorius fort.

Schließlich folgen noch ein paar Details der Befestigung und der Verteidigung, dicht gefolgt von einigen Befehlsketten. Bis auf Silas und ich hat eigentlich jeder ordentlich zu tun, um dem Feind die Stirn zu bieten.

Mit den ganzen Anweisungen löst sich auch die Runde auf, wobei Silas und ich planlos stehen bleiben.

„Vater, ich kann auch behilflich sein", bringt Silas nun seinen Einwand hervor.

„Mein Sohn, ich brauche deine Schatten, wenn uns der Feind überrennt. Und die brauche ich unter vollster Einsatzbereitschaft, weshalb du und auch Delian euch ausruhen werdet, bis euer Einsatz gefragt ist", erwidert Vittorius ruhigen Wortes.

Silas seufzt lautstark, nimmt das aber als gegeben hin. Schließlich ist die Anweisung logisch genug.

„Statte dem Kriegslager doch einen Besuch ab. Mindestens ein Minivampir wird sich ganz doll freuen, dich zu sehen. Und der andere hat halt deine bockigen Gene abbekommen", lacht Vittorius drauf los.

Da huscht Silas doch ein Lächeln über die Lippen.

• Silas •

Nach einer ausgiebigen Dusche treffe ich mich mit Delian im Wohnbereich von Lucan, der wie ausgestorben wirkt.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt