Kapitel 48: Kleine Hoffnungen?

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• Fenja •

„Fenja, Liebes?", fragt Jaron behutsam.

Ich liege mit geschlossenen Augen halb auf ihm drauf, wobei liegen auch etwas positiv formuliert ist, denn eigentlich sitzen wir.

Unser Gemach habe ich seit unserer Ankunft nicht einmal mehr verlassen, aber das ist für Jaron in Ordnung. Was nicht in Ordnung ist, ist den ganzen Tag im Bett zu liegen. Wenigstens aufstehen, sich umziehen und auf das Sofa gehen, so viel muss drin sein.

Aber das ist in Ordnung, am Anfang empfand ich es als anstrengend und lästig, mittlerweile gibt mir diese Abfolge jeden Tag aufs Neue aber Halt.

„Clarissa will vorbeikommen, wie sieht's aus?", fragt Jaron schließlich in ruhigem Tonfall.

„Solang es nicht wieder Vittorius und Taavi sind", entgegne ich aus Reflex.

Auch die Zwei kommen jeden Tag vorbei, Vittorius sogar mehrmals. Und egal wie oft ich sage, dass er gehen soll, er geht nicht. Stattdessen nimmt er mich jedes Mal in den Arm und verdonnert mich zur Vampirvater Zeit. Das ist meistens dann die Zeit des Tages, wo Jaron auch mal weggehen kann, ohne dass ich mental zusammenbreche.

„Einer von beiden steht erst in drei Stunden auf der Matte, keine Sorge", meint Jaron amüsiert.

„Es tut mir echt leid", kommt es mal wieder aus mir heraus.

Seit meiner Rückkehr bin ich eine einzige Ausnahmesituation und Jaron gibt seinen Landesherrscher Posten an Benedikt ab, weil Jaron sich nicht kümmern kann.

Wegen mir.

Was wirklich sehr liebevoll ist und mir nur noch mehr bestätigt, dass er der Richtige ist, aber ehrlich gesagt kann dass doch so nicht immer weitergehen.

„Das muss es nicht, Liebes. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich bleibe solange an deiner Seite", raunt Jaron mir ohne Handlungsspielraum zu.

Wenn er das so betont, habe ich in seinen Augen kein Recht dazu, es zu verneinen.

„Clarissa darf reinkommen", überwinde ich mich schließlich.

„Das erfreut mich. Aber wenn sie wieder gehen soll, sag Bescheid, hörst du?", sagt Jaron nun mit einem Lächeln.

Zaghaft nicke ich, dann warten wir noch eine gute halbe Stunde, ehe es dann schon an der Tür klopft. Jaron bittet unseren Besuch nun herein, ich sage kein Wort.

Clarissa streckt etwas schüchtern ihren Kopf herein, dann erblickt sie mich und muss lächeln. Ich sehe sofort einen Unterschied, denn sie lächelt nicht, weil sie mit mir mitfühlt. Sondern sie lächelt einfach „nur", weil sie mich sieht.

Nicht mehr, nicht weniger.

Es passiert ganz von alleine, ich erwidere ihr das Lächeln und kann deutlich wahrnehmen, wie Jaron eine große Welle der Erleichterung vor mir verbergen will. Aber nun ja, er kriegt's nicht hin.

Langsam kommt Clarissa zu uns auf das Sofa und nimmt neben uns ihren Platz ein.

„Ich will es nicht weg reden, Fenja. Ich halte diese ganzen mitfühlenden Sätze nicht mehr aus. Ja, es ist schlimm, was man uns angetan hat, aber ich will nicht den ganzen, verdammten Tag darauf reduziert werden", platzt es nun aus Clarissa heraus.

Jaron bekommt echt große Augen und ist kurz davor einzuschreiten, hält dann aber inne, als ich sofort zustimmend nicke.

„Vittorius und Taavi tun auch nichts anderes, es geht mir richtig auf die Nerven", sage ich direkt.

„Mein Gemahl ist zugleich Mediziner, das ist nervig", meint Clarissa und kichert nun echt unpassend drauf los.

„Ja, das würde mich auch nerven. Zum Glück ist mein Zukünftiger nur Jaron, der Zweihundertprozentige. Mir geht's schlecht? Ist in Ordnung, das können wir auch den ganzen Tag machen, aber wenn schon bitte mit Stil!", bringe ich nun hervor und muss doch tatsächlich herzhaft lachen.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt